PORTRAIT
PUSTERTALER VOLLTREFFER
DEZEMBER 2015/JÄNNER 2016
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„Ich bin schon 31 Jahre hier
in den Bergen Südspaniens in
einem kleinen Dorf in den
Alpujarras auf der Südseite der
Sierra Nevada. Auch bei uns
hat der Winter Einzug gehalten.
Das Wetter ist zwar schön, aber
die Temperaturen sind auf 15
Grad plus. Nachts wird es sehr
kühl – so um die 5 Grad plus“,
erzählt der braungebrannte
derurlaub. Diesmal brachte er
gleich das halbe Pustertal mit“,
lacht Sepp. „Wildentschlossen
haben sie, dem Neuschnee und
der Eiseskälte trotzend, unseren
höchsten Berg, den Mulhacen
(3.482 m), erklommen. Und
nicht zu vergessen die vielen Ti-
roler Lieder, die jeden Abend in
Andalusien zum Besten gegeben
wurden“, strahlt Sepp, der schon
lange mit seiner Inger (59) ver-
heiratet ist. „Ich lernte sie hier
bei einem Flamenco-Tanzkurs
kennen“, schmunzelt er.
B & B
Seit 30 Jahren betreibt er mit
Inger die Ferienpension SierraY
Mar (B & B). Es gibt neun Zim-
mer. „Ich habe damals damit ge-
startet, weil wir viele Jahre Spa-
nischkurse für Ausländer orga-
nisierten und deshalb Räume für
den Unterricht und die Unter-
bringung gebraucht haben. Mitt-
lerweile kommen vor allem
Wanderer zu uns, daneben bie-
ten wir Gitarren- und Malkurse
Studium und einer Ausbildung
als Deutschlehrer für Auslän-
der. Südamerika war eine Art
„Auszeit“. Natürlich verbringt
er auch immer wieder gerne
einige Wochen in seiner Heimat
Südtirol – vor allem in den Ber-
gen des Sarntales, wo sein
Leben vor 69 Jahren als drittes
von neun Geschwistern begann.
Seine Eltern betrieben das
Gasthaus Trappmannhüttl.
Ins Missionshaus Milland
„Die ersten Schuljahre ver-
brachte ich in Aberstückl, bis
ich dann mit zehn Jahren ins
Missionshaus in Milland ver-
frachtet wurde. Dies war meine
erste große Weltreise. Die Fahrt
dorthin war für mich ein
schwermütiges Unternehmen.
Im Dreiradler meines Onkels
durfte ich im Beiwagen sitzen,
während mein Vater den Rück-
sitz belegte. Nach einem Zwi-
schenstopp im Gasthaus ‚Zum
Kalten Keller‘ erreichten wir
diesen ‚Riesenkasten‘, genannt
Missionshaus. Dort überfiel
mich plötzlich arges Heimweh.
Ich war ja auch unendlich weit
weg von allem was ich bis dahin
kannte“, schmunzelt Sepp. Zum
Glück gab es schnell Kontakte
mit vielen Mitschülern. Da wur-
den die Jahre bis zur Matura am
wissenschaftlichen Lyzeum
schon etwas leichter.
Große Radtouren
„Mit einigen Kollegen mach-
ten wir die ersten großen Rad-
touren über die Pässe nach Süd-
Sepp Heiss aus dem
Sarntal lebt seit drei
Jahrzehnten in der
Sierra Nevada in Spa-
nien, wo er mit seiner
dänischen Frau eine
kleine Ferienpension
betreibt. Eigentlich
hätte er Missionar wer-
den sollen. Doch die
Zweifel waren zu groß.
an.“ Durch eine Bekanntschaft
verschlug es ihn einst nach Gra-
nada und von dort aus kam er
zufällig in das kleine Dorf, in
dem er seitdem mit seiner Frau
lebt. „Es war ja immer schon
meine Idee, einmal irgendwo im
Süden den Rest meines Lebens
zu verbringen.“
Lateinamerika
Spanisch hatte er schon in
Südamerika gelernt. „Damals
machte ich eine einjährige
Reise durch Lateinamerika,
von Kuba bis Feuerland. Das
war eine persönlich sehr inten-
sive und prägende Zeit für
mich, verbunden mit abenteu-
erlichen Erlebnissen und inte-
ressanten Begegnungen“, erin-
nert er sich gerne zurück.
Eigentlich arbeitete er damals
an verschiedenen Projekten in
München (gesamt zehn Jahre)
nach seinem Sozialpädagogik-
Der Südtiroler Sepp Heiss liebt sein Leben in Spanien sehr.
Seine Ferien-
pension
Sierra Y Mar
in Ferreirola
in der Sierra
Nevada.
Sepp, der recht glücklich zu
sein scheint. Schließlich be-
kommt er auch immer wieder
Besuch von Pustertalern.
Tiroler Lieder & mehr
„Mein Schulkollege Manfred
Schmid aus Terenten besuchte
mich im Oktober schon zum
zweiten Mal in meiner Ferien-
pension und machte hier Wan-
Statt in die Mission liebe