PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2016
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Gesichtern der Schrecken der
Flucht geschrieben stand.
Als „Kontrastprogramm“
dazu schuf er Porträts von
„Beautiful Ladies“, die Ober-
flächlichkeit widerspiegeln.
„Die ganze Thematik rund um
die Flüchtlinge berührt mich
sehr.“ Auch der Schönheitswahn
in Amerika. „Da wird ganz
selbstverständlich beim Kaffee-
tratsch über die verschiedensten
Eingriffe, die man an sich ma-
chen lässt, diskutiert, als würde
man vom Zahnarztbesuch er-
zählen. In Europa sprechen die
Leute kaum so offen darüber.“
Stocker startete deshalb ein
Projekt, bei dem er 1,80 x 2,70
m große Porträts von Amerika-
nerinnen mit menschlichem
Fett, das abgesaugt, aufbereitet
und mit Pigmenten vermischt
wurde, malte. „Das war aber
eine grausliche Sache, zudem il-
legal. Für die Kosmetik würde
sich menschliches Fett hervor-
ragend eignen. Aber das ist na-
türlich nicht erlaubt.“ Um
gleichsam aufzuzeigen, dass
der Schein oft trügt, stellte er
den „Amerikanerinnen“ unter
dem Titel „I‘m hungry“ drei 90
x 90 cm große Porträts von jun-
gen afrikanischen Männern ge-
genüber. „Man würde sofort
vermuten, dass die Männer arm
sind. Aber so ist es nicht. Sie
sind ultrareich. Die Amerikane-
rinnen sind hingegen durch-
schnittliche Frauen.“ Die Por-
träts werden vorerst in New
York ausgestellt.
Kölner Projekt
Möglichweise im nächsten
Jahr wird man sein „Kölner“
Projekt sehen können. Dafür
schuf er über 60 Porträts von
Kölnern (Christen, Muslime,
Juden). „Sie sind alle irgendwie
miteinander verbunden, sie ken-
nen sich, man kennt sie, ein
Querschnitt durch die Kölner
Gesellschaft. Dabei soll aber die
Religion im Hintergrund stehen.
Es geht um das Brechen von
menschlichen Vorurteilen“, er-
zählt Stocker, der lange auch in
Köln lebte. Geplant war, die Por-
träts mit der Eröffnung der
DITIB-Zentralmoschee in Köln
zu zeigen. Aufgrund von Bau-
mängeln wurde die Eröffnung je-
doch auf unbestimmte Zeit ver-
schoben. Nun sollen Stockers
Porträts im neu gebauten Rau-
tenstrauch-Joest-Museum in
Köln ausgestellt werden. Eine
besondere Stocker-Ausstellung
wird auch am 24. Mai im „Aus-
trian Culture Forum“ in Istanbul
eröffnet. Porträts von Kindern,
Lehrern und Küchenpersonal der
Einrichtung „Music for Peace“
in Istanbul, die ausschließlich
von privaten Sponsoren erhalten
wird. „In der Einrichtung sam-
meln sich Kinder aus sehr ärmli-
chen und einfachen Verhältnissen
Stocker ist vor allem an Menschen am Rande der Gesellschaft in-
teressiert. So porträtierte er etwa „Homeless People“ in den USA,
Menschen, die aus verschiedensten Gründen ihre „Bleibe“ ver-
loren, teilweise im Büro oder im Auto schlafen.
Foto: Gerhard Huber
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SO SOLLTE EIN BODEN
IM AUSSENBEREICH SEIN:
• Frostsicher
• Wasserdicht
• Rutschfest
• Fugenlos verlegt
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www.debowa.itund lernen mit großem Eifer ein
Musikinstrument spielen. Es gibt
schon drei Orchester. In der Ein-
richtung erhalten die Sechs- bis
18-Jährigen auch Essen, oft das
einzige des Tages.“ Der Künstler
arbeitet aber schon lange wieder
an vielen anderen Projekten. Wie
etwa für die Salzburger Fest-
spielausstellung 2017. In Osttirol
„kehrt“ er nur selten ein. „Zwei
bis drei Tage im Jahr. Dann gehe
ich Wandern oder Pilze suchen.“
Also auch dort ist er immer auf
Spurensuche.
Martina Holzer
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