NACHRUF
PUSTERTALER VOLLTREFFER
AUGUST/SEPTEMBER 2017
34
Genau unter seiner Darstellung
des Auferstandenen an der Kir-
chenmauer wollte der berühmte
Maler seine ewige Ruhe finden.
Dieser Wunsch wurde ihm er-
füllt. Deshalb führte der Trauer-
zug von der Wieser Kapelle in
Kartitsch die Straße hinauf auf
den Friedhof von St. Oswald.
Nach der Messe wurde Kollrei-
der beigesetzt – im Beisein von
Schützenkompanie und Musik-
kapelle, Verwandten, Freunden,
Bekannten und Verehrern.
In der Wieser Kapelle hatte er
seine ersten Bilder geschaffen:
Sein Altargemälde dort zeigt die
Heilige Anna mit der Muttergot-
tes – und der Kreuzweg in der
Kirche von St. Oswald stammt
ebenfalls von ihm.
„Zum Mesner“
Kollreider wurde am 27. Jän-
ner 1922 als Jüngstes von sechs
Kindern „zu Mesner“ in St. Os-
wald (Kartitsch) geboren. Die
klein-bäuerliche Familie war ge-
prägt von Arbeit, Dorf und
Kirche, in der sie seit Jahrhun-
derten den Mesner stellte. Nach
dem Ersten Weltkrieg herrschte
große Armut. „Die katastropha-
len Folgen des Krieges waren
unübersehbar. Schließlich war
St. Oswald bzw. Kartitsch Front-
linie“, so Oswald, Neffe des Ver-
storbenen. Nach der Volksschule
besuchte der Jüngste der Familie
die allgemeine Fortbildungs-
schule in Kartitsch bis zum
Sommer 1939.
Weil er bei den Zusammen-
künften der Hitlerjugend häufig
zu spät gekommen war, wurde
Kollreider für ein Jahr nach
Frankreich zum Reichsarbeits-
dienst strafversetzt. „Sein Vater
hatte nämlich gemeint, dass der
Ministrantendienst am Sonntag
der HJ-Versammlung vorzuzie-
hen sei“, erinnert sich Neffe
Oswald.
Von Frankreich wurde Koll-
reider nach Klagenfurt versetzt
und war dort Ausbildner. 1943
musste er nach Russland, wo er
im August schwer verwundet
wurde. Er verlor den kleinen
Finger und den Ringfinger der
rechten Hand.
Akademie
Sie wurde dennoch zur Zei-
chen- und Malhand des Künst-
lers, mit der er später seine gro-
ßen Werke schuf. Vom Winter-
semester 1944 bis März 1945
besuchte er als außerordentli-
cher Hörer – da ohne Reifeprü-
fung – die Meisterschule für
Malerei an der Akademie der
Bildenden Künste in Wien. Die
Bombardierung der Akademie
unterbrach sein Studium. Des-
halb ging er nach Innsbruck und
besuchte dort bis 1947 die Zei-
chen- und Malschule von Toni
Kirchmayr. Ab Wintersemester
1947/48 traf man Kollreider
wieder an der Akademie in
Wien an. Er holte die Matura
nach und studierte dann als or-
dentlicher Hörer. Neben der
Ausbildung in Wien war auch
Prof. Oswald Kollreider (95), Strassen, † 19. Juli 2017:
Trotz großer Welterfahrung
blieb er sich immer treu
In seiner Heimatgemeinde Kartitsch wurde Prof. Kollreider zur letzten Ruhe
geleitet. Über dem Grab in St. Oswald wacht an der Kirchenwand sein
selbst erschaffenes Sgraffito des Auferstandenen.
Der Künstler wurde unter seinemWerk an der Kirchenwand in St.
Oswald (Kartitsch) beigesetzt. Dies war sein persönlicher Wunsch.
Fotos: Martina Holzer
Prof. Oswald Kollreider †.