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Der 57-jährige Kustos der

Tiroler Landesmuseen (Natur-

wissenschaftliche Sammlun-

gen) war dafür 250 Nächte und

100 Tage lang im Freiland un-

terwegs. Aber nicht nur in Süd-

tirol, sondern auch in Ost- und

Nordtirol. Das Projekt wurde

vom Naturmuseum Südtirol in

Auftrag gegeben. Das klare

Ziel: eine möglichst große An-

zahl von Schmetterlingsarten

zu erfassen und daraus geneti-

sche Fingerprints (DNA-Bar-

codes) zu erhalten. In diesen

drei Jahren konnte Peter Hue-

mer nun rund 2.600 Schmetter-

lingsarten erstmals genetisch

erfassen und knapp 100 Erst-

funde für Südtirol und Tirol

nachweisen. Es lassen sich nun

etwa 96 % aller erhobenen

Arten genetisch zweifelsfrei

unterscheiden. Die Zahl der

Schmetterlinge schwindet al-

lerdings. Laut Huemer ist die

Situation in den Tallagen in

ganz Tirol besorgniserregend,

vor allem durch die intensive

Landwirtschaft und die massive

Flächenbeanspruchung. Der In-

sektenforscher Peter Huemer

im „PVT“-Interview.

Herr Huemer, Sie verbrach-

ten 250 Nächte für die

Schmetterlings-Studie

im

Freien. Wie verlief eine solche

Nacht?

Huemer:

„Nachtfalternächte

sind immer Faszination pur.

Nie ist vorher klar, was man

findet, immer kann man mit

Überraschungen rechnen oder

auf Sensationen hoffen. Das

heißt: Langeweile gibt es nicht,

im Gegenteil. Die Nächte kön-

nen bei Anflügen von bis zu

300 Arten und tausenden Tieren

manchmal ganz schön anstren-

gend sein. ImWesentlichen be-

deutet das volle Konzentration,

um jedes angeflogene Tier auf

Artniveau zu bestimmen und

sofort zu protokollieren bzw. in

Ausnahmefällen wo nötig Pro-

ben mitzunehmen.“

Lenkt Begleitung da eher ab?

Huemer:

„Allerdings. Die

Nächte sind naturgemäß dank

Faltern trotzdem nicht einsam. In

seltenen Fällen ‚dürfen‘ die Frau

Seit Jahrzehnten ist Peter Huemer als Insekten-

forscher in Südtirol unterwegs und besonders

von den Schmetterlingen fasziniert. Drei Jahre

erforschte er sie sehr genau – ausgestattet mit

dem klassischen Schmetterlingsnetz, aber auch

mit Ufo-ähnlichen Leuchttürmen. Er hat allerlei

Neues entdeckt.

Schmetterlingsforscher

Peter Huemer mit Lichtzelt.

Foto: Vito Zingerle

INTERVIEW

4

PUSTERTALER VOLLTREFFER

FEBER/MÄRZ 2017

Mit großer Leidenschaft den

Klein aber fein: Mompha terminella wurde erstmals in Südtirol und ganz Italien gefunden, Chrysoclista gabretica ist hingegen ein Neu-

fund für ganz Mitteleuropa!

Aquarelle: S. Koster

Insektenforscher Peter Huemer.