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16

OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

25. JUNI 2018

CHRONIK

MEINE

G

ESCHICHTE

Die Speisekammer der Natur nutzen

Dipl.-Ing. Dr. Michael Machatschek,

Jadersdorf (Gitschtal):

Michael Machatschek macht einen tiefen Blick auf europäische Landschaften, die Natur, speziell auf Nutz- und Heilpflanzen und

auf die Ernährung. Der kritische Wanderforscher ist promovierter Landschafts- und Vegetationskundler und betreibt eine For-

schungsstelle in Jadersdorf im Gitschtal, wo er seit zehn Jahren zusammen mit seiner Lebenspartnerin Elisabeth Mauthner lebt.

Machatschek ist viel mehr als

das: Er ist freiberuflicher Öko-

loge, Landschafts- und Frei-

raumplaner und Naturbeob­

achter, der sehr viel unterwegs

ist und in ganz Österreich und

darüber hinaus als Berater und

Referent sehr gefragt ist. Er ist

ein Sammler und Chronist,

dokumentiert altes Gebrauchs-

und Erfahrungswissen und gibt

dieses in Büchern und zahl-

reichen Beiträgen und Fach-

zeitschriften weiter. „Speise-

kammer aus der Natur“ und

„Nahrhafte Landschaft" sind Ti-

tel von Büchern, die auf die

breite Thematik hinweisen, der

sich Machatschek sehr intensiv

widmet. Die „Speisekammer

aus der Natur“ hat er zusam-

men mit der ebenfalls sehr ex-

perimentierfreudigen Elisabeth

Mauthner verfasst. Der Unter-

titel lautet „Bevorratung und

Haltbarmachung von Wild-

pflanzen“. Ebenso entstanden

die Werke „Hecken", „Alleen“,

„Laubgeschichten“ und „Knopf-

kraut“. Von der Reihe „Nahr-

hafte Landschaft“ gibt es

bereits vier Bände, im vierten

befasst sich Machatschek u. a.

mit „Ferkelkräutern, Wiesen-

knopf, Ziegenmilch, Ruchgras,

Rasch, Birnmehl, Kraterellen

und

anderen

wiederent-

deckten Nutz- und Heilpflan-

zen“. Der nimmermüde Natur-

forscher will auf die Schätze

der Natur aufmerksam machen,

auf Wildgemüse, Wildobst,

Nutz- und Heilkräuter, nähren-

de Bäume oder Pilze, die vor

der Haustüre wachsen. Er gibt

sein enormes Wissen über

Zubereitungsmöglichkeiten, Er-

nährungs-

und

Heilungs-

funktionen von Pflanzen und

Regeln einer nachhaltigen

Landnutzung weiter. Er möchte

dazu animieren, Naturbezüge

durch das Tun herzustellen, vor

allem einmal dadurch, mehr Zeit

in der Natur zu verbringen und

dann zu lernen, die Fülle der Na-

tur zu nutzen. Es ist so beein-

druckend viel, was er sich an

altem Wissen und Praktiken zu

Eigen machen und somit fest-

halten konnte. Er will dazu bei-

tragen, bedrohtes kulinarisches

Erbe vor dem Verschwinden zu

bewahren.

Einfachheit des Lebens

Dipl.-Ing. Dr. Machatschek stammt

vom Wolfgangsee/Salzkammer-

gut. Schon als Kind lernte und

erfuhr er viel Interessantes,

Wissenswertes und Bewährtes

auf den dortigen Almen, etwa

über Bewirtschaftung, Viehhal-

tung und Umgang mit Pflanzen.

Dieses Wissen erweiterte er als

Hirte und Senner auf Schweizer

Alpen und dann später bei Land-

schaftsplanungen, Weideerhal-

tungs- und Meliorationspro-

jekten. Machatschek ist ein Zu-

hörer und Praktiker, der stets

um ganzheitliche Sichtweisen

und Zusammenhänge bemüht

ist. Es geht nicht um naive Wald-

und Wiesenseeligkeit. Das Wis-

sen der Landnutzung solle aus

der Erfahrung kommen, erklärt

er. Für ihn ist klar, dass die Art

der Landbewirtschaftung über

die Güte der Nahrungsmittel be-

stimmt. Ebenso klar ist für ihn,

dass es eine Abkehr von reiner

Gewinnmaximierung und Natur-

zerstörung geben müsse. Sehr

wichtig sei es hingegen, auf

Hausverstand, mehr Selbstän-

digkeit, Empathie, Naturnähe zu

setzen anstelle von Abhängig-

keit und Konsumgläubigkeit. Im

wertschätzenden

Wandern,

Sammeln, Gärtnern und Nutzen

der Landschaft liege die Be­

deutungskraft der Natur, sagt

Machatschek und macht deut-

lich, dass in diesem Sinn die

Wildkräuternutzung vor der

heutigen Kulturnahrung vorhan-

den war und mehr Achtsamkeit

und Selbstgenügsamkeit dem

Menschen dienlicher wäre. „In

der Einfachheit des Lebens liegt

die Würze“, liest man in einem

seiner Bücher. Doch Ressourcen-

verschwendung, tägliche Müll-

berge und vielfach denaturierte

Nahrung sind heute Realität.

Das Wissen um die Kräuterkun-

de sollte in den praktischen

Gebrauch genommen und wei-

tergegeben werden, schon sei

man dann damit bei weiteren,

auch heißen Themen ange-

langt – bei der Art der Landbe-

wirtschaftung, beim Pflanzen-

bau, Viehwirtschaft, usw.

Seine Lebensgefährtin Elisa­

beth Mauthner stammt aus

der westlichen Südsteiermark

und ist als Heilmasseurin,

Lebens- und Gesundheitsbera-

terin tätig. Als erfahrene „Wild-

kräutlerin“ nutzt sie das gezo-

gene Gemüse und Obst der

Gärten und die Pflanzen der

Landschaft zur Selbstversor-

gung. Als wahre und stets lern-

bereite Feldforscher sind sie

auch buchstäblich immer

wieder auf den Feldern, Wie-

sen oder in den Wäldern von

Bauern aktiv mithelfend tätig.

Das tiefe Naturverständnis der

beiden bodenständigen Per-

sönlichkeiten, ihre Wertschät-

zung gegenüber der nutzbaren

Naturfülle fasziniert mich und

auch, dass sie sich kein Blatt

vor den Mund nehmen.

Karl Brunner

Ökologe und Planer Michael Machatschek und „Kräutlerin" Elisabeth Mauthner geben altbewährtes

Wissen über die Nutzung von Wildpflanzen weiter.

Foto: k. brunner