gen fast 90 Prozent
– mander-
men(t)sch
am weitesten ver-
breitet; inWelschnofen lautet es
mendermentsch.
Daneben gibt
es noch
m nets
(imWesten),
m
nans
(im Pustertal) sowie gele-
gentlich
lootr, l uter,
und im
Vinschgau noch einmal das frü-
her dort weit verbreitete Wort
tsoch.
Die Bezeichnungen
lootr,
l uter
und
tsoch
werden oft
auch abschätzig verwendet.“
So dringt auch für die Frau
die standardsprachliche Be-
zeichnung immer weiter vor,
oder?
Scheutz:
„Ja. Allerdings
wird
frau
noch eher für die
Ehefrau verwendet als für die
weibliche Person imAllgemei-
nen, für die
waibets, waibans,
waibermen(t)sch
bei der älteren
Generation noch die gängigen
Ausdrücke sind, Letzteres vor
allem im Unterland. Auch
pfot
kommt im Vinschgau gele-
gentlich vor;
menschin
wird im
Ultental für Mädchen verwen-
DIALEKT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2016
5
Mami, i fliagat
gearn sou h
̗
ach
wia a feigele!
f
Ȗ
khe
gandra
g
Ȗ
nsa
pule
m
hoos
det, im Sarntal abschätzig für
Frau.“
Durch die „politische Kor-
rektheit“ verschwanden in der
Alltagssprache sehr viele
abfällige Bemerkungen für
äußere Erscheinungen und
Gebrechen.
Scheutz:
„Allerdings. Früher
wurden auch schon geistig
leicht Behinderte oder vom
Down-Syndrom Betroffene als
t schet
(ungeschickt, unbehol-
fen) oder
tsch pet
(ungeschickt,
beschränkt) bezeichnet. Auch
wurden Menschen mit körper-
lichen oder geistigen Unzu-
länglichkeiten oft nicht mit
ihrem Vornamen genannt, son-
dern mit einer Kombination aus
dem Namen des Hofes, von
dem sie stammten, und dem be-
sonderen Merkmal, das sie
kennzeichnete, daher der
-schtum, -schtumete
(…-Stumme,
…-Taubstumme),
-t arete
(…-
Taube), -
khrumpe
(…Hin-
kende), sogar ein Brillenträger
konnte schon als
fiaraugeter
(Vieräugiger) bezeichnet wer-
den.“
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daumen!
und natürliche Gegebenheiten
bei uns eine in sehr viele kleine
Räume aufgeteilte Sprachland-
schaft geschaffen haben, finden
sich in vielen Taldialekten be-
sondere Wörter und Wortfor-
men, die diese Gegenden nicht
mit anderen teilen. Diese bei-
den Gruppen von Wörtern
waren schon in althochdeut-
scher Zeit – die sprachge-
schichtliche Periode vom 8. bis
zum 11. Jahrhundert – und in
mittelhochdeutscher Zeit (11.
bis 14. Jahrhundert) vorhanden,
sind aber nicht in die Standard-
sprache aufgenommen worden
oder wieder daraus verschwun-
den. Dazu kommt über Jahr-
hunderte der enge Kontakt zu
den romanischen Nachbarspra-
chen, dem Alpenromanischen,
dem Rätoromanischen, den
norditalienischen Dialekten und
dem Standarditalienischen.
Dies zeigt sich neben den Orts-
und Flurnamen besonders in
dem vom Romanischen be-
stimmten Sonderwortschatz des
Weinbaus und der Bewässe-
rung.“
Für den Menschen, vor
allem den menschlichen Kör-
per und seine Teile sowie für
viele körperliche Vorgänge
und Erscheinungen gibt es ja
besondere Dialektwörter, die
nur zum Teil auch im Stan-
dard vorkommen, oder?
Scheutz:
„Allerdings.
Kör-
per
oder
Leib
gab es früher im
Dialekt kaum, heute wird vor
allem das Erste sehr häufig ver-
wendet. Aber man hört noch
oft:
miar tuat di g ntse khrip(e)
wea
(mich schmerzt der ganze
Körper). Nicht nur um den Kör-
per geht es bei den Bezeich-
nungen für die beiden Ge-
schlechter, aber sie gehören im
weiteren Sinne auch hierher.
Für den Mann ist – neben
m n
(Mann), das bei den Älteren
einen geringen Prozentsatz aus-
macht, bei den Jungen hinge-
sprechen, mehr oder weniger
mit dem gesamten bairischen
Sprachraum, oder zumindest
mit dem südbairischen, also
Tirol, Kärnten, der Steiermark,
gemeinsam.“
Was haben sie nicht gemein-
sam?
Scheutz:
„Da Besiedlung, hi-
storische Aufteilung der Region