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16

BLICK

Ein

Das Team der Archäologen um Irene Kno-

che und Maria Bader von TALPA, Büro

für archäologische Dienstleistungen in

Wörgl, wertet die Entdeckung als kleine

Sensation: Die dokumentierte Geschich-

te der Burg Heinfels beginnt mit der ur-

kundlichen Ersterwähnung im Jahr 1239.

Dass der Burghügel bereits vorher besie-

delt wurde, ließen Fundgegenstände der

Grabungen in den 1990er Jahren bereits

vermuten.

Bis zum Frühjahr 2018 wurden 14 Grä-

ber freigelegt. Die Ausrichtung der Ruhe-

stätte ist Ost-West, die Gräber enthielten

keine Grabbeigaben. Die Toten wurden in

Demutshaltung beerdigt, teilweise ragten

die Gräber unter die östliche Burgmau-

er. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wird

diese erstmals erwähnt, in weiterer Fol-

ge errichtet man an der östlichen Mauer

einen Pferdestall. Bereits zu dieser Zeit

dürften Spuren der früheren Grabstätten

nicht mehr vorhanden gewesen sein. Ers-

te Untersuchungen in einem Speziallabor

in Miami/USA bestätigen die Vermutung,

dass hier eine Siedlung bereits vor der

Entstehung der Burg vorhanden war. Die

C14-Datierung der Skelette ergab ein

Sterbedatum von 1000 – 1150 n. Chr.

Weitere Forschungen sollen jetzt klären,

um noch mehr Informationen über die

hier Bestatten zu erhalten. So liefert das

Ergebnis der anthropologischen Untersu-

chung Rückschlüsse über das Sterbealter

und klärt unter Umständen auch die To-

desursache. Mit der Isotopenanalyse lässt

sich nachvollziehen, woher die Menschen

gekommen und wo sie aufgewachsen

sind. Die Untersuchung der DNA zeigt auf,

in welchem Verwandtschaftsverhältnis

die vermutlich ersten Siedler standen.

Die Ergebnisse der Untersuchungsreihe

sind ein wichtiger Teil der Neuerzählung

der Geschichte der Burg Heinfels und

werden im späteren Museum entspre-

chend aufgearbeitet. Derzeit ist vorge-

sehen, dass nach Abschluss der wissen-

schaftlichen Untersuchungen die Gebeine

wieder auf dem Burggelände in einem so

genannten Ossarium - einem Steinkasten

– wiederbestattet werden.

Erfolgreich verliefen auch die restaura-

torischen Arbeiten an der Kernburg. Die

Sanierung der Mauerkronen, deren „Ver-

nadelung“, die Reinigung der Fassaden

und Ausbesserungsarbeiten am Bergfried

konnten rechtzeitig vor Wintereinbruch

fertiggestellt werden. Seit Dezember hat

Baugeschehen

Viel Bewegung auf der Baustelle Burg Heinfels

Das zweite Jahr des umfangreichen Projektes steht ganz im Zeichen der Fassadenrestaurierung

und der schrittweisen Instandsetzung der St. Laurentius-Kapelle. Die letzte Bausaison endete

mit einer archäologischen Sensation: Im Bereich der ehemaligen Stallungen wurde ein Gräber-

feld aus dem beginnenden Hochmittelalter freigelegt.

Seit kurzem hat der mächtige Bergfried der Burg Heinfels wieder seine "Nase": Eine

Rekonstruktion einer Pechnase mit Schießscharten, die vermutlich im 16. Jahrhundert

errichtet wurde, aber nicht lange das Erscheinungsbild des Turmes prägte.

Mindestens 250 Jahre vor der Entstehung der Burg wurden die

Bewohner des Burghügels im Bereich der späteren Stallungen

bestattet. Eine Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen

sollen Geheimnisse lüften.

Im April 2018 fand auf Burg Heinfels der letzte Teil des grenz-

überschreitenden Workshops von 32 jungen Maurern aus Ost-

tirol und dem Belluno statt. Im Hintergrund ist bereits das neue

Kassagebäude sichtbar.