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Seite 12

‘s Blatt‘l

Juli 2017

Für ihre Mission muss Gabi Enge-

ler mit der Morgenstunde aufstehen,

bevor das Licht im Stall angeht und

das Geräusch der Melkmaschine er-

tönt.

Ihre Ausrüstung ist eher leicht:

schwarze Stiefel, ein Wintermantel,

der sich vor Flecken nicht fürchtet,

und eine schwarze Tasche mit ihren

Instrumenten. Sie steigt ins Auto ein

und fährt zu einem von den sieben

Bauernhöfen, die sie in Schlaiten be-

suchen muss.

Als sie diese Arbeit im Jahr 2003

anfing, gab es noch 14 Milchbauern

in Schlaiten. Jetzt braucht sie vier

Tage, um alle zu besuchen. Einmal

kommt sie morgens, und das nächste

Mal, sechs Wochen später, abends.

Der Bewegungsablauf ist fast wie

ein Ritual: zuerst den Melkeimer mit

der Tara abwiegen, dann die Milch-

menge nach der Melkung einer Kuh

wiegen, den Eimer umleeren, sodass

das Fett gleichmäßig durchgemischt

wird, eine kleine Probe ausfüllen, ein

paar Tropfen Konservierungsmittel

hinzufügen und mit einem sauberen

Deckel ver-

schließen.

Sie

hat

auch

eine

immer wie-

der aktuali-

sierte Liste

von den Kü-

hen dabei,

wo sie Be-

mer kungen

n o t i e r e n

kann, wenn

zum Beispiel

eine Kuh ein

Kalb bekom-

men

hat,

eine Euter-

enzündung

hat oder von

der Alm zu-

rückkommt.

Im

Win-

ter füllt sie

durchschnitt-

lich 60 Pro-

ben ab, und

im Sommer, nach dem Almauftrieb,

sind es etwa 40. Sie schickt dann die

Packung per Post nach Rotholz. „Im

Labor wird nicht nur die Milchqualität

festgestellt, sondern auch die Lei-

stung von jeder Milchkuh“, erzählt

Gabi. „Der Bauer, der seine Zucht-

kühe verkauft, kann dann einen bes-

seren Preis erzielen. Er kann auch

einen Trächtigkeitstest anfragen. Be-

reits 28 Tage nach der Belegung ist

in der Milch durch die Hormone eine

mögliche Trächtigkeit nachweisbar.“

Die Prüfungen werden vom Tiroler

Landeskontrollverband organisiert.

Dafür bekommt Gabi einmal pro Jahr

eine Aufwandsentschädigung von

den Bauern.

Die gebürtige Lienzerin hatte vor-

her mit der Bauernwelt keine beson-

dere Verbindung. „Aber dadurch,

dass mein Mann Hirte war, hat er

mich mit Rat und Tat unterstützt.“

Beim Wirt hatte er gehört, daß der

Schneider Karl als Milchmesser auf-

hören wollte. Hubert hat gleich daran

gedacht, es könnte seine Frau inte-

ressieren.

Zur Einschulung ist Gabi mit dem

Oberkontrolleur einmal auf einen

Bauernhof gegangen und hat sich er-

klären lassen, wie man eine genaue

Probe nimmt. Am Anfang waren ei-

nige reserviert, daß eine Frau die

Tätigkeit übernimmt. „Aber sie haben

sich schnell daran gewöhnt“.

Bei jeder Witterung nimmt sie die

Strecke in Angriff, auch wenn es

heißt, die Schneeketten am vorigen

Tag zu montieren. Zweimal musste

sie sogar den Bauer aus dem Bett

holen.

Dank ihr hat wohl für unsere Bau-

ern die frühe Morgenstund auch

Gold im Mund bekommen.

Landwirtschaft - Forstwirtschaft

Die Milchmesserin von Schlaiten

Ihr „Labor“ hat Gabi immer dabei. Genauigkeit und Sauberkeit im Umgang mit den

Proben und Aufzeichnungen ist Grundvoraussetzung für die Feststellung von Milch-

qualität und Leistungsfähigkeit eines Tieres.

Gabi Engeler beim Milchmessen im Stall des Gridling-Bauern,

Christian Bichler.

Seit 15 Jahren überprüft Gabi

Engeler in Schlaiten die Milch-

qualität.