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Unterwegs auf den Weltmeeren
Dezember 2015
Ein ungewöhnlicher Arbeitsplatz -
unterwegs auf den Weltmeeren
Die 30jährige Anja Scheiber, Toch-
ter des Adalbert Scheiber und der Ma-
ria, geb. Plautz ist Chief Purser auf der
Kreuzfahrtflotte „Mein Schiff“.
Nach dem Besuch der Unterstufe im
Gymnasium und Matura im BORG Lienz
studierte Anja ein Jahr lang Jus in Graz.
Dieses Studium entsprach nicht ihren
Neigungen und sie entschied sich für ein
zweijähriges kaufmännisches Kolleg in
Graz.
Zur Perfektionierung
ihrer
Englischkennt-
nisse besuchte sie
Sprachschulen
in
Miami und New
York. Um sich diese
Weiterbildung zu fi-
nanzieren, arbeitete
sie eine Saison als
Servicekraft in Mayer-
hofen. Über „Work and
Travel“ eignete sie sich
gute
Italienischkenntnisse
an. „Work and Travel“ ist eine Rei-
seform, die es dem Reisenden erlaubt,
fremde Länder kennenzulernen und sich
dabei durch Gelegenheitsjobs die nötigen
finanziellen Mittel zu sichern. Sie arbei-
tete in verschiedenen Hotels in Italien: in
Neapel und in der Hafenstadt Gallipoli
am Golf von Tarent am Stiefelabsatz. In
Gallipoli kam es ihr zugute, dass aus-
schließlich italienische Gäste und italie-
nisches Personal waren, somit konnte sie
ihre Sprachkenntnisse weiter verbessern.
Darauf folgten 1 ½ Jahre als Rezeptio-
nistin in einem Sporthotel in Flachau.
Im Jahre 2010 begann ihre Karriere
auf See.
Anja erzählt:
2010 war mein Traum-
jahr. Ich fuhr nach London und war
fest entschlossen, längere Zeit dort
zu bleiben. Bei der Arbeitssuche stieß
ich auf eine Annonce eines englischen
Kreuzfahrtschiffes, der MV Discovery.
Vorher hatte ich nie daran gedacht, auf
ein Schiff zu gehen. Ich bewarb mich
und wurde als Rezeptionistin ein-
gestellt, was für mich den
Vorteil hatte, meine Eng-
lischkenntnisse noch-
mals zu verfeinern, da
Crew und Passagiere
ausnahmslos eng-
lischsprechend wa-
ren. Das Schiff für
600 Passagiere und
300 Crewmitglieder
war ein Kreuzfahrts-
schiff mit sehr vielen in-
teressanten und teilweise
exotischen Destinationen. Es
war für mich wirklich ein Weltken-
nenlernen: Grönland, Libyen, auf den
Amazonas, Rio de Janeiro, Havanna,
usw. Unter anderen waren auch selten
angefahrene Orte wie die Gefangeninsel
„Devil’s-Island“ auf French Guyana. Dort
wurde 1973 der berühmte Hollywood-
film „Papillon“ mit Dustin Hofmann
gedreht. Dieses Schiff war in den Sieb-
zigerjahren auch Drehort für die ame-
rikanische Fernsehserie „Love Boat“.
Die Passagiere waren überwiegend
Engländer, aber auch Amerikaner und
Australier. Manche blieben monatelang.
Seekrank wurde ich nie, aber bei der
ersten Fahrt bei stürmischer See (See-
gang 8-9) hatte ich doch etwas Angst.
Auf den Tag genau sechs Monate
war ich an Bord und habe dabei qua-
si eine halbe Weltreise gemacht: ganz
Europa von Nord bis Süd, Russland,
Naher Osten, Transatlantik, Karibik und
Südamerika. Ich habe tolle Menschen
kennengelernt, mit denen ich bis heute
in engem Kontakt stehe. In Montevideo
(Uruguay) bin ich zu Vertragsende ab-
gestiegen und habe mit zwei Freunden
noch einen Urlaub angehängt. Unsere
Firma hat uns Heimflüge zu einem spä-
teren Zeitpunkt gebucht.
Anschließend arbeitete ich ein Jahr
in Graz bei einem Reisebüro, das Schul-
reisen organisierte. Ich war für Reisen
nach Irland zuständig.
Doch die See lockte mich wie-
der. Seit vier Jahren bin ich bei „Mein
Schiff“ der Reederei TUI Cruises. Die
Firma wurde 2009 gegründet, ist ein
Joint Venture aus TUI AG und Royal
Caribbean und hat ihren Sitz in Ham-
burg. Die „Mein Schiff“ Flotte besteht
mittlerweile aus vier Kreuzfahrtschiffen,
„Mein Schiff“ 5, 6, 7, 8, folgen in jähr-
lichem Abstand. Die „Mein Schiff“ sind
Kreuzfahrtschiffe der gehobenen Klasse
(Premium-All Inclusive) mit ausschließ-
lich deutschsprachigen Passagieren.
Die Routen führen ans Nordkap, Ostsee-
Baltikum, an die obere Adria, im Herbst
findet die Überfahrt durch den Suezka-
nal und den Golf von Aden nach Dubai
statt und im Winter in die Karibik, auf
Biking Tour in Stockholm
Dinner in Funchal