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Im Spätherbst 1917 erreichte der
Erste Weltkrieg eine entscheiden-
de Wende. In der russischen
Ok-
tober-Revolution
von 1917
übernahmen die Bolschewiki un-
ter Wladimir
Lenin
die Macht und
boten am 8.November Friedens-
verhandlungen an, die im Dezem-
ber 1917 zum
Waffenstillstand
zwischen Russland und den Mit-
telmächten Deutschland und Ös-
terreich / Ungarn führten. Trotz-
dem mussten viele tausende öster-
reichische Kriegsgefangene -
auch Kartitscher - noch jahrelang
in russischen Lagern schmachten.
Wesentlich bedeutsamer
und
für Österreich/Ungarn erfreuli-
cher entwickelten sich die
Kampfhandlungen an der
italieni-
schen Front
. In der am 24. Ok-
tober 1917 begonnenen
12.
I-
sonzo-Schlacht
konnten die ös-
terr./ung. Truppen mit Hilfe deut-
scher Verbände die italienische
Armee in die venezianische Tief-
ebene und bis zum Ostufer der
Piave
zurückdrängen
und
vernich-
tend schlagen
.
Um nicht abgeschnitten oder ein-
geschlossen zu werden, musste
dabei die italienische Heereslei-
tung Anfang November die
ge-
samte Gebirgsfront
von Tar vis
bis ins Etschland
kurzfristig zu-
rücknehmen
. Kampflos
verlie-
ßen
die italienischen Gebir gs-
truppen in der Nacht zum 4. No-
vember die Dreizinnenfront und
in der darauffolgenden Nacht
vom
4. zum 5.
November
die
Kreuzberg- und
Karnische Front
unter Zurücklassung reichlichen
Kriegsgutes, jedoch nicht, ohne
ihre Befestigungsanlagen, Seil-
bahnen, Brücken usw.
zerstört
zu
haben. Diese Entwicklung kün-
digte sich bereits gegen Ende Ok-
tober an. Am 26. Oktober erfolg-
te ein italienischer Bombenan-
griff auf österreichische
Eisen-
reichstellungen,
ab 2. Novem-
ber und besonders in der Nacht
zum 5. November wurden gegne-
rische Truppenbewegungen so-
wie nicht definierbare
Brände
und Explosionen
festgestellt,
am Morgen des 5. November
standen an den italienischen Stel-
lungen Strohpuppen, aber von
den Mannschaften waren sie
ge-
räumt
.
Die bisher an der Karnischen und
Sextner Front zur Verteidigung
stationierten öster./ung. Truppen
erhielten den Auftrag
, die Itali-
ener bei ihrem fluchtartigen Ab-
zug zu verfolgen und im Gebiet
des italienischen
Cadore
als
Kriegsbesatzung
zu fungier en.
Als Erste nahmen bereits am 4.
November das
Standschützenba-
taillon Sillian
, in dem auch die
Kartitscher Standschützen dien-
ten, über Missurina - Tre Croci -
Auronzo den Vormarsch ins
Cadore mit Verfolgung der italie-
nischen Truppen auf. Am nächs-
ten Tag, 5. November folgte der
in Kartitsch stationierte bisherige
Abschnittskommandant
Oberst-
leutnant von Zach
mit den an
der Karnischen Front stationierten
Trachom-Bataillonen
und einer
Gebirgsbatterie über den Kreuz-
Folge 14
Die Auflösung der Dolomitenfront im November 1917
Kreuzberg-Stellung