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Virgen

Aktiv

Berichte der Gemeindeverwaltung

I

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Steinbildhauerwerkstatt

Virgental

Virgentaler Künstler unter der Leitung

von Lang Michael sind an die Gemeinde

herangetreten in der Absicht, im Bereich

des ehemaligen Sägewerkareals auf der

Tratte eine Steinbildhauerwerkstätte zu

errichten.

Der Gemeinderat hat sich mehrfach mit

diesemThema befasst und entsprechende

Rahmenbedingungen für die Umsetzung

eines solchen Vorhabens festgelegt. Er hat

sich für die Umsetzung des Projektes aus-

gesprochen. Vertragspartner der Ge-

meinde ist der Verein Art Osttirol, bei

dem die Künstler, die dann diese Ein-

richtung nutzen, auch Mitglieder sein

müssen. Der Verein Art Osttirol ist Pro-

jektwerber und auch für die Projekt-

abwicklung verantwortlich. Die erforder-

liche Änderung bzw. Ergänzung des

Flächenwidmungsplanes wurde bereits

beschlossen, ebenso wurde der Durch-

führung baulicher Maßnahmen zuge-

stimmt. Die Gemeinde unterstützt dieses

Vorhaben mit einem Beitrag in der Höhe

von ca. 32.750 € und bildet dieser Betrag,

zuzüglich der Betriebskosten, die Basis

für die Gegenleistungen der Künstler, die

in einem auf die Dauer von zehn Jahren

abzuschließenden Pachtvertrag mit dem

Verein Art Osttirol zu regeln sind.

Das Virgental ist seit jeher ein Tal der

Künstler und Kunsthandwerker. Bereits

in der Vergangenheit haben aus Prägraten

und Virgen stammende Bildhauer, Stein-

metze und Kunsthandwerker Berühmt-

heit über die Landesgrenzen hinaus er-

langt. Josef Gasser aus Prägraten ist wohl

einer der bekanntesten Söhne des Tales.

Als akademischer Bildhauer hat er im

19. Jahrhundert Weltruf erlangt, stand

unter anderem auch im kaiserlichen

Dienst und wurde sogar in den Ritter-

stand erhoben. Etwa zur selben Zeit

wirkte Johann Dorer. Der aus dem hin-

tersten Iseltal stammende Künstler war

ein Meister für Stein- und Holzskulptu-

ren. Er verewigte sich mit seinen Werken

in zahlreichen Kirchen und Gebäuden in

Europa. Josef Troyer, ebenfalls ein Kind

der Venedigergemeinde, war im vergan-

genen Jahrhundert einer der renommier-

testen Bildhauer Österreichs. Als Dom-

Bildhauer im Stephansdom hat er wertvolle

Aufbauarbeit nach dem Krieg geleistet. In

etwa zur selben Zeit hat der akademische

Künstler Professor Gottfried Fuetsch aus

Virgen mit seinen ausdrucksstarken

Skulpturen Berühmtheit erlangt. Auch

der Prägratner Adrian Egger, ein Freund

von Fuetsch, war eine große Persönlich-

keit seiner Zeit. Der Absolvent der Aka-

demie der bildenden Künste in Wien er-

langte vor allem nach seinemTod im Jahr

1978 mit seinen einzigartigen Kunstwer-

ken Populariät. Der aus Virgen stam-

mende zeitgenössische Künstler Alois

Lang sorgt in Übersee, bis nach Japan,

mit „Großskulpturen“ für Aufsehen.

Heute blickt das Virgental mit Stolz auf

eine Reihe von jungen, begabten und

engagierten Künstlern, die bereit sind, in

die Fußstapfen der großen Künstler des

Virgentales zu treten. Die Virgentaler, so

scheint es, sind besonders talentiert und

kreativ im Umgang mit Stein und Holz;

wohl auch deshalb, weil sich der heimi-

sche Serpentinstein sowie das hier wach-

sende Lärchenholz für die Bildhauerei

besonders eignen. Außerordentliche In-

spiration für das künstlerisches Schaffen

bot damals wie heute sicherlich die ein-

drucksvolle Landschaft rund um die

höchsten Gipfel Österreichs, aber auch

der Blick über den Talrand hinaus.

Talent wird vielen in die Wiege gelegt.

Für eine erfolgreiche Kunstkarriere ist je-

doch eine fundierte Basisausbildung not-

wendig. Dieses Fundamt schaffen sich

viele unserer jungen Künstler in der

Bildhauerschule in Elbigenalp. Die wei-

teren Ausbildungswege sind individuell.

Für die Steinbildhauerei bietet sich bei-

spielsweise die Fachschule in Laas/Süd-

tirol an. Zwei Jungkünstler aus unserem

Tal absolvieren gerade diese Fachschule.

Eine Reihe von Künstlern haben bereits

den Schritt in die Selbständigkeit gewagt

und sich im Virgental ein Atelier einge-

richtet. Da wären beispielsweise Alois

Weiskopf, Michael Lang, Gerold Leitner,

Manuel Egger-Budemair, Michael Fuetsch

und Virgil Fuetsch, die mittlerweile teil-

weise von der Kunst leben und einen sehr

guten Ruf erlangt haben. Es gibt eine

Reihe von talentierten Bildhauern, Stein-

metzen und Kunsthandwerkern, die ihre

Tätigkeit derzeit nebenberuflich ausfüh-

ren und eine Selbständigkeit in Erwägung

ziehen. Dazu kommen die Jungkünstler,

die gerade ihre Ausbildung in Elbigenalp

sowie in Laas absolvieren.

Die Gemeinden des Virgentales beab-

sichtigen, diese Künstler zukünftig ver-

stärkt zu fördern. Es gilt, die Rahmenbe-

dingungen für diese junge Kunstgenera-

tion zu optimieren. Durch zahlreiche

Initiativen, wie Künstersymposien, Leader

Virgental, Tal der Sinne etc. wurden be-

reits in der jüngeren Vergangenheit krea-

tive Talente vor den Vorhang geholt. Nun

möchte man die Rahmenbedingungen

schaffen, dass das vorhandene künstleri-

sche Potenzial verstärkt umgesetzt werden

kann. Kunst soll zunehmend zu einem

wirtschaftlichen Standbein werden.

In der Steinbildhauerwerkstätte beim ehemaligen Sägewerk können sich unsere Bildhauer

künstlerisch entfalten.