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Mächtig und stolz steht sie auf

wehrhaftem Fels am Eingang ins

Villgratental, die gebieterische

Burg Heinfels, weithin sichtbar

nach Ost und West im oberen

Pustertal.

Schon 1932, vor beinahe 100 Jah-

ren nannte sie Pfarrer Karl Mais-

ter, der bekannte Heimatforscher

und Kunstkenner, die „Königin

des Oberlandes“. Geschichtlich

erwürdig, wehrtechnisch interes-

sant, im Gesamten relativ gut er-

halten, beklagte er den fortschrei-

tenden Zerfall dieser einst stolzen

und noch im Verfallen imposan-

ten Festung. (OHB. 1/2 1932)

In der Tat bestand damals keine

reale Aussicht zu Sanierungsar-

beiten, Burg Heinfels schien dem

Verfall preisgegeben.

Seit 1833 war die sagenumwobe-

ne Burg im Besitz der 18 Ge-

meinden des ehemaligen Landge-

richtes Heinfels (ausgenommen

Innichen) und seit Jahrhunderten

Sitz von Verwaltung und Na-

mensgeber der Gerichtsbarkeit.

Zeitweise diente sie nun als Ar-

menhaus, kurzzeitig auch als Wi-

dum für den Panzendorfer Seel-

sorger. Ab 1859 war für einige

Jahre ein Gendarmerie-Regiment

stationiert, bis es

1864 nach Sillian ver-

legt wurde. 30 Jahre,

von 1880 bis 1910

beherbergte die Burg

Tiroler

Kaiserjäger

und Feldjägertruppen

und noch während

des Ersten Weltkrie-

ges wurden im März

1916 fremdsprachige

Trachom-Truppen der

k.u.k Arme statio-

niert, ehe sie im April

nach Obertilliach und

an die Karnische

Front verlegt wurden. Gerüchten

zufolge wurde besonders von

letzteren Gerüstbalken und Holz-

teile zu Heizzwecken verwendet.

Durch die Truppenstationierun-

gen arg in Mitleidenschaft gezo-

gen, hatten die Eigentümer-

Gemeinden, als 1917 zudem das

Dach des Wohnturms einstürzte,

mitten im Krieg

andere Sorgen.

Durch die Abtren-

nung Osttirols von

Südtirol als Resul-

tat eines verlore-

nen Krieges ge-

hörten nach 1920

fünf Miteigentü-

mergemeinden

von Burg Heinfels

zu Italien, der

Großteil der wei-

teren Gemeinden

war schwer verschuldet und zeig-

te wenig Interesse zur Übernahme

erforderlicher Sanierungskosten.

Als im November 1932 die West-

mauer des dachlosen Burgfried

einstürzte und an Schlosskapelle

und Rittersaal großen Schaden

anrichtete und wegen weiterer

Einsturzgefahr fünf mittellose

Familien evakuiert werden muss-

ten, hatten die Eigentümer-

Gemeinden gegen die Folgen der

Weltwirtschaftskrise anzukämp-

fen und keine Mittel zur Burgsa-

nierung. (OHB. 6/7-1952, LN.

Nr. 47/1932, Gendarmeriechronik

Sillian)

Heute, 75 Jahre später, nach ei-

nem furchtbaren Krieg und Jah-

ren

wirtschaftlichen

Auf-

schwungs dürfen wir Oberländer

uns freuen, dass eine nachhaltige

Sanierung von Schloss Heinfels

angegangen wurde und hoffen,

dass die alterwürdige Burg der

Nachwelt erhalten bleibt und in

einigen Jahren für die Öffentlich-

keit zugänglich sein wird.

Wie kaum eine andere Gemeinde

des ehemaligen Landgerichtes

Heinfels hatte Kartitsch seit Be-

ginn der Besiedlung einen beson-

deren Bezug zu Schloss Heinfels,

das ja vermutlich schon früher

bestanden hat.

Historisches

Burg Heinfels und die

Beziehungen zu Kartitsch

Burg Heinfels um 1910 Foto: Moser / Breider

Kartitsch vor 1955, hinten die Burg Heinfels