DENKMALSCHUTZ
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2019
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stube einer Bauernstube gleich-
kommt. Der alte Bau musste
der Brennerautobahn weichen,
die Stube mit spätgotischer
Balkendecke wurde ausgebaut
und im etwas höher errichteten,
weitgehend gleichen Neubau
wieder eingebaut. Der Südtiro-
ler Bauernbund erwarb sich
1960 mit der Herausgabe des
Buches „Die Neugestaltung von
Haus und Hof in Südtirol“, in
dem Richtlinien und Anregun-
gen für gute Neubauten gege-
ben werden, große Verdienste.
Verluste bäuerlicher
Architektur
„Ein ähnliches Werk mit dem
Aufruf zur Erhaltung wertvoller
alter Höfe sucht man aber verge-
bens.“ Dabei begannen ab ca.
1960 die Verluste bäuerlicher Ar-
chitektur – aufgrund besserer
Zufahrtswege, neuer Baumate-
rialien und eines wirtschaftlichen
Aufschwunges – ein bisher un-
gekanntes Ausmaß anzunehmen.
Wirkungsvolle Gegenmaßnah-
men wurden allerdings nicht er-
griffen. Im Gegenteil: Das Lan-
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TRADITION - GEMÜTLICHKEIT - WÄRME
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desgesetz Nr. 3 vom 15. Jänner
1970 legte fest, dass bei Abbruch
und Neubau ein Zuschuss des
Landes von 7,5 Millionen Lire,
bei einer Sanierung des Bestan-
des hingegen nur ein Beitrag von
3 Millionen Lire zu erwarten ist.
„Die bei manchen Hofeigen-
tümern sowieso schon beste-
henden psychologischen und fi-
nanziellen Vorbehalte gegen
Erhaltung und Umbau wurden
durch diese Regelung massiv
verstärkt. Hätte man die Finan-
zierung seitens des Landes um-
gekehrt strukturiert und an das
Gutachten von Experten gebun-
den, ob ein Bau erhaltenswert
ist oder nicht, würde es heute
noch weit mehr alte Bauernhöfe
geben“, ist Stampfer überzeugt.
Heute stehen rund 1.500
Bauernhöfe unter Denkmal-
schutz, also nicht einmal 10 %
der rund 18.000 in Südtirol be-
stehenden landwirtschaftlichen
Betriebe. „Das bedeutet aber
nicht, dass die restlichen 90
Prozent zumAbbruch freigege-
ben werden. Viele alte Bauern-
höfe erfüllen zwar nicht die für
eine Denkmalschutzeintragung
erforderlichen Voraussetzun-
gen, besitzen aber einzelne er-
haltenswerte Elemente, die bei
einem Abbruch verloren gehen
würden.“ Spätgotische Balken-
decken, anderswo nur in Mu-
seen zu finden, gewölbte Haus-
gänge und Küchen, Wandmale-
reien und Bundwerkgiebel
zeichnen viele Höfe aus.
Qualität kaum erreicht
„Ein Blick auf die Nachbarge-
biete im Norden, Süden und
Osten zeigt, dass heute dort
weder Zahl noch Qualität unse-
rer Bauten erreicht werden.“
Einzig imWesten, dem Engadin,
fänden sich Bauten, die einem
Vergleich standhalten würden.
„Mit großem Engagement ge-
lang es dem Landesdenkmalamt
in den vergangenen Jahren, etli-
che Eigentümer für die Erhal-
tung bzw. Sanierung ihrer Höfe
zu gewinnen. So groß die Skep-
sis vor Beginn der Arbeiten oft
war, mit dem Ergebnis zeigten
sich nach dem Abschluss fast
alle zufrieden.“ In die gleiche
Richtung gingen auch die Be-
mühungen vieler Mitglieder der
Heimatschutzvereine. „Dabei
zeichnete sich in der jüngeren
Generation eine Trendwende
ab: Söhne und Töchter von Hof-
eigentümern, die in den 1970er
und 1980er Jahren einen Neu-
bau neben den alten Hof gestellt
und diesen nicht abgebrochen
haben, kehren nach erfolgter Sa-
nierung mit Freude in den Alt-
bau zurück.“
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