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„e5-Gemeinde“ Assling setzt weiter auf Nachhaltigkeit

Projekt: Saatgut und Vielfalt erhalten!

Saat- und Pflanzgut sind heute unkompliziert und in gro-

ßer Vielfalt in Gärtnereien, in Supermärkten, im Baustoff-

handel oder im Internet erhältlich. Wir haben uns daran

gewöhnt, diese unverzichtbaren „Rohstoffe“ für unsere

Gärten oder Äcker jedes Jahr einzukaufen. Und außerdem

– seien wir uns ehrlich – Saatgut selbst herzustellen oder

Pflanzen vorzuziehen, ist doch viel zu mühsam, oder?

Wozu dann also so ein Projekt in Assling?

Nun, viele haben sicher von der gesellschaftspolitischen

Debatte über Saatgut gehört. Wir meinen die Vielfalt im Saat-

gutregal sei hoch. Wenn wir uns aber Saatgut weltweit anse-

hen, dann werden 1. immer weniger

Kulturarten

, 2. eine

immer kleinere Palette an

Sorten

für die Lebensmittelversor-

gung 3. von nur wenigen weltweit agierenden Handelsfirmen

vertrieben. Viele Menschen stört dieses Saatgutmonopol,

unter anderem, weil wir als Bäuerinnen/Bauern oder Gärtne-

rinnen/Gärtner im Anbau mittlerweile vollkommen von Drit-

ten abhängig sind. Züchtung und Vermehrung sind heute

außerdem kein romantisches Handwerk mehr. Unser Saat- und

Pflanzgut stammt vielmehr oft aus Betrieben unvorstellbarer

Größe, wo die Vermehrung automatisiert und unter Verwen-

dung hoch toxischer Pflanzenschutzmittel und synthetischer

Dünger abläuft – irgendwo auf der Welt.

Diese Firmen interessieren unsere Anbaubedingungen in

Höhenlagen im Gebirge, die kurze Vegetationszeit oder unse-

re Geschmacksvorlieben in Osttirol recht wenig. Während in

Osttirol und anderen Berggebieten Bäuerinnen/Bauern, Gärt-

nerinnen/Gärtner über Jahrhunderte standortangepasste Sorten

selektiert haben, kaufen wir heute oft Saat- oder Pflanzgut, das

auf chemieintensiven Anbau in Gunstlagen optimiert wurde.

Unsere heimischen Sorten sind vielfach verloren. Mit dem

Rückgang des Acker-, Hackfrucht- und Gemüseanbaus in den

60er-Jahren in Osttirol wurden auch die Selektion und der

Nachbau, sowie die Züchtung in unserer Region Schritt für

Schritt aufgegeben. Damit wurde aber auch ein Handwerk auf-

gegeben, das viel Wissen und Erfahrung braucht. Wir sind also

heute nicht nur von Saat- und Pflanzgut Dritter abhängig, son-

dern haben auch die notwendige Fähigkeit nicht mehr, unser

Saatgut – etwa in einem Krisenfall –zu erhalten.

Aber es gibt sie noch: Die eine Gärtnerin hier, den anderen

Bauern dort, die in Osttirol Saatgut von Kulturarten erhalten

haben, die einstmals Tradition waren, aber auch heute noch

gerne gegessen werden, wie etwa die Herbstrübe, aus der

Rübenkraut hergestellt wird.

Wir wollen und können das Rad nicht zurückdrehen! Wir

schätzen die vielen neuen Sorten z.B. der Fa. Reinsaat und des

Vereins Arche Noah, die es im Handel zu kaufen gibt und wer-

den sie weiter anbauen!

Aber, die Gemeinde Assling hat sich zum Ziel gesetzt nach-

haltig zu denken. Und zu einem nachhaltigen Wirtschaften

gehört es auch, die Möglichkeit zu haben, sich mit Saatgut zu

beschäftigen, das Handwerk der Saatguterhaltung wieder zu

lernen, früher übliche Kulturarten wieder anzubauen und für

Höhenlagen passende Sorten nicht aussterben zu lassen.

Zu Förderung der Nachhaltigkeit in der Gemeinde wurde

daher von den Agenda 21 Gruppen Umwelt sowie Bücherei,

Mitgliedern des Obst- und Gartenbauvereins und der Gemein-

de – in Kooperation mit Partnern in Belluno – ein Interreg-

Projekt entwickelt, das uns erlaubt, uns in der Gemeinde

intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Da Saatgut ja nicht

vom Himmel fällt, sondern in Gärten oder auf Äckern ange-

baut, selektiert, geerntet und gepflegt werden muss, müssen

wir einiges dazulernen. Deswegen ist das Projekt ein Bil-

dungsprojekt. Es geht also derweil noch nicht um marktfähige

(Bürgermeister

BernhardSchneider,

Gietl Petra, Gamper Johann, Lukasser

Johannes, Bgm.-Stv. Stocker Harald;

beratend: Florian Müller, Stephan

Duregger), an den auch die Vergabe der

einzelnen Gewerke delegiert wurde,

wird einen Kostenvoranschlag erarbei-

ten und ist für die Umsetzung des Pro-

jektes zuständig.

Freizeitzentrum Vithal - Sponsorver-

trag Raika Sillian

Bereits bisher erhielten Raiffeisen

Jugendclub Mitglieder bei Neuabschluss

einen ermäßigten Eintritt für das

Schwimmbad im Freizeitzentrum

Vithal. Durch den neuen Sponsorvertrag

erhalten Jugendliche bei Kontoneueröff-

nung einen Gratis-Tageseintritt ins

Vithal.

Interreg

Projekt

„Nachhaltige

Bewirtschaftung der Gärten von Ass-

ling

Das Projektmanagement in Form eines

Werkvertrages für das Interreg–Projekt

ITAT4044 BioColAlp „Nachhaltige

Bewirtschaftung der Gärten von Ass-

ling“, an welchem die Gemeinde teil-

nimmt, wurde ausgeschrieben.

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05/2018

Fortsetzung von Seite 3: Aus dem GR