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GESCHICHTE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

APRIL/MAI 2017

21

Diese furchtbare Schlacht be-

stand eigentlich aus mehreren

Schlachten an der Ostfront – zwi-

schen Truppen des russischen

Kaiserreichs und Österreich-Un-

garn. Galizien, das südöstlich von

Krakau gelegene Gebiet in Süd-

polen, erstreckte sich über 78.000

km². Viele unserer Großväter und

Urgroßväter mussten bei der

„Schlacht von Galizien“ mit-

kämpfen, kurzum die meisten der

Eingezogenen. Conrad von Höt-

zendorfs Hoffnung, dass der ein-

brechende Winter für die besser

ausgerüsteten österreichischen

Truppen von Vorteil wäre, erfüllte

sich nicht: Die kontinuierlichen

Angriffe der Russen, der Schnee,

die Kälte, die Lebensmittel-

knappheit, die schweren Muni-

tionen und Waffen führten zu rie-

sigen Verlusten.

Katastrophe

Im Oktober 1914 gelang es

den österreichischen Truppen

zwar, die Russen zurückzudrän-

gen, aber als am 22. März 1915

die Festung Przemysl, die den

Österreichern als Symbol für

Widerstand und Mut galt, von

den Russen erobert wurde, kam

es zu einer regelrechten Kata-

strophe: Neun Generäle, 2.593

Offiziere und 117.000 Soldaten,

von denen 1.600 Mann dem

Tiroler Landsturmregiment an-

gehörten, gerieten in Gefangen-

schaft und wurden nach Sibirien

und Turkestan deportiert. Auch

Josef Tschurtschenthaler aus

Sexten, der Großvater von Wal-

traud Tschurtschenthaler, war

dabei. Sie erbte sein Kriegstage-

buch und fand darin viele be-

klemmende Einträge.

Unbeschwertheit

zerstört

Josef musste als Kaiserjäger

an die Ostfront – mit 21 Jahren.

„In diesem Alter war man zu

jener Zeit schon ein Mann, und

die Erfahrungen, die man im

jahrelangen Kampf an der Front

machte, zerstörten sowieso die

für die Jugendjahre typische

Unbeschwertheit“, so Enkelin

Waltraud. Josef war eigentlich

Bildhauer und Schnitzer.

„Abends, im Schützengraben,

nahm er einen Bleistift, ein paar

Farben und ein irgendwo aufge-

lesenes Stück Papier und bildete

mit sicherer Hand und großem

Können das ab, was er gerade

sah: einen wütenden russischen

Soldaten mit harten Gesichtszü-

gen, einen anderen, der mit dem

Gewehr bewaffnet zum Angriff

übergeht, dem aber die Todes-

angst ins Gesicht geschrieben

steht, einen Verwundeten in

den letzten Atemzügen.“

Mutter erschrak fast

zu Tode

„Mein Großvater hatte jedoch

Glück. Er konnte Ende 1916 auf

seinen eigenen Beinen heimkeh-

ren“, erzählt die Enkelin. Aber

seine Mutter wäre damals bei-

nahe zu Tode erschrocken. Denn

Josef war bereits für tot erklärt

worden. Man hatte ja auch

schon ein Paket mit den Papie-

ren des Sohnes und eine Ver-

dienstmedaille für Mütter, die

ihre Söhne im Krieg verloren

hatten. Und dann klopfte es

eines Tages an der Tür. „Als

meine Urgroßmutter öffnete,

stand der tot geglaubte Sohn vor

ihr. Anstatt sich zu freuen,

bekam sie zuerst eine Panikatta-

cke: Sie schrie und fürchtete, ein

Gespenst vor sich zu haben.“

Bald klärte sich auf, warum die

Papiere des Sohnes nachhause

geschickt worden waren. „Mein

Großvater war auf dem

Schlachtfeld, wo überall Tote

und Verletze herumlagen. Er

überlebte den Kampf, aber seine

Hose war völlig zerfetzt. In den

Karpaten war es sehr kalt, und er

wollte nicht frieren. Es sah einen

toten Kameraden, der eine un-

beschädigte Hose trug. Er über-

legte nicht lange und tauschte

seine Hose gegen die eines toten

Soldaten. Dabei vergaß er aber

seine Papiere mitzunehmen.“

Bruder ausgegraben

Als Josef in seinen Heimatort

Sexten zurückkehrte, war auch

dieser zerstört, sein Hof abge-

brannt, alles musste wiederauf-

gebaut werden. „Aber Großva-

ters erstes Anliegen war, die leib-

lichen Überreste seines geliebten

Bruders Veit Tschurtschenthaler

nach Sexten holen.“ Sein Bruder

war, nachdem er sich bei einer

Kampfhandlung im Hochpuster-

tal eine Bauchverletzung zuge-

zogen hatte, am 21. August 1915

im Lazarett verstorben und dann

auf dem nahegelegenen Friedhof

in Innichen beerdigt worden. Da

aber seine mehrmals gestellten

Anträge auf Exhumierung

zwecks Umbettung immer abge-

lehnt wurden, ging er eines

Nachts mit einer Hacke und

einem schwarzen Sack ausge-

rüstet auf den Innichner Fried-

hof. „Dort grub er heimlich die

Leiche seines Bruders aus, nahm

sie auf die Schulter und trug sie

sieben Kilometer durch den

Wald bis nach Sexten, wo er sie

dann in Würde beerdigte.“

Die „Schlacht von Gali-

zien“ steht für die An-

fänge des Ersten Welt-

krieges (1914 bis 1918).

Auch der Pustertaler

Josef Tschurtschentha-

ler wurde als 21-Jähri-

ger zu diesen blutigen

Kämpfen eingezogen.

In seinem Kriegstage-

buch erhält man so

manchen Einblick

in das grausame

Geschehen.

Befehlshaber Franz Conrad

von Hötzendorf.

Waltraud Tschurtschenthaler.

Kriegstagebuch gibt Einblicke

Europaregion

Tirol-Südtirol-Trentino

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