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OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

12. OKTOBER 2015

CHRONIK

hat sich auch immer über das

Lesachtal gefreut. Als Bub war

er öfters in Liesing/Klebas, wo

seine Mutter zuhause war. Als er

als Zehnjähriger ein Lungenlei-

den hatte, wurde er zur Heilung

Volksmusiklegende mit Lesachtaler Vorfahren

Er war ein weitum bekannter und begnadeter Musiker, Komponist und Kapellmeister und hat mit seiner unverwech-

selbaren Art zu musizieren das Fundament für einen nicht mehr wegzudenkenden Bereich der Volksmusik gelegt:

Gottlieb Weissbacher (1907-1988).

Er war Begründer der weit

über die Grenzen hinaus be-

kannten Volksmusikkapelle „Die

delen Inntaler“. Seine Melo-

dien wurden fester Bestandteil in

Volksmusiksendungen, bei Mu-

sikantenstammtischen und Blas-

musikveranstaltungen. Er ver-

brachte seine Jugendzeit in

Wörgl, hier wurde auch der

Grundstein für sein schöpfe-

risches Schaffen gelegt. Mit sei-

nem Lebensweg und der fast

60-jährigen Karriere als Kompo-

nist und Leiter der „Fidelen Inn-

taler“ – er spielte vor allem Flü-

gelhorn, auch Trompete – hat

sich der bekannte Volksmusiker

und Musik-Präsentator Franz

Posch in seiner Dissertation be-

fasst. Darin weist er auf die stil-

prägende Musik dieses Innova-

tors der Tiroler Tanzmusikszene

hin. Weissbacher, beru ich Post-

bediensteter, war eine große

Musikantenpersönlichkeit, ein

strenger musikalischer Leiter

und ein großes Vorbild für ande-

re Musiker und Musikgruppen.

Über 400 Stücke (Märsche, Pol-

kas, Ländler, Walzer, usw.) hat

Weissbacher komponiert, wie

Posch au istet. Am 20. Septem-

ber 1988 verstarb Weissbacher

in Natters und wurde in einem

Ehrengrab der Gemeinde beige-

setzt.

Kärntner Wurzeln

Weissbacher hatte auch Les-

achtaler Wurzeln. Seine Eltern

waren der Bundesbahn-

bedienstete

Johann

Weissbacher

(1873-

1935) und Elisabeth

Weissbacher, geborene

Jöhrer, geboren am 22.

April 1874 in Klebas

bei Liesing/Lesachtal,

gestorben am 11. De-

zember 1950 in Wörgl/

Tirol. Seine Großeltern

mütterlicherseits waren

Josef Jöhrer (1836-

1895) und Anna Staben-

theiner

(1839-1923),

beide aus Liesing. Ei-

ner, der sich gern und

mit großer Bewunde-

rung an Weissbacher er-

innert und seine Musik

besonders schätzt, ist

Helmut Lexer (Jg. 1943)

aus Liesing, der die „Fi-

delen Inntaler" persön-

lich kannte. Für ihn ist Weissba-

cher eine geniale Musikerpersön-

lichkeit mit enormer Wirkung.

Lexer, selbst auch Vollblutmu-

siker, war über zwei Jahrzehnte

Kapellmeister der Bundeskapelle

Jenbach und in den letzten Jahren

ein wesentlicher Motor beim

Aufbau des Johann Lexer-

Geigenmuseums. Gottlieb hatte

mit seinen „Fidelen Inntalern“

auch mehrmals in Liesing musi-

ziert. „Ich habe ihn in Tirol bei

diversen Festen getroffen und er

ins Lesachtal gebracht.

Dabei soll ihm von

einem Arzt der Rat auf

den Weg mitgegeben

worden sein, sein In-

strument nicht dorthin

mitzunehmen,

das

könnte den Gesund-

heitszustand verschlech-

tern. Gottlieb habe sich

aber nicht daran gehal-

ten, nahm sein Instru-

ment mit, indem er es

im Koffer versteckte

und war dann nach den

zwei Monaten wieder

gesund. Täglich habe er

drei bis vier Stunden

musiziert, damit seine

Lunge gefordert und so

wurde seine Gesundheit

wieder hergestellt, weiß

Lexer zu erzählen: „Er

war auch ein sehr stren-

ger Kapellmeister gewesen.“

Ihm zufolge sollte ein Musikant

weder demAlkohol noch den Zi-

garetten frönen.

Karl Brunner

Ein Kirchlein als Symbol der Erinnerung

Das Nassfeldkirchlein in den Karnischen Alpen, nahe der Grenze Kärnten-Friaul, ist

vielbesuchter Ort der Einkehr, der grenzüberschreitenden Freundschaft und Völker-

verständigung geworden.

Vor hundert Jahren – 1915 – er-

folgte die Errichtung eines Sol-

datenkirchleins an der Stelle der

heutigen Nassfeldkirche. Das

war eine Holzkapelle, die dann

durch einen Steinbau ersetzt

wurde. Die Nassfeldkirche war

ein Kind des Krieges, denn ab

Mai 1915 war hier unmittelbares

Frontgebiet. Am 12. März 1916

zerstörte eine Lawine Baracken

und Schutzhütte, 42 Mann fan-

den den Tod. Das Kirchlein gilt

als Symbol der Erinnerung, als

Zeichen des Gedenkens und als

allgemeine Mahnung gegen

Krieg und für den Frieden, wie

auf der Gedenktafel der ÖAV-

Sektion Hermagor zu lesen ist:

„Wir gedenken der Toten der

zwei Weltkriege 1914-18 und

1939-45 sowie aller jener, die für

Kärntens Freiheit und Unabhän-

gigkeit ihr Leben geopfert ha-

ben." Erbaut wurde das Kirch-

lein unter Generalmajor Felizian

von Krasel (Kdt. der 92. Infan-

teriedivision) zur Erinnerung an

die Gefallenen und Verunglück-

ten der Gruppe Nassfeld 1915-

1916-1917. Übrigens wird mit

einer Inschrift auch an den Ent-

decker der besonderen blauen

Blume Wulfenia (W. carinthia-

ca), Franz Xaver Freiherr von

Wulfen (1728-1805), erinnert.

Wulfen hatte die seltene und be-

rühmt gewordene Blume hier im

Bereich Gartnerkofel/Kühweger

Alpe 1779 erstmals entdeckt.

1919 konnte (im Zuge der Ab-

trennung des Kanaltals) die

Grenzziehung mitten durch die

Gedächtniskapelle knapp verhin-

dert werden. Bereits seit 1949

wird hier Jahr für Jahr der Nass-

feld-Kirchtag gefeiert. Die Sek-

tion Hermagor (Erster Vorsitzen-

der Siegfried Lasser), der das

Kirchlein gehört, hat einen eige-

nen Kirchenwart, was einmalig

ist; es ist dies Hans Plattner. Die

Nassfeld-Straße wurde auch im

Kriegsjahr 1915 erbaut, zuvor

führte nur ein Karrenweg auf das

Nassfeld.

Text und Foto: Karl Brunner

Gottlieb Weissbacher.