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FODN - 64/03/2016

EDITORIAL

Liebe Leserinnen, lieber Leser!

Michael Linder

D

as Jahr 2016 geht dem Ende zu

und alle Welt und damit natürlich

auch meine Wenigkeit fühlt sich

bemüßigt, das Jahr 2016 einem Rück-

blick zu unterziehen. Aber eignet sich

dieses Jahr überhaupt für ein solches

Unterfangen? Nun, die internationalen

Schlagzeilen, die uns in den letzten 12

Monaten beherrschten, lauteten Bun-

despräsidentstichwahlwiederholung

(mit all seinen unangenehmen Begleit-

erscheinungen), Brexit, Trump-Wahl,

Krieg in Syrien, Flüchtlingstragödien…

Nicht unbedingt Themen, die unser

Empfinden positiv beeinflussten. Also

2016 - Rückblick auf ein hässliches Jahr?

Tatsache ist, viele von uns werden

2016 wohl nicht als übermäßig für gut

befinden, eher werden die Skeptiker in

der Mehrzahl sein, die dieses Jahr als

jenes beurteilen, dass ihren aktuellen

Gefühlszustand Rechnung trägt. Global

gesehen, haben sie vielleicht sogar recht,

es war wirklich nicht ein Jahr, in dem

die Welt ein wenig besser und gerechter

geworden wäre.

Sehen wir es pragmatisch. Aus Sicht

unsere Gemeinde war es tatsächlich

ein erfolgreiches und gutes Jahr. Die

im Vergleich zu anderen Gemeinden

unseres Bezirkes ruhig und ohne große

Emotionen stattgefundenen GR-Wahlen

inklusive des Wechsels der Gemeinde-

führung an der Spitze haben gezeigt,

dass wir Kalser einen Umgang pflegen,

der ein gedeihliches Miteinander ge-

genüber den zerstörerisch Trennenden

den Vorzug gibt. Wichtige Vorhaben

konnten ohne große Probleme in die

Wege geleitet und auch umgesetzt wer-

den. Diesen Boden hat uns unser Alt-

bürgermeister und Ehrenbürger Klaus

Unterweger aufbereitet und die jetzige

Gemeindeführung hat bewiesen, dass

der vorgezeigte Weg konsequent von al-

len Beteiligten weitergeführt wird.

Postfaktisch.

Was uns aber sehr wohl

Kopfzerbrechen machen sollte, ist das

von der „Gesellschaft für deutsche Spra-

che“ (GfdS) zum Wort des Jahres 2016

gekürte „postfaktisch“.

Bedeutung lt. GfdS:

„Das Kunstwort

postfaktisch verweist darauf, dass es in

politischen und gesellschaftlichen Dis-

kussionen heute zunehmend um Emoti-

onen anstelle von Fakten geht. Immer

größere Bevölkerungsschichten sind in

ihrem Widerwillen gegen »die da oben«

bereit, Tatsachen zu ignorieren und so-

gar offensichtliche Lügen bereitwillig

zu akzeptieren. Nicht der Anspruch auf

Wahrheit, sondern das Aussprechen der

»gefühlten Wahrheit« führt im »postfak-

tischen Zeitalter« zum Erfolg“.

Postfaktisch - eine Wortschöpfung die

mir überhaupt nicht gefällt und Unbe-

hagen bereitet. Jetzt werden wohl einige

sagen, was geht mich das an und au-

ßerdem interessiert es mich auch nicht.

Nun, ganz so einfach können wir es uns

nicht machen.

In den vergangenen Monaten waren

wir konfrontiert mit einem für öster-

reichische Verhältnisse recht emotional

geführten Wahlkampf. Was da an An-

deutungen, Falschmeldungen, persön-

lichen Angriffen und Beschimpfungen,

bewusst geschürt vor allem in den So-

zialen Netzwerken, auf uns einprasselte,

hat mir sehr zum Denken gegeben. In

vielen, nachher betrachtet eigentlich

sinnlosen Diskussionen wurde mir vor

Augen geführt, dass Tatsachen und

Fakten nichts mehr zählen. Mit welcher

Verbissenheit wurde da an nachgewiese-

nen Unwahrheiten festgehalten, wurden

und werden immer noch wider besseren

Wissens Tatsachen einfach ignoriert.

Österreichweit haben die Anhän-

ger des „postfaktischen“ eine für mich

persönlich höchst erfreuliche Niederla-

ge erlitten. Das Ergebnis in Kals zeigt

mir aber auch, dass wir wohl auf einen

guten Weg sind, aber doch noch etwas

Nachholbedarf haben. Mir ist durchaus

bewusst, dass diese persönliche Fest-

stellung nicht ungeteilt Meinung finden

wird, aber für eventuelle Diskussionen

stelle ich mich gerne zur Verfügung.

Wir alle sind gefordert, dieses Un-

wort „postfaktisch“ mit Lügen zu stra-

fen, auch wenn es uns nicht passt und

nachgewiesene Unwahrheiten oft besser

mit unseren Denkmuster einhergehen.

Sehen wir der Wahrheit ins Auge und

sorgen dafür, dass belegte Tatsachen

und Fakten die Oberhand behalten, es

kann uns allen nur guttun.

Sechzig!

Ich habe mehrmals nachge-

zählt, es entspricht den Tatsachen (also

nicht für das Wort des Jahres geeignet).

Fast 60 Personen haben zur Entstehung

dieser Ausgabe Fodn Nr. 64 beigetra-

gen. Ob in Form eines redaktionellen

Beitrages, als Auskunftsperson oder In-

terviewpartner, als Fotolieferant u.v.m..

Und das ist etwas, worauf wir stolz sein

können. Nur durch dieses gute Zusam-

menspiel der Fodn-Redakteure mit der

Kalser Bevölkerung ist es möglich, euch

auch heuer wieder eine hoffentlich un-

terhaltsame Weihnachtsausgabe unserer

Gemeindezeitung in Haus zu liefern.

Vergelt’s Gott allen Kalserinnen und

Kalsern, Institutionen, Vereinen und

Behörden, die zur Gestaltung unserer

Zeitung beitragen.

Ein herzliches Dankeschön allen Mit-

arbeitern im Redaktionsteam für die

gute und verlässliche Arbeit im Jahr

2016, ihr seid ein tolles Team.

Ein großer Dank auch an die Gemein-

de Kals am Großglockner, die uns stets

in allen Belangen unterstützt.

Besinnliche Weihnachten und ein

gesundes und erfolgreiches Jahr 2017

wünscht Ihnen

Michael Linder