Rund ums Dorf
Seite 54
Mai 2018
Gastkommentar
Eine Erinnerung hat sich ganz stark in meinen Kopf man-
ifestiert: Als kleiner Bub mit vielleicht drei, vier Jahren
ging ich mit meiner Oma “Orta Sondile” zum Spielen in
die “Zeine” Richtung Rodarm, ziemlich genau dort, wo
heute meine kulinarische und kreative Wirkungsstätte im
Almfamilyhotel ist. Und dort spielten wir, man glaubt es
kaum, Kochen und Auftischen...
Somit stand unbewusst schon recht früh fest, in welche
Richtung es bei mir beruflich mal gehen könnte... Die
klare Entscheidung für den (Traum-)Beruf Koch fiel übri-
gens irgendwann in der (damals noch) Hauptschule,
damit wurde der weitere Lebensweg gestartet.
Nach den Lehrjahren (die keine Herrenjahre waren) in
Lienz, wo ich den Spitznamen “Oschta” aufgrund meines
Tillga Dialekts bekam, wollte ich unbedingt von den
Besten lernen... Somit verschlug es mich ins salzburger-
ische Filzmoos - zur damals laut Medien besten Köchin
der Welt- Johanna Maier. Eine für mich extrem harte und
fordernde Zeit begann- mit teilweise 18 Stunden-Arbeit-
stagen und permanentem Druck. Schon bald wurde mir
klar, dass es nicht die Kunst war, diese Stelle bei der hoch-
“back to the roots...”
oder af tillgarisch: “Hinto zi di Wurzln...”
Zweifacher Haubenkoch und Michelin-Sterne-Koch Thomas Ebner
Foto: Thomas Ebner
dekorierten Starköchin zu ergattern, sondern diese tägli-
che Tortur länger als ein paar Wochen (welche die meis-
ten der wechselnden Mitarbeiter gerade mal schafften)
durchzuhalten. Nach über einem Jahr, welches mir imNa-
chhinein betrachtet wahnsinnig viel kulinarisches Know-
how eingebracht hatte, ging es zu weiteren “behaubten”
Größen der Spitzengastronomie quer durch Österreich.
Arlberg, Ischgl, Salzkammergut, Wien, um einige Statio-
nen zu nennen.
Irgendwann regte sich ein besonderes Gefühl in mir... ich
wollte hinaus in die große, weite Welt. Nach anfängli-
chen Schwierigkeiten ergatterte ich eine Stelle in den
USA, genauer gesagt in New York, wo ich unter ander-
em auch für österreichische Botschafter und Minister
kochte. Meine Heimat vermisste ich trotz allem “ge-
flasht” sein immer wieder, ich erinnere mich noch gut an
einen Moment in meinem Standhaus in Long Beach, als
ich lautstark “Dem Land Tirol die Treue” und “Dahoam is
dahoam” aus den Boxen meines PC´s abspielte, was zu
sehr verwunderlichen Blicken meiner amerikanischen
Nachbarn führte.