Das Kauen ist ein Urbedürfnis der Menschen. Baumharze
werden in vielen Kulturen weltweit aufgrund ihrer anti-
bakteriellen Wirkung gekaut. Bei uns in Osttirol/Assling
kennt man das als „Koipech“. Claudia Bergero, geb. Czo-
pak aus Thal, hat das Koipech wieder aufgegriffen, und
gemeinsam mit ihrer Studienkollegin Sandra Falkner
einen neuen Kaugummi erfunden: „Alpengummi - den
ersten natürlichen Kaugummi der Alpen“.
Die Absolventinnen der Universität für Bodenkultur Wien
kamen auf die Idee eines natürlichen Kaugummis im Rahmen
einer Lehrveranstaltung, in der es um Innovationen im Forst-
sektor ging. Der Hauptbestandteil der neuartigen Kaumasse
besteht aus Schwarzföhrenharz. Mit Bienenwachs verfeinert
handelt es sich nicht mehr um sprödes Harz wie man es als
„Koipech“ von der Fichte kennt, sondern um eine angenehme
Kaumasse. Neben natürlichen Aromen für den Waldminz- und
Erdbeergeschmack wird Birkenzucker (Xylit) verwendet,
damit er nicht nur gut schmeckt, sondern auch gut für die Zäh-
ne ist. Birkenzucker trägt nämlich zur Erhaltung der Zahnre-
mineralisation bei und neutralisiert Säuren im Mund, sodass
die Entstehung von Karies gehemmt wird.
Die beiden Gründerinnen haben ein neuartiges Kaugummi-
konzept erfunden, das eigentlich auf alten Traditionen beruht -
denn im Handel gibt es zwar vereinzelt natürliche Kaugummis
aus Chicle (einem Baumsaft aus Mexiko) zu kaufen, jedoch
keine auf Basis regionaler Baumharze. Die Mehrheit der han-
delsüblichen Kaugummis - von denen 95% von einer einzigen
Firma stammen - wird aus Kunststoffen auf Erdölbasis herge-
stellt und mit weiteren potentiell gesundheitsschädlichen
Zusatzstoffen versehen. Zum Beispiel steht das Antioxida-
tionsmittel BHA (Butylhydroxyanisol) im Verdacht, eine
östrogenisierende Wirkung zu haben, ähnlich wie die bereits
bekannteren Parabene. Auch die künstlichen Süßungsmittel
Aspartam und Acesulfam K werden aus gesundheitlichen
Gründen von immer mehr Menschen gemieden.
Das Baumharz beziehen die beiden aus der Harzgewinnung in
Niederösterreich („Pecherei“), wo diese einst ein wichtiger
Gewerbezweig war. Das Harz der Schwarzkiefer (
pinus nigra
austriaca
), auch Pech genannt, zählte zu einem der Hauptex-
portmittel der Region. Harz wurde für viele Lebensbereiche
verwendet – in der Schifffahrt, Farbindustrie, aber auch für
Wundheilsalben. Nach und nach wurden Harze jedoch durch
billigere Erdölimporte ersetzt. Früher konnten 7000 Familien
im Triesting- und Piestingtal von dem alten Traditionshand-
werk leben, heute sind leider nur noch eine Handvoll profes-
sioneller „Pecher“ übrig.
Mit ihrem natürlichen Kaugummi wollen die beiden eine
natürliche und regionale Alternative zu den erdölbasierten
Kaugummis schaffen und das Pecherhandwerk wiederbele-
ben. Bei der Startup-Show „2 Minuten 2 Millionen“ auf Puls 4
präsentierten sie am 16.April ihre Idee vor sechs Investoren
(die Show kann man online nachsehen).
Seit Anfang April ist Alpengummi in den beiden SPAR Filia-
len in Assling und Thal erhältlich, sowie ab 17. April bei allen
Merkur und ausgewählten Billa Filialen in ganz Österreich.
Mehr Infos dazu unter
www.alpengummi.at.Seite 9
04/2019
Kauen auf Natur statt auf Plastik
GebürtigeAsslingerin Mitentwicklerin des „Alpengummi“
Claudia und Sandra bei einer angepechten Schwarzkiefer.
Bild: Claudia Bergero
Sandra und Claudia mit ihrem Alpengummi - dem ersten natürlichen
Kaugummi der Alpen, links Sandra Falkner und rechts Claudia Berge-
ro (geb. Czopak) aus Thal Bild: Wolfgang Riepl
Dieses Projekt wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds
gefördert und im Rahmen des Programmes „Mikro-ÖV Syste-
me“ für den Nahverkehr im ländlichen Raum“ durchgeführt.
Immer wieder wird das Assling Mobil während der Wan-
dersaison für Transporte zur Hochsteinhütte genützt. Ab
heuer gelten dafür folgende Regelungen:
mindestens 4 Personen/Fahrt: Fahrpreis € 2,00/Person
Maut ist von den Fahrgästen zu bezahlen
weniger als 4 Personen: Fahrpreis € 8,00 und Maut