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Kirchenbaumeister Thomas Mayr

Juni 2016

Thomas Mayr wird in den meisten

Kirchenführern als Baumeister aus Tris-

tach geführt. Da schmückt sich Tristach

mit fremden Federn. Thomas Mayr war

Lavanter. Er wurde am 17.12.1733 als

Sohn des Nikolaus Mayr (Bauer und Mau-

rer) und der Susanne, geb. Weingartner in

Lavant geboren. Seine Eltern hatten am

23. Februar 1724 in Dölsach, der Pfarr-

kirche der Braut, geheiratet. Ein Vorfahre,

Martin Mayr, hatte in Lavant ein Haus er-

baut, das unter dem Vulgonamen „Enge-

ler“ bekannt ist. Allerdings verkaufte Tho-

mas das Haus an einen Josef Pacher und

zog nach Lienz in die Beda Weber-Gasse.

Die Familie Pacher ist heute noch im Be-

sitz des Anwesens. Das Haus wurde vor

ein paar Jahren abgetragen und durch

einen Neubau ersetzt.

Sehr zum Leidwesen der Lavanter

war Lavant zwischen 1500 und 1781

keine eigene Pfarre. Im Geburtsjahr von

Thomas Mayr war Tristach auch die Pfar-

re für Lavant und Amlach und deshalb ist

er auch im hiesigen Taufbuch eingetragen.

Amtlich war dieser begnadete Baumeister

also doch ein Tristacher.

Thomas Mayr war ein außergewöhn-

lich fleißiger Baumeister. Von den profa-

nen Gebäuden wurden zum Beispiel das

alte Lienzer Rathaus als Kaserne, das Ge-

richtsgebäude in Sillian, das Gefängnis in

Lienz, Bürger- und Pfarrhäuser von ihm

errichtet. Über das Widum in Ainet ver-

merkt die Aineter Kirchenchronik: Sowohl

für den Bau als auch für die räumliche

Einteilung darf man den Baumeister Tho-

mas Mayr heute noch loben.

Seine herausragenden Leistungen

lagen aber im Kirchenbau. Innerhalb von

50 Jahren war er bei einem Dutzend Kir-

chenneubauten bzw. -umbauten maßgeb-

lich beteiligt. Sein bemerkenswertestes

Werk ist sicher die Pfarrkirche von Matrei,

der größte Landdom Tirols.

Egon Kühebacher schreibt im

„Schlern 61“ (1987) zur Geschichte der

Pfarrkirche zum Hl. Michael in

Innichen

:

Nach einer Kirchenrechnung vom Jahre

1759 waren die Baumeister der Micha-

elskirche in Innichen die Brüder Thomas

und Philipp Mayr aus Tristach.

Demnach

müsste das die erste Kirche sein, die der

damals erst 26-Jährige errichtet hat.

Mit der Kapelle von

Ulrichsbichl

(1760) mag Thomas Mayr noch einmal

im Kleinen geübt haben, was er später im

Großen so vortrefflich ausgeführt hat.

Für den Bau der Filialkirche Hlgst.

Dreifaltigkeit in

Strassen

legte der Meister

1763 zwei Modelle vor: eines mit acht-

eckigem Grundriss und großer Kuppel

mit Laterne und ein konventionelles mit

Langhaus. Die Bauherren entschieden

sich mutig für den außergewöhnlichen

Plan und erhielten dafür eine für unsere

Gegend einmalige Kirche. 1768 war der

Bau vollendet.

Das zweite Modell kam in

Asch

zur

Ausführung. Dort wurde in nur zwei Jah-

ren Bauzeit (1764-1765) unter Einbe-

ziehung einer gotischen Vorgängerkirche

eine großartige und für den kleinen Weiler

auch große Barockkirche errichtet, die

Filialkirche und Wallfahrtskirche Maria

Himmelfahrt.

Zwischen den vielen Kirchenbauten

hatte Thomas Mayr auch noch Zeit zum

Heiraten. Er vermählte sich am 17. Jän-

ner 1767 mit

Maria Valtiner

(eheliche

Tochter des Simon Valtiner, Tagwerker am

Rindermarkt und der Maria geb. Posse-

nig) in der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz.

1770 bekam Thomas Mayr den Auf-

trag, seine Heimatkirche Zum Hl. Ulrich

in

Lavant

umzugestalten. Unter Beibehal-

tung von Chor und Portal der gotischen

Vorgängerkirche entstand die spätbarocke

Wallfahrtskirche. Da war der Baumeister

schon sechs Jahre in Lienz sesshaft, am

Rindermarkt, vlg. Hatzer.

Als Besonderheit unter den Mayr-

Kirchen mag die Filialkirche Maria Heim-

Thomas Mayr Kirchenbaumeister

Das Geburtshaus von Thomas Mayr in Lavant (Correspondez-Karte Umlauf 1902;

rechts Roader und dahinter Engeler)

Auszug aus dem Tristacher Taufbuch