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Folge 15
Kriegsende in Sicht?
Nach dem unerwarteten Ende der
Kämpfe an der Karnischen Front
im Nov. 1917 und erfolgten
Rückbauarbeiten
im Fr ontge-
biet ebenso wie im Dorf sowie
dem
Abzug
eines Gutteils von
Truppenverbänden bis Jänner
1918 beschäftigte man sich in
Kartitsch offensichtlich zumin-
dest kurzfristig bereits mit der
Nachkriegsära.
Eine von der
Bezirksbehörde
ein-
vernehmlich mit der Gemeinde-
führung eingerichtete Kriegsschä-
den-
Erhebungskommission
mit
k.k. Bezirkshauptmann Josef Ros-
si und k.k. Bezirkskommissar Dr.
Robert v. Riebl stellte
Kriegs-
schäden-Zahlungen
an pr i-
vatem und öffentlichem Besitz in
Aussicht. Gleichzeitig unterstütz-
te sie die
Bemühungen
der Ge-
meindeführung „
zur Errichtung
einer Zughaltestelle in Tassen-
bach“.
Vermutlich erfolgten die
Berechnungen recht großzügig,
jedenfalls wurden
beide Beamte
im Juni 1918 zu Kartitscher
Eh-
renbürgern
er nannt. Die später
errechnete
Entschädigungssumme
von 130.000 Kronen war zwar
recht beachtlich, bis zum Auszah-
lungstermin (1922) durch die hor-
rende Inflation jedoch
völlig
wertlos
.
Bei der seit 1916 kriegsbedingt
wieder
ersten Gemeinderatssit-
zung
am 14. Apr il 1918 befasste
sich der Gemeinderat neben ande-
rem auch mit der
Errichtung eines
Elektrowerkes
und so wur de
„der
Lehrer Leonhard Herrneg-
ger als Vertrauensperson beauf-
tragt, den Ankauf entsprechender
Maschinen in Wien zu betreiben.“
Doch bereits die Bemühungen zur
Normalisierung
des
Schulunter-
richtes
wur den von der Kr iegs-
realität eingeholt. Mitte April
1918 wurde zwar die
Freistellung
des bewährten Schulleiters
Chris-
tian Oberlohr
vom Militär -
dienst in Aussicht gestellt, tat-
sächlich musste er jedoch bis
Kriegende
in der Armee
dienen
.
Das als
Feldlazarett
adaptierte
und
zuletzt
vom
Militär-
Rücklasskommando besetzte völ-
lig neue
Volksschulgebäude
wur-
de um den 15. Mai zwar geräumt,
war nun aber in einem äußerst
desolaten Zustand
und konnte
erst 1919 saniert werden.
In der bereits oben erwähnten Ge-
meinderatsitzung vom 14. April
1918 wurde auch die
Gemeinde-
jagd
neu ver pachtet. Tr otzdem
das Wildern durch Soldaten
streng verboten war, war der
Wildbestand durch das Militär
rücksichtslos reduziert
und
musste der Jagdpacht um
40 %
verbilligt
wer den. Und eben-
falls bei genannter Sitzung wur-
den
Erhebungen
durch Getreide-
inspektor Dassig von Lienz vor-
gelegt, denen zufolge für 1918
die
Ablieferung
von 3.000 kg Ge-
treide und 1.500 kg Kartoffel
be-
hördlich vorgeschrieben
wur de.
Der von der Gemeinde hiefür er-
rechnete
Aufteilungsschlüssel
konnte
nur
bei
„Elementarereigniss“
angefoch-
ten werden.
Wie zum Hohn dazu ließt sich
daher ein
Zeitungsbericht
in den
„Lienzer Nachrichten“ vom 23.
April 1918, in dem sich die
Kar-
Haltestelle Tassenbach
Foto TAP
Volksschule Kartitsch
Trojer Feld mit Seilbahn