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TIERE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

AUGUST/SEPTEMBER 2016

26

Frau Schwärzer, oft heißt es,

weibliche Tiere werden

sterilisiert, männliche kastriert.

Schwärzer:

„Das ist ein weit verbrei-

teter Irrglaube. Wahr ist, dass der Un-

terschied zwischen den beiden Ein-

griffen nichts mit dem Geschlecht zu

tun hat. Bei der Sterilisation werden

Eileiter bzw. Samenleiter nur abge-

bunden, bei der Kastration hingegen

werden Eierstöcke bzw. Hoden und

Nebenhoden völlig entfernt. Heute

werden in Südtirol kaum noch Sterili-

sationen durchgeführt, weil die Vor-

teile der Kastration deutlich höher

sind.“

Welche Vorteile hat

die Kastration?

Schwärzer:

„Klarerweise, man muss

sich nicht mehr um den ungewollten

Nachwuchs kümmern, die Lebens-

dauer des Tieres steigt, es gibt keine

schlecht riechenden Markierungen

mehr, das Risiko für hormonelle Er-

krankungen und Viren nimmt ab, we-

niger Aggressivität unter Artgenossen,

folglich weniger Verletzungsgefahr

und nicht zuletzt steigt nach der Ka-

stration auch die Menschenbezogen-

heit. Und entgegen vieler Meinungen

ist es so, dass Katzen auch nach der

Kastration noch Mäuse jagen.“

Die Tierschutzvereine

sind sehr gefordert.

Schwärzer:

„Ja. Die Tierschutzvereine

im ganzen Land sind jedes Jahr – ver-

bunden mit hohen Kosten – tage- und

wochenlang damit beschäftigt, junge

Kätzchen zu pflegen und ein gutes Zu-

hause für sie zu finden. Vorausgesetzt

sie werden nicht bereits vorher ‚ent-

sorgt’. So süß Katzenkinder auch sein

mögen, unkontrollierter Nachwuchs

hat zur Folge, dass immer mehr Tiere

erkranken und bereits im frühen Alter

sterben, herrenlos sind oder in Tier-

heimen oder Pflegefamilien viel zu

lange auf ein geeignetes Zuhause

warten. Viele Tiere bleiben dort bis an

ihr Lebensende. Oft genügt ein kleiner

‚Defekt’ oder die Tatsache, dass sie

nicht mehr ganz jung sind, und schon

sind sie für die Menschen nicht mehr

interessant.“

Welche Vorteile hat es, beim Süd-

tiroler Tierfreundeverein Mitglied

zu werden?

Schwärzer:

„Wir beraten die Bürger

zu Fragen betreffend Haustiere oder

nehmen uns bei Notwendigkeit (im

Todes- bzw. Krankheitsfall des Tier-

halters) der zurückgebliebenen Tiere

an. Man kann natürlich auch Mitglied

werden, um den Verein einfach zu

unterstützen. Das würde uns sehr

freuen. Wir versorgen ja freilebende

Katzen mit tierärztlicher Pflege und

Futter, sorgen für die Sterilisation frei-

lebender Katzen zwecks Einschrän-

kung der Vermehrung und vieles an-

dere mehr.“

Südtiroler Tierfreundeverein:

Aktiv mitarbeiten:

Genau so wich-

tig wie Spenden ist die aktive Mit-

arbeit im Verein. Es gibt viele Tätig-

keitsfelder, in denen man sich en-

gagieren kann: Pflege von

Findeltieren, Betreuung von Katzen-

kolonien, Mithilfe in der PR und

Pressearbeit, Hilfe bei Sekretariats-

arbeiten, Kontrolle/ Einsätze bei di-

versen Veranstaltungen, Sponso-

rensuche…

Der Verein:

Seit den 1980er Jahren

aktiv. Über 1.000 Mitglieder, ange-

schlossene Tierschutzpolizei. Die

Sektion Pustertal gibt es seit heuer.

Aufgaben:

Schutz der Rechte der

Tiere, setzt sich gegen Tierquälerei

und nicht artgerechte Tierhaltung

ein, Sensibilisierung der Bevölke-

rung, Pflege von verletzten, heimat-

losen Tieren, Vermittlung von Tieren,

Betreuung von Katzenkolonien und

Kastration von frei lebenden Katzen.

Julia Schwärzer,

Vorsitzende der

Sektion Pustertal der Tierfreunde

Südtirol, mit Luna.

Im Interview

Tieren

helfen

BUISCHELE-RIND

In Südtirol, Trentino und Bel-

luno wurden mehrere Restbe-

stände des alten Schlages des

kleinwüchsigen Grauviehs ge-

funden, teilweise auf traditionell

verhafteten

Berglandwirt-

schaftsbetrieben, denen ihre Rin-

der sehr am Herzen gelegen

sind. Buischele ist der lokale,

liebkosende Dialektname der

kleinen Kühe im deutschspra-

chigen Verbreitungsgebiet. Das

Grauvieh mit einem Körperge-

wicht von ca. 350 bis 420 kg und

Widerristhöhen von unter 123

cm wurde als autochthoner

Grauvieh-Schlag in diesen stei-

len Bergtälern gezüchtet und

eignet sich vorzüglich für die

Beweidung der steilen, wenig er-

tragreichen Bergflanken und

Alpweiden.

BLOBE GOASS

Die Blobe Ziege ist eine kräf-

tig gebaute mittelgroße bis große

stämmige Gebirgsziege mit ge-

strecktem, geradem Rücken, fla-

chem, langem, breitem Becken

und tiefer Brust. Die Tiere sind

in der Regel behornt, wobei

auch die Geißen ein besonders

kräftiges Horn entwickeln. Es

tritt jedoch auch vereinzelt

Hornlosigkeit auf. Charakteri-

stisch für die Rasse ist die dichte

Unterwolle. Der Körper besitzt

eine einheitlich graue Farb-

zeichnung in unterschiedlichen

Abstufungen, ohne scharf abge-

grenzte Übergänge oder Flecken

(Silbergrau, Hellgrau, Dunkel-

grau bis zum charakteristischen

Blaugrau). Der Name „Blobe“

(tirolerisch für Blau) steht für die

teilweise blaugraue Grundfarbe

der Mantelzeichnung.

SCHWARZES UND

GESCHECKTES ALPEN

SCHWEIN

Nur durch Zufall wurden 2013

auf einem italienischen Lehr-

bauernhof letzte schwarze Velt-

liner Schweine gefunden (auch

Bündner Schweine genannt).

Mit diesen allein hätte man

wegen Inzucht nicht weiter

züchten können, doch mit ge-

zielter Nachsuche konnten zwei

weitere Reliktpopulationen der

schwarzen und gescheckten Al-

penschweine gefunden werden,

nämlich von den gescheckten

Samolaco und den Südtiroler

Schweinen. Engagierte Züchter

aus Südtirol und der Schweiz

bauten die Zucht in Italien neu

auf, die jetzt auch wieder in die

Nachbarländer expandiert.

CIUTA-SCHAF

Es ist das kleinste Schaf im

Alpenraum und blieb in einem

kleinen Seitental des Veltlins er-

halten, wo es fast ganzjährig frei

in Wald und auf Alpweiden lebt.

Der Lebensraum ist sehr hart

und besteht aus dürftigen und

steilen Weiden in Höhenlagen

zwischen 800 bis 2.700 Metern.

Im Winter werden die Tiere für

zwei bis drei Monate in Ställe

genommen und mit etwas Heu

und trockenen Blättern gefüttert.

Auffällig beim Ciuta ist die zie-

genartige Behornung der weib-

lichen Tiere, die nur bei ur-

sprünglichen Schafen auftritt

(auch beim ausgestorbenen Ta-

vetscher Schaf). Zusammen mit

dem Tavetscher im Bündner

Oberland und dem Montafoner

Schaf in Vorarlberg dürfte es ein

direkter Abkömmling des Torf-

schafes sein.

PUSTERTALER

SPRINZEN

Diese Rinderrasse hat ihr Ur-

sprungsgebiet im Pustertal und

in den benachbarten Seitentä-

lern. 1929 wurde ihre Zuchtver-

wendung vom italienischen

Tierzuchtgesetz verboten, das

hätte beinahe zu ihrem Unter-

gang geführt. Doch einigen

Bauern, die die Tiere weiterhin

und heimlich hielten, ist es zu

verdanken, dass die Rasse bis

heute überlebte. In Südtirol gibt

es mittlerweile wieder an die

100 Züchter mit fast 500 Tieren.

Ciuta-Schafe sind die kleinste

Schafrasse im Alpenraum.

Pustertaler Sprinzen.

Foto: Hermann Maria Gasser