Juni 2016
Arzneibuch
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Die Familie Ortner, Frießlmair, ist
im Besitz einer bibliophilen Rarität,
einem Arzneibuch aus dem Jahre
1709.
Dieses Werk gibt Einblick in Metho-
den der Heilkunde vor 300 Jahren,
die vor allem von Badern und Kräu-
terkundigen am Land angewendet
wurden.
Der Koflkurier bringt in loser Folge
Auszüge aus diesem Werk zur Erhei-
terung und auch zur Erschütterung.
Dieses Mal vier Mittel gegen Kopf-
weh.
Übersetzung:
Für den wilden Schuß im kopffe/oder
wenn es einem geschwinde ins haupt
fahret.
Nimm schwarze Wacholderbeeren,
Pfirsichkerne, ein wenig Anis, Majo-
ran, Rosenblätter, stoß alles unterei-
nander, hernach brösle ein trockenes
Brot darunter, feuchte es mit Ma-
joranwasser an, füll es in ein langes
Säcklein, lege es vom Scheitel bis in
den Nacken.
Für den Schuss im Kopf
Nimm gleich viel Bohnenmehl und
weißen Weihrauch, mache mit Eiweiß
einen Teig. Streich es auf ein Tuch
und lege es auf das Hirn.
Ein anderes darvor
Nimm von einem Knaben den Harn,
netze ein Tüchlein damit und lege es
auf den Scheitel. Wenn es trocken
wird, wieder benetzen.
Für das sausen im Kopf
Nimm von jungen Salbei, weißer Min-
ze und der Benediktendistel die Wip-
fel, stoße sie zu Pulver und gib davon
einen halben Löffel in die Suppe.
Wann eines ein geschwär im kopffe hat
Der schnupfe mehrmals am Tage
Weinrautenwasser in die Nase.
Burgl Kofler
Arzneibuch