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ZEITGESCHICHTE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

SEPTEMBER/OKTOBER 2018

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der. Ich durfte zwar trotzdem

nicht zum Falkner, dafür aber in

die Peggetz (Ortsteil von Lienz,

Anm.), zu den Landesschützen in

deren Schuhmacherwerkstätte.“

Im Oktober 1943 spielte es

dann keine Rolle mehr, ob

Schwemberger tauglich war oder

nicht, er musste einrücken. Nach

der Ausbildung in Cividale (nahe

Udine) war er für Muggia in der

Provinz Triest vorgesehen.

Bis nach Bologna

„Wir gelangten aber nur mehr

bis nach Bologna, weil die Alli-

ierten bereits in Italien gelandet

und bis zu dieser Stadt vorge-

drungen waren.“ Man marschierte

dann stets nachts (wegen der Tief-

flieger) nach Aosta und auf den

kleineren St. Bernhard-Pass

(2.188 m) an der Grenze zur

Schweiz. Es war Ostern, und

überall lag Schnee. Schwember-

ger musste dann dort in den Stel-

lungskrieg. „Plötzlich teilte uns

der Bataillonskommandeur mit,

dass der Krieg aus sei, wir jetzt

tun und lassen könnten was wir

wollen. Aus Sicherheitsgründen

sollten wir aber beisammenblei-

ben. Geschlossen gingen wir dann

nachts von der Stellung herunter

in Richtung Ivrea (Piemont). Dort

‚empfingen‘ uns aber schon die

Amerikaner und nahmen uns ge-

fangen.“ Auf Lkw-Ladeflächen

brachten sie die Gefangenen zum

zerstörten Militärflugplatz Ghedi

nahe Brescia, auf dem mittler-

weile ein Kriegsgefangenenlager

eingerichtet worden war.

Erstaunlich gute

Versorgung

„Dort befanden sich Massen

von Gefangenen“, erinnert sich

Schwemberger, dem es bei den

Amerikanern allerdings erstaun-

lich gut ging. „Denn man erhielt

täglich drei schwere Dosen mit

Reisfleisch, Gulasch oder ande-

ren Gerichten sowie drei leichte

Vater Paul (vorne Mitte) musste schon im Er-

sten Weltkrieg sein Leben aufs Spiel setzen.

Franz als junger Soldat.

Im Lazarett Capodristia nach einer Operation.

Dosen, die Zigaretten, Kekse etc.

enthielten. „Ein Wahnsinn!“

Schlafen konnten sie zu zweit in

einem Zelt. Um mit seinem Kol-

legen nicht auf dem Erdboden

liegen zu müssen, montierten sie

heimlich Bänke von deutschen

Lkws ab, die die Amerikaner ein-

kassiert hatten. „Damit uns die

Amerikaner nicht dahinterka-

men, hatten wir ein Loch gegra-

ben, um die Bänke dort zu ver-

scharren, noch bevor wieder

Nachschau im Zelt gehalten

wurde.“ Als Schwemberger im

Herbst 1945 aus der Gefangen-

schaft entlassen wurde, ging er

zu Fuß in Richtung Grenze Arn-

Vater Paul während des Zweiten Weltkrieges

in einem Lager.