März 2015
Arzneibuch
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Die Familie Ortner, Frießlmair, ist
im Besitz einer bibliophilen Rarität,
einem Arzneibuch aus dem Jahre
1709. Dieses Werk gibt Einblick in
Methoden der Heilkunde vor 300
Jahren, die vor allem von Badern und
Kräuterkundigen am Land angewen-
det wurden. Der Koflkurier bringt in
loser Folge Auszüge aus diesem Werk
zur Erheiterung und auch zur Er-
schütterung. Dieses Mal geht es um
die Behandlung von Verbrennungen.
Übersetzung:
Vor allerley verbrennungen.
N.1 Fürs brennen.
Nimm Honig und frischen Schafmist,
mische es untereinander, bestreiche
damit den Schaden, es hilft für alle
Brände.
N.2 Vors verbrennen
.
Leg dick Sauerkraut auf den Brand,
wie es im Fass ist, lass es auf dem
Brand liegen, wenn es getrocknet ist,
gib wiederum frisches drauf, je öfter
je besser, dann Quittenkerne in Was-
ser gelegt und mit dem Schleim an-
streichen bis es ganz heil ist.
N.3 Vor das verbrennen/es sey was vor
ein brand es wolle.
Sobald sich ein Mensch verbrannt
hat, nehme er ungebrauchte Seife,
es darf nur gewöhnliche Seife sein.
Er schabe sie klein und lege sie dünn
auf. Bald nimmt sie die Schmerzen
und heilt von Grund auf, lässt auch
keine Narben zurück.
N.4 Ein anders.
Nimm einen lebendigen Krebs, zersto-
ße ihn und lege ihn auf den verbrenn-
ten Ort, er zieht die Hitze hinweg.
Verrühre Milchrahm oder Sahne und
Weinstein und streiche ihn auf den
verbrennten Ort, je öfter, je besser.
N.5 Ein anders
.
Nimm gleich frischen Kuhmist. Strei-
che ihn auf, wenn er trocken ist, wa-
sche ihn mit Kuhmilch ab, und wieder
frischen Kot drauf. Dies tue etliche
Mal, es hilft.
N.6 Ein sälblein vors verbrennen.
Man nimmt ein Eidotter oder so viel
man nehmen will, rühre es mit Leinöl
zu einem Sälblein, streiche es mit ei-
ner Feder auf den Schaden, zwei- bis
dreimal am Tag.
N.7 Ein anders vor das verbrennen
.
Kurzfassung der Gebrauchsanwei-
sung: Man nehme zuerst 10 Löffel
Baumöl, verrühre es mit 5 Eiklar von
frisch gelegten Eiern, gebe ein klei-
nes Löffelchen Brunnenwasser dazu,
vermische es zu einer Salbe. Nimm
davon und streiche es mit einem Fe-
derlein auf den Brand, so vergeht die
Röte. Salbe es öfter, so heilt es eher.
Man darf den Brand nicht zubinden.
Es entsteht eine schwarze Kruste,
die nach mehrmaligem Bestreichen
mit der Salbe selbst herunterfällt.
Schneide die Blase auch nicht auf.
Nachwort:
Es bleibt zu bezweifeln, ob
diese Maßnahmen tatsächlich zu einer
Heilung beigetragen haben. Von Nach-
ahmungen ist abzuraten.
Burgl Kofler
Arzneibuch
