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28 OBERLIENZerlesen

wollen, sieht man immer wieder.

Nach diesem festlichen Auftakt

des wohl bekanntesten Weih-

nachtsliedes von Franz Gruber

und Joseph Moor und mit Ein-

stimmung unseres HW Herrn

Pfarrer Josef Wieser, der unter

anderem diese hl. Messe immer

zu einem besonderen Erlebnis

macht, erklingt das Spiel der

Musikkapelle und die Stimmen

des Kirchenchores mit der Har-

monie-Festmesse in Es-Dur von

Alois Steinlechner.

Diese Messe wurde schon vor

dem I. Weltkrieg von Bläsern

und dem Kirchenchor aufge-

führt. Während des I. Weltkrie-

ges war dies eine Zeitlang nicht

mehr möglich und in dieser Zeit

verschwand das Notenmaterial

der Messe. Nach dem Krieg ver-

suchte man in den 1920er-Jahren

die Noten wieder zu beschaffen

– dies gelang bei der MK Prägra-

ten und die Noten wurden natür-

lich von Hand abgeschrieben. Da

das lateinische Werk eine soge-

nannte „Franziskaner Messe“ ist,

sind die Teile Benedictus und

Agnus Dei nicht komponiert.

Anstelle von diesen zwei Teilen

wurden zwei Weihnachtslieder,

mit deutschem Text gesungen

und gespielt.

Im Mai 1935 kam Pfarrer Franz

Josef Kleinheinz aus Nordtirol

nach Oberlienz, er akzeptierte

nicht die deutschen Texte von

den zwei Weihnachtsliedern bei

den Messteilen Benedictus und

Agnus Dei. Somit wurden die

zwei Weihnachtslieder nur mehr

beim Zwischengesang und Of-

fertorium aufgeführt. Der dama-

lige Kapellmeister Anton Mayr

vlg. Jager (Onkel v. dzt. Anton

Mayr vlg. Jager) und Chorleiter

Alois Gutwenger suchten nach

einer Messe, aus der die zwei nun

fehlenden Teile am besten zur

Bestehenden passen. Es war die

Festmesse in Es-Dur von Johann

Obersteiner. Im Jahre 1979 hat

der damalige Kpm. Prof. Oswald

Kranebitter die Messe neu

instrumentiert, da z. B. Flöten-,

Horn- und Trompetenstimmen

fehlten. Insgesamt 50 Mappen

mit Korrekturen und Ergänzun-

gen von Musik und Chor hat er

händisch geschrieben. Ende der

1980er Jahre wurden die Teile

Benedictus und Agnus Dei dann

wieder weggelassen und die Be-

setzung der Kapelle reduziert.

Bei der Christmette 1997 mit

dem neuen Kapellmeister Micha-

el Mattersberger wurden diese

zwei Teile wieder eingeführt und

es spielen seit dieser Zeit wieder

alle MusikantInnen mit. Er er-

gänzte dann über die Jahre die

noch fehlenden Stimmen für die

heutige Besetzung einer Musik-

kapelle, wie den vierstimmigen

Hornsatz, das gesamte Saxo-

phonregister, Oboe, Fagott und

Bassklarinette. Heuer, vorerst

zum letzten Mal, wird Michael

bei dieser Messe den Taktstock

führen.

Das Redaktionsteam dankt Mi-

chael Mattersberger herzlichst für

seine über 20 jährige Tätigkeit als

Kapellmeister der Musikkapelle

Oberlienz.

Aus dem Jahr 2001 gibt es eine

Live Aufnahme der gesamten

Messe unter dem Titel „Weihnach-

ten in Oberlienz“, die bei Michael

Mattersberger erhältlich ist.

© Gottfried Stotter

Im Anschluss an die Mette spielt

eine Gruppe der Musikkapelle das

Lied „Stille Nacht“ vom Kirchturm.

Alois Steinlechner,

geb. 4. Mai 1805 in Wattens, Lehrer

und Komponist, war zuerst Schulgehilfe

und von 1824 bis 1838 Schulleiter in

Wattens. Nachrichten über seine weite-

ren Anstellungen fehlen bislang. Zu sei-

nen Werken zählen die oben genannte

Festmesse in Es-Dur; Lauda Sion op. 4;

Tantum ergo und geistliche Lieder. Alois

Steinlechner starb am 16. September

1863.

Johann Obersteiner,

geb. 08. Oktober 1824 in Zell am Ziller,

Lehrer, Organist, Kapellmeister, in Stumm

im Zillertal, Ebbs u. Kufstein. Er erlernte

die Instrumente Violine, Flöte, Klarinette,

Horn, Trompete, Posaune und Orgel. Er

war Komponist von vielen kirchlichen

Liedern und ist von der berühmten

Herbegssuche „Wer klopfet an“ be-

kannt. Johann Obersteiner starb am 24.

März 1896.

Recherche der lateinischen Harmonie-

Festmesse in Es-Dur von Alois Stein-

lechner und der Festmesse in Es-Dur

von Johann Obersteiner durch Michael

Mattersberger im Dezember 2001. Als

Quellen gehen hervor: Prof. Oswald Kra-

nebitter, Anton Mayr vlg. Jager, Anton

Totschnig sen. vlg. Pöllander, Josef

Znopp sen. vlg. Znopp.