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Die Grafen von Görz als Vögte

des Freigebietes Innichen erlang-

ten 1285 die hohe und allgemeine

Gerichtsbarkeit über das Gebiet

von Welsberg bis Anras. Neben

dem Gericht Welsberg errichteten

sie das Gericht Heinfels mit dem

Verwaltungssitz auf Schloss

Heinfels. Das Kartitschtal war

verwaltungspolitisch dem Gericht

Heinfels zugeteilt.

Laut Görzer Urbar um 1300 hat-

ten zumindest sechs der etwa 25

bis 30 Kartitscher Urhöfe ihren

Zehent dem „officium Heu-

nfels“ (Amt Heinfels) abzulie-

fern. (Ebner: Kartitsch, S 39)

Die Verwaltung des gesamten

Gebietes des Landgerichtes Hein-

fels ebenso wie Aufgaben der

Landesverteidigung oblagen dem

Pfleger mit Wohn- und Amtssitz

auf Schloss Heinfels. Zur Lan-

desverteidigung wurde ein eige-

nes Waffen- und später auch Mu-

nitionsdepot gehalten.

Nur die Rechtsprechung (Justiz)

des Landgerichtes Heinfels oblag

dem Landrichter, sie siedelte in

Sillian an. Erst durch die Verwal-

tungsreform um 1817 erfolgte die

Namensänderung von Landge-

richt Heinfels auf Landgericht

Sillian (Wilf. Beimrohr in Sillian

S157 -190)

Wie kaum anderswo hatte und

hat man von vielen Orten und

Weilern von Kartitsch mit St.

Oswald und Hollbruck direkte

Sicht zur Burg Heinfels, ebenso

wie der in der Legende vom Kar-

titscher Kirchenbau genannte

Weitblick von Burg Heinfels zur

St. Leonhard-Kirche in Kartitsch

trotz reger Siedlertätigkeit seit

damals bis heute besteht. Zwei-

fellos wird manches von den Er-

zählungen über den frommen

Görzer Grafen Leonhard und sei-

ne Frau Paolo v. Gonzaga und

ihren Beitrag zur Errichtung die-

ses Gotteshauses der Wahrheit

entsprechen:

Erzählt wird, Graf Leonhard von

Görz sei auf Burg Heinfels, sei-

nem Sommersitz krank und völlig

erblindet darnieder gelegen. In

seiner Not habe er gelobt, dort,

wohin er erstmals wieder unge-

trübten Sinnes und gesunden Au-

ges blicken könne, eine Kirche zu

errichten. Graf Leonhard wurde

erhört, sein Blick richtete sich

nach Kartitsch und wenn die Le-

gende stimmt, müsste er dort ei-

nen einfachen Kirchenbau gese-

hen haben. Jedenfalls musste in

diesen Jahren, um 1475 eine im

Jahr 1386 geweihte einfache und

zu kleine Kirche einem neuen von

der Görzer Bauhütte errichteten

spätgotischen Kirchenbau wei-

chen. Die Fertigstellung erfolgte

1479, im gleichen Jahr wurde sie

zu Ehren des Hl. Leonhard ge-

weiht.

Auf dem Chorbogen liest man die

Inschrift: „Dieser Pau wart vo-

lend, als die Heyschrecken im

Land waren. Anno D. 1479“. Im

Kirchengewölbe waren die Wap-

pen der beiden großen Wohltäter

Graf Leonhard und seiner Ge-

mahlin Paola von Gonzaga ange-

bracht. Weiters berichtet die

Pfarrchronik von einem großen

Christopherusbild an der hinteren

nördlichen Außenwand mit den

Wappen der Stifter, des Grafen-

paares Leonhard und Paola. Lei-

der wurde dieses Bild später

durch eine Nachbildung der

Kreuzigungsgruppe vom Innicher

Stift ersetzt.

Auch der in beinahe allen älteren

Reise- oder Kirchenführern zur

Kirche St. Leonhard in Kartitsch

genannte Beinamen „Schim-

melkirche“ nimmt Bezug auf den

edlen Wohltäter Graf Leonhard,

den letzten Görzer. Nach der Le-

gende hat der Fürst mit seinem

Leibross,

einem

stattlichen

Schimmel selber Baumaterial

zum Kirchenbau geliefert. Dafür

habe er die Gnade erwirkt, dass

die Felder, durch die er gegangen

oder geritten sei, von Hagel nicht

berührt oder beschädigt wurden.

So hat sich das Sprichwort gehal-

ten: „Jedermann tut dem Grafen

Leonhard gerne den Gatter auf,

dass er durch seine Felder rei-

te!“ (Ebner: Kartitsch, S 305) Der

Bezug von Kartitsch zur Burg

Heinfels und besonders zum letz-

ten Görzer Landesherrn, Graf Le-

onhard (+ 1500 auf Schoß Bruck,

Lienz), ist daher wohl begründet.

Wie sonst hätten die damals doch

wenigen Kartitscher Siedler die-

sen prächtigen Kirchenbau finan-

zieren können, zumal im Jahr der

Fertigstellung nicht enden wol-

lende Schwärme von Heuschre-

cken alles kahl gefressen hatten

und Ernteerträge sowie Saatgut

über Jahre ausfielen, sodass große

Hungersnot die Existenz gefähr-

dete. (Ebner: Kartitsch, S 48)

Schließlich soll noch die Schreib-

weise geklärt werden. Dr. Franz

Josef Kofler verweist auf Aus-

sprachemängel,

sodass

von

„Heunfels“ und später Heinfels

ein „Heimfels“ wurde. (OHB.

1953/4)

Ludwig Wiedemayr

Die Ruine Heinfels