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Rund ums Dorf

Seite 48

Mai 2018

Die Brechellöcher wurden wohl aus Sicherheitsgründen

abseits der Wohngebiete errichtet und betrieben. Flachs

entzündete sich leicht, deshalb bestand große Brandge-

fahr.

Hier eine kurze Beschreibung obiger Angaben:

Leinsamen:

auf tillgarisch „Linsat“ genannt, wurde ne-

ben der Verfütterung bei den Kühen auch früher bereits,

so wie heute noch, in der Küche verwendet

Brechel:

die Brechel wird in Obertilliach „Brachl“ ge-

nannt, sie ist ein Arbeitsgerät aus Holz, das ca. 80 bis 100

cm hoch ist und eine messerartige Form hat. Das Oberteil

war an einer Schmalseite mit dem Unterteil scharnierar-

tig verbunden. Beide Teile waren in Längsrichtung durch-

brochen – Siehe Bild 1

Zur Betätigung des Oberteiles war an einem Ende ein

Griff angebracht, mit dem das Oberteil auf das Unterteil

geschlagen wurde. Beim wiederholten Zuschlagen des

stumpfen Oberteiles auf das Unterteil wurde der Flachs,

das „Hoor“, gebrochen und so in den gewünschten Zu-

stand gebracht. Daher der Name Brechel („Brachl“).

Hechel:

die Hechel wird in Obertilliach „Hachl“ genannt.

Sie ist ebenfalls ein kammartiges Gerät mit mehreren

aufstehenden, geschmiedeten Eisenstiften, ähnlich einer

„Riffl“. – siehe Bild 2.

Die sogenannte „Hachl“ war auf einer kurzen Holzbank

befestigt. Durch dieses Gerät wurden die Flachsbüschel

(Reischtlan) mehrmals mit Kraft und Geschwindigkeit

durchgezogen, bis sie vom „Werch“ („Warch“) gereinigt

waren.

Im Anschluss an das „Brachln“ begannen die Arbeiten

des Spinnens und die weiteren Tätigkeiten der Verarbei-

tung bis hin zum fertigen Garn oder fertigen Tuch („Tu-

ich“). Diese Arbeiten wurden wiederum von den Frauen,

vorwiegend in den langen Wintern in den Bauernstuben

verrichtet.

Wir in Obertilliach kennen das „harwane“ Tuich und das

„rupfane“ Tuich. Das „harwane“ Tuich wird aus dem fei-

nen „Hoor“ gewonnen und das „rupfane“ Tuich aus dem

„Warch“.

Je mehr fertige Stoffe (Tuich) eine heiratsfähige junge

Frau besessen hat, desto begehrter sollte sie gewesen

sein!

Bericht: Michl Annewanter

im Bild links oben das Feld mit dem ausgelegten Flachs

(Hoor) im Jahre 1976

vom vlg. Anderer Peter Paul in Rodarm

Foto: Michl Annewanter

„Bild 2 - eine Hechel (Hachl)“

Foto: Michl Annewanter

„Bild 1 - eine Brechel (Brachl) mit einem Reischtl Hoor“

Bilder 1 und 2 zu sehen im „alten Weilermuseum“

Foto: Michl Annewanter