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OBERLIENZerlesen 31

Unser Dialekt

von Hannes Schneeberger

Fatige

Feiertage

Fatigshose

schöne, saubere Hose, die nur zu den

Feiertagen angezogen wurde

Händlinge

Fäustlinge

(meist selber gestrickt)

Weisete trogn

Überbringen von Geschenken an ein

Neugeborenes. Früher wurden beim

Weisete trogn meist Würfelzucker,

Weißbrot oder Zopf (selber gebacken)

und andere Lebensmittel, die man sich

nicht leisten konnte mitgebracht.

Wir bedanken uns auf diesem

Wege bei Frieda Kleinlercher, die

uns viele, viele Dialektwörter und

Redewendungen aus ihren

Aufzeichnungen überlassen hat.

Wiederum erfolgt die Bitte an

die Bevölkerung uns Dialektwörter,

Bezeichnungen von bäuerlichen

Geräten, usw. mitzuteilen. Wenn ihr

mich anruft (0680/3125540) bin ich

gerne bereit zu euch zu kommen.

Ein herzliches Danke im Voraus.

Das Chronikteam wünscht

allen Oberlienzerinnen und

Oberlienzern schöne „Fatige“

und ein gesundes, glückliches

Jahr 2018.

Rätsel

von Florian Gomig

Bilden Sie aus den jeweils

9 Buchstaben ein Wort/ eine

Bezeichnung:

1

2

O P G

L H E

E V C

G I D

H C U

S E N

P

S

Kramer und drückt ihm kurz die

Hand, geht wieder wegein, sei-

nem Gehause zu. Er weiß die

Geschichte vom Veit Kramer und

seinem unverschuldeteten Elend.

Das Bastele aber hat sich den

Perloger Bauer gut angeschaut.

Und nun schaut es den Vater

immerfort an, immerfort, warum

denn nur? Weil in dem Büblein

ein Ahnen ist, daß beide Männer

ein Gleiches haben, ein Gleiches,

das sie völlig zu Brüdern macht,

so eine Güte, so einen stillen

Ernst und in den groben Händen

so eine heimliche Heiligkeit,

etwas, das von der Erde und

gleicherweise von Gott kommt.

Das Bastele kennt gar keinen

Unterschied, daß der Perloger

ein Bauer und der Vater nur ein

armer Vagant ist.

Der Veit zieht den leeren Kar-

ren unter ein Fürdach und stellt

ihn in den Wetterschutz. Dann

geht er langsam der niederen

Haustüre zu. Er steht erst einmal

wie ein dunkler Schatten unter

der Türe, steht wie ein gebeugter

Riese. Hinter ihm flutet des Win-

ters Helle. Seine Gestalt ist ge-

beugt, ist die eines Kreuzträgers

Gottes. Der steife Loden schlot-

tert an seinem mageren Leib, fest

stützt sich die eine Hand am

Knüppelstock. Die Rechte aber

tastet am Türstock aufwärts,

tappt in ein kleinwinzig Krügl

hinein. Des Veit Kramer Augen

leuchten freudig auf: „Ist Weih-

brunn drinnen – an alles hat der

Perloger gedacht.“

Jetzt kommt die Emerenz

herein, tragt eine große, damp-

fende Suppenschüssel vor sich

her, stellt sie auf den Stubentisch.

Sie schauen sich an – Vater und

Mutter schauen sich an völlig wie

vor zwanzig Jahren, in der Zeit

ihrer größten Not und ihrer

größten Liebe. Eines vermag den

Blick nimmer vom andern zu

lassen. Das Annele teilt die Löf-

fel aus, läßt sie fröhlich auf den

Tisch hinklappern. Dann wollen

die Kinder mit den Löffeln in die

Suppe stoßen und wie die Ha-

bichte machen sie gierige Augen

hin nach den größten Brotbröck-

lein und heben die gewappneten

Händ‘. Da tönt eine starke Stim-

me durch die Stube: „Im Namen

des Vaters, des Sohnes und des

Heiligen Geistes!“ Die Kinder

schauen, wie in einer Kirchen

kommt es ihnen heut vor.

Und wie die erste Haussuppen

ausgelöffelt ist, nimmt der neue

Hausvater ganz aus den Tiefen

seines Hosensacks eine Betschnur

herauf und beginnt den freuden-

reichen Rosenkranz. Dem Vater,

der Mutter, der Ähne ist das wun-

derschöne Gebitt gar geläufig.

Die Kinder aber sein gelehrig,

und wo sich ein Gesätzlein zum

drittenmal wiederholt, klingen

ihre Stimmen mit, hell wie die

Glocken.

Ein Jauchzen, ein Klingen

geht durch das ganze arme

Zuhäusl. „Den du, o Jungfrau,

zu Bethlehem geboren hast !“

Draußen um das Zuhäusl

streifen des Perloger Wachthund‘

herum, schnüffeln alle vier Hau-

secken ab. Der Ruch passt ihnen

nicht ganz, der Ruch kommt von

weit her, kommt von vielerlei

Gossen. Sie möchten am liebsten

das Zuhäusl verbellen.

Da aber klinget auf einmal

der Chorus der Stimmen heraus,

hell und dunkel, froh und dank-

bar. So wedeln auch sie mit den

zottigen Ruten und trotten zu-

frieden heimwärts.

Auf Perlog kennen auch die

Hund‘ den Rosenkranz.

(Eine Lehrstunde von Gottfried Stotter)