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Sept. 2018

1898 - Großbrand im Oberdorf

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D

er Gesamtschaden wurde da-

mals auf ca. 60.000 Gulden

(fl) geschätzt, wovon etwa die Hälfte

durch Versicherungen gedeckt war.

1899 vermerkte die Tiroler Brand-

schadenversicherung Auszahlungen

an Tristach über 24.271 fl für Gebäu-

de und 4.522 fl für beweglichen Be-

sitz. Weiteres brachten Hilfsaktionen

und Spendensammlungen 3.190 fl,

von denen 600 fl für die Restaurie-

rung der beschädigten Orgel verwen-

det wurden, alles übrige erhielten die

Geschädigten.

Der damalige Tristacher Pfarrer

wohnte nach der Katastrophe und bis

zur Fertigstellung des neuen Widums

in Amlach, wohin während des Bran-

des drei Franziskaner aus Lienz das

Allerheiligste gerettet hatten. Alle an-

deren, die durch den Brand obdach-

los waren, wurden von verschiedenen

Bauern aufgenommen.

Da der Winter 1898/99 sehr mild

war, konnte unter den rasch errichte-

ten Notdächern über Schule und Kir-

che Unterricht und Gottesdienst ge-

halten werden. Das Schulhaus wurde

im Zuge der Reparaturarbeiten durch

einen Zubau erweitert und im Oktober

1899 eingeweiht.

Über die Renovierungsarbeiten an

der Kirche ist nicht viel bekannt, aber

dabei wurde der vorher bestehende

Zwiebelturm durch einen achteckigen

Spitzturm ersetzt, der noch heute in

dieser Form besteht.

Auch ist überliefert, dass während

des Brandes ein glühender Balken die

Hauptkuppel durchschlug und in das

Kirchenschiff fiel. Das Innere der Kir-

che konnte nur mit knapper Not geret-

tet werden. Die Kirchenfenster gingen

alle zu Bruch. Die Glocken die das

Unglück überstanden hatten, wurden

1917 und 1918 abgenommen und zur

Waffenherstellung eingeschmolzen.

Es gab in Tristach seit dem noch

weitere Großbrände, aber 1898 war

das letzte Feuer, bei dem fast ein gan-

zer Ortsteil abbrannte.

Franz Zoier

Zeitungsartikel über den Brand im „Bote für Tirol und Vorarlberg“ 1898

Zeitungsartikel über Benefizveranstaltung im „Bote für Tirol und Vorarlberg“ 1898