41
Die Grafen von Görz als Vögte
des Freigebietes Innichen erlang-
ten 1285 die hohe und allgemeine
Gerichtsbarkeit über das Gebiet
von Welsberg bis Anras. Neben
dem Gericht Welsberg errichteten
sie das Gericht Heinfels mit dem
Verwaltungssitz auf Schloss
Heinfels. Das Kartitschtal war
verwaltungspolitisch dem Gericht
Heinfels zugeteilt.
Laut Görzer Urbar um 1300 hat-
ten zumindest sechs der etwa 25
bis 30 Kartitscher Urhöfe ihren
Zehent dem „officium Heu-
nfels“ (Amt Heinfels) abzulie-
fern. (Ebner: Kartitsch, S 39)
Die Verwaltung des gesamten
Gebietes des Landgerichtes Hein-
fels ebenso wie Aufgaben der
Landesverteidigung oblagen dem
Pfleger mit Wohn- und Amtssitz
auf Schloss Heinfels. Zur Lan-
desverteidigung wurde ein eige-
nes Waffen- und später auch Mu-
nitionsdepot gehalten.
Nur die Rechtsprechung (Justiz)
des Landgerichtes Heinfels oblag
dem Landrichter, sie siedelte in
Sillian an. Erst durch die Verwal-
tungsreform um 1817 erfolgte die
Namensänderung von Landge-
richt Heinfels auf Landgericht
Sillian (Wilf. Beimrohr in Sillian
S157 -190)
Wie kaum anderswo hatte und
hat man von vielen Orten und
Weilern von Kartitsch mit St.
Oswald und Hollbruck direkte
Sicht zur Burg Heinfels, ebenso
wie der in der Legende vom Kar-
titscher Kirchenbau genannte
Weitblick von Burg Heinfels zur
St. Leonhard-Kirche in Kartitsch
trotz reger Siedlertätigkeit seit
damals bis heute besteht. Zwei-
fellos wird manches von den Er-
zählungen über den frommen
Görzer Grafen Leonhard und sei-
ne Frau Paolo v. Gonzaga und
ihren Beitrag zur Errichtung die-
ses Gotteshauses der Wahrheit
entsprechen:
Erzählt wird, Graf Leonhard von
Görz sei auf Burg Heinfels, sei-
nem Sommersitz krank und völlig
erblindet darnieder gelegen. In
seiner Not habe er gelobt, dort,
wohin er erstmals wieder unge-
trübten Sinnes und gesunden Au-
ges blicken könne, eine Kirche zu
errichten. Graf Leonhard wurde
erhört, sein Blick richtete sich
nach Kartitsch und wenn die Le-
gende stimmt, müsste er dort ei-
nen einfachen Kirchenbau gese-
hen haben. Jedenfalls musste in
diesen Jahren, um 1475 eine im
Jahr 1386 geweihte einfache und
zu kleine Kirche einem neuen von
der Görzer Bauhütte errichteten
spätgotischen Kirchenbau wei-
chen. Die Fertigstellung erfolgte
1479, im gleichen Jahr wurde sie
zu Ehren des Hl. Leonhard ge-
weiht.
Auf dem Chorbogen liest man die
Inschrift: „Dieser Pau wart vo-
lend, als die Heyschrecken im
Land waren. Anno D. 1479“. Im
Kirchengewölbe waren die Wap-
pen der beiden großen Wohltäter
Graf Leonhard und seiner Ge-
mahlin Paola von Gonzaga ange-
bracht. Weiters berichtet die
Pfarrchronik von einem großen
Christopherusbild an der hinteren
nördlichen Außenwand mit den
Wappen der Stifter, des Grafen-
paares Leonhard und Paola. Lei-
der wurde dieses Bild später
durch eine Nachbildung der
Kreuzigungsgruppe vom Innicher
Stift ersetzt.
Auch der in beinahe allen älteren
Reise- oder Kirchenführern zur
Kirche St. Leonhard in Kartitsch
genannte Beinamen „Schim-
melkirche“ nimmt Bezug auf den
edlen Wohltäter Graf Leonhard,
den letzten Görzer. Nach der Le-
gende hat der Fürst mit seinem
Leibross,
einem
stattlichen
Schimmel selber Baumaterial
zum Kirchenbau geliefert. Dafür
habe er die Gnade erwirkt, dass
die Felder, durch die er gegangen
oder geritten sei, von Hagel nicht
berührt oder beschädigt wurden.
So hat sich das Sprichwort gehal-
ten: „Jedermann tut dem Grafen
Leonhard gerne den Gatter auf,
dass er durch seine Felder rei-
te!“ (Ebner: Kartitsch, S 305) Der
Bezug von Kartitsch zur Burg
Heinfels und besonders zum letz-
ten Görzer Landesherrn, Graf Le-
onhard (+ 1500 auf Schoß Bruck,
Lienz), ist daher wohl begründet.
Wie sonst hätten die damals doch
wenigen Kartitscher Siedler die-
sen prächtigen Kirchenbau finan-
zieren können, zumal im Jahr der
Fertigstellung nicht enden wol-
lende Schwärme von Heuschre-
cken alles kahl gefressen hatten
und Ernteerträge sowie Saatgut
über Jahre ausfielen, sodass große
Hungersnot die Existenz gefähr-
dete. (Ebner: Kartitsch, S 48)
Schließlich soll noch die Schreib-
weise geklärt werden. Dr. Franz
Josef Kofler verweist auf Aus-
sprachemängel,
sodass
von
„Heunfels“ und später Heinfels
ein „Heimfels“ wurde. (OHB.
1953/4)
Ludwig Wiedemayr
Die Ruine Heinfels