SERIE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2018
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„Die christlichen Siedler hat-
ten zu jener Zeit auf dem späte-
ren Burghügel einen Friedhof er-
richtet und konnten noch wenige
Jahrzehnte ihre Toten in Ruhe
bestatten“, erzählt Monika
Reindl-Sint vom Museumsver-
ein Burg Heinfels. Im Talboden
grenzten am Gsieserbach bei
Welsberg währenddessen zwei
kirchliche Herrschaften anein-
ander. „Die Herrschaft Innichen,
die zum bayrischen Hochstift
Freising (heute bei München)
gehörte, und das Bistum Brixen.
Brixen gelang es sogar über das
Schutzgebiet des Stiftes Inni-
chen hinauszugreifen und mit
Anras, teilweise Tilliach und bis
in die Nähe von Lienz vorzusto-
ßen“, so Reindl-Sint.
Die Macht der
bewaffneten Vögte
Aber dem Bischof von Bri-
xen wurde sein eigener bewaff-
„Um den Bischof Schach Matt
zu setzen, brauchte er bewaff-
nete Gefolgsleute. In bewegten
Zeiten zeigte sich die Treue
oder Untreue der Dienstman-
nen.“ Auch das Pustertaler
Geschlecht der „Herren von
Welsperg“, dass über eine be-
merkenswerte ritterliche Mann-
schaft sowie einen eigenen
Schreiber verfügte, musste
Farbe bekennen. 1211 wechsel-
ten die Welsperger von der
Dienstmannschaft des Bischofs
von Brixen zu Graf Albert III.
von Tirol. Bischof Berthold von
Brixen versuchte vergeblich,
seine Rechte auf die Welsper-
ger geltend zu machen.
Die ersten Burgbesitzer
Was konnte Albert III. von
Tirol den Welspergern aber ge-
boten haben, um sie an sich zu
bringen? „Er ist anzunehmen,
dass er ihnen ihren Traum von
der eigenen Burg erfüllte, der
ihren gesellschaftlichen Auf-
stieg weithin sichtbar machte.
Zuerst wurde der Turm, wenige
Jahre später der Wohntrakt er-
baut. Die ansässige Bevölke-
rung gab ihren Friedhof auf“,
informiert Reindl-Sint. Die
Herrschaft Heinfels brach Al-
bert III. von Tirol skrupellos
vom freisingischen Hoheitsge-
biet Innichen heraus. Die einst
große Herrschaft Freising im
Hochpustertal schrumpfte auf
die kleine Hofmark, den Ort
neter Verwalter und Vogt zum
Verhängnis. „Kein Bischof
durfte zur Waffe greifen. Sein
Vogt musste ihn und sein Ge-
biet beschützen. Die Vögte
nutzten diese Position schamlos
aus und bauten auf Kosten der
ihrem Schutz unterstellten Bis-
tümern eigene Herrschaftsge-
biete auf.“ Der erfolgreichste
Vogt von Brixen und Freising
war Graf Albert III. von Tirol.
Innichen zusammen. „Die Gra-
fen von Tirol waren die Sieger,
die Herren von Welsperg ihre
abhängigen Aufsteiger.“
Bau-
ge-
schich
te von
Burg
Hein-
fels.
Die
erste
Bau-
phase
zeigt
die
Burg
der
Wels-
perger.
Zeich-
nung
von DI
Walter
Hau-
ser,
BDA.
Zu Beginn des 13. Jahr-
hunderts waren die
Machtverhältnisse im
Pustertal noch offen.
Alte Eliten verloren an
Einfluss, Aufsteiger ver-
suchten sich durchzu-
setzen. Auf der markan-
ten Felsenkuppe am Ein-
gang in das Villgratental
stand noch keine Burg.
Burg Heinfels als „Lockmittel“?
Geschichten rund um
Burg Heinfels
Graf Albert III. von
Tirol löste die Herr-
schaft Heinfels aus dem
freisingischen Hoheits-
gebiet Innichen heraus.
Das spätere Gericht
Heinfels reichte vom
Gsieserbach im Westen
bis zum Erlbach bei
Abfaltersbach im
Osten. Dazu gehörten
auch die Nebentäler
von Gsies, Prags, Wah-
len mit dem Silvester-
tal, Sexten, Villgraten
und Teile des Tiroler
Gailtals.
© Historischer Atlas
der Alpenländer, hrsg.
von der Österr. Akade-
mie der Wissenschaf-
ten, Wien 1910, Land-
gerichtskarte, Blatt
Pustertal (Ausschnitt)