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FODN - 66/02/2017

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Von Vroni Riepler

U

nd weil mich viele wohlwol-

lend darauf angesprochen haben

(Vergelt´s Gott!) beflügelt mich

das natürlich zum Weiterschreiben, ob-

wohl es mich mit jeder Ausgabe mehr

beschäftigt, wie viel persönliches von

mir meinen Lesern wohl zuzutrauen ist.

Denn eine Kolumne in der Gemeinde-

zeitung zu schreiben ist wahrlich etwas

sehr Persönliches, denn wenn der Jour-

nalist der TT-Beilage am Sonntag seine

Kosenamen oder sonstige Intimitäten

vor ganz Tirol Preisgibt, ist das nicht

halb so lächerlich als wenn ich meine

Fettnäpfchen vor der Kalser Bevölke-

rung darlege.

Und je näher also der Redaktions-

schluss rückt, desto hellhöriger streife

ich durch die Gegend (natürlich auch

weil es meist schon gaaanz nah am Tag

Ultimo ist) und bin sozusagen auf der

Lauer nach dem auffällig Normalen

oder dem abnormalem Unauffälligen

worüber ich im Fodn faseln kann. Wie

Hemingway sitze ich zwar nicht andau-

ernd mit einem schwarzen Notizbuch in

den Kaffeehäusern dieser Welt herum

-das mit den Kaffeehäusern wäre eh eine

Überlegung wert, aber halt auch lang-

weilig auf die Dauer und ein schwarzes

Notizbuch besitze ich auch nicht- aber

ich schärfe doch meine Sinne und es

gibt zahlreiches worüber es sich zu phi-

losophieren lohnt.

Und während ich eilig Notizen vor

mich hinkritzle fällt mir plötzlich auf,

ich habe ja ein schwarzes Notizbuch,

A5 mit messerscharfen Kanten und mit

goldener Schrift steht eingeprägt am

Einband: Raiffeisen Meine Bank. Innen

ist er dann nimmer so schick vor allem

weil ständig irgendwelche Zahnarzt-

termine und Fodnredaktionsschlüsse

und allerhand andere zur Pünktlichkeit

mahnende Termine darin untergebracht

sind. Und im Herbst, wenn die Ferien

vorbei ist und -man rate – alles wie-

der „in seinen Rhythmus zu kommen

hat“ häufen sich derer logischerweise.

Unpünktliche und alles-auf-den-letzen-

Abdrücker-schiebende Personen wie ich

überkommt der kalte Schweiß bei soviel

Pflichten. Und weil so jemand wie ich es

nicht realisiert, dass er einen Donners-

tagstermin in der zweiten Augustwoche,

mal schnell eine Woche und dann noch

eine nach hinten verschiebt könnte sich

plötzlich wundern warum denn dann

alle Donnerstage im August plötzlich

futsch sind. Ja und der böse A5 große

schwarze Kalender ist auch noch einmal

Mitschuld an der Misere, da zeigt er dir

jeden neuen Tag ein ganzes leeres Blatt

auf das man soviel draufschreiben kann

was darin Zeit hat und am Ende war

so ein Tag so viel kürzer als alle Wege

die man hatte und alle Anrufe die man

tätigen wollte und die Kalenderblätter

scheinen schneller zu fallen als die ro-

ten und gelben von den Bäumen im Gar-

ten die es dieser Tage auch schon eilig

zu haben scheinen.

Daher hab ich jetzt die ultimative Lö-

sung: Der gute, alte Monatskalender!

Der hängt neben der Tür und belastet

mich nur peripher im Vorübergehen, es

ist der ganze September in seiner Pracht

darauf sogar mit einem Bild und ich

weiß nun ganz genau und unter Aus-

Tage wie Blätter

Wieder ist Herbst und mit dieser vierten Ausgabe in der ich meine kolumnistischen Hinterlas-

senschaften im Fodn platzieren darf, beginnt auch schon das zweite Jahr der Epilog- Reihe.

schluss jeglichen Zweifels, dass heute

die allerletzte Möglichkeit ist meinen

Fodntext zu schreiben, und die Verlo-

ckung zu viele Vorhaben pro Tag ein-

zutragen sind bei einem Schreibfeld

von der Größe eines Kinderfingers auch

auszuschließen, und so trage ich eben

nur mehr die wesentlichsten Termine

ein, und da reicht meist ein Wort. Und

manchmal gar nur ein Name. Ruperti ist

schon eingetragen, nun gut auch wenn

ihn heuer alle haben;-) und so gilt es

sich eben auf das Wesentliche zu kon-

zentrieren.

Für mich heißt das alle im Sommer

draußen vergessenen Turnschuhe, Löf-

fel und Schleich-Tiere, alle Zwetschken

und Äpfel einzusammeln und mich der

unlösbaren Aufgabe zu stellen, meine

Tochter täglich aus dem Tiefschlaf zu

erwecken und rechtzeitig in den Kin-

dergarten abzuschieben, um danach in

Ruhe noch mal einen Kaffee zu trinken

und selber aus dem Tiefschlaf zu erwa-

chen ;-)

So long, uns allen einen Schönen

Herbst und den Schwer-Aufstehern sei

soviel Trost gespendet: Es wird ja bald

wieder an der Uhr gedreht….

BUNT GEMISCHT