Table of Contents Table of Contents
Previous Page  13 / 32 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 13 / 32 Next Page
Page Background

13

OBERKÄRNTNER

VOLLTREFFER

4. MÄRZ 2019

CHRONIK

Im Gegensatz zu „klassischen“

Skitouren führen Skihochtouren,

meistens im Frühling unternom-

men, höher hinaus, können als

Tagestouren gegangen werden,

oder man steigt am Vortag zur

Übernachtung auf eine Hüte auf.

Königsdisziplin ist eine mehr-

tägige Durchquerung von Hütte

zu Hütte im vergletscherten

Hochgebirge, idealerweise mit

einigen prominenten Gipfelbe-

steigungen.

Einige Dinge sind aber unbe-

dingt zu beachten:

Gesund in die Berge

(Ski-)Hochtouren sind Aus-

dauersport in großen Höhen.

Die intensiven Belastungsreize

für Herz und Kreislauf setzen

Gesundheit und eine realistische

Selbsteinschätzung voraus. Ver-

meiden Sie Zeitdruck und stei-

gern Sie Intensität sowie Umfang

der Touren langsam.

Sorgfältige Tourenplanung

Neben Karten, Führerliteratur

oder Internet sind die Auskünfte

von Hüttenwirten und Bergfüh-

rern unbezahlbar hinsichtlich

Information über Länge, Höhen-

differenz, Schwierigkeit oder die

aktuellen Verhältnisse. Außer-

dem wichtig: Bei der Planung von

Skihochtouren ist ein realisti-

scher Zeitplan besonders wichtig,

da die Lawinen- und Spalten-

sturzgefahr allgemein mit der

Tageserwärmung steigt.

Vollständige Ausrüstung

Zusätzlich zur allgemeinen

Notfallausrüstung (Erste-Hilfe-

Paket, Biwaksack, Stirnlampe und

Handy) und jener für Lawinenun-

fälle (LVS-Gerät, Schaufel, Sonde)

ist auch eine entsprechende seil-

technische Ausrüstung vonnöten,

z. B. Hüftgurt, Helm, Steigeisen,

Pickel und Seil.

Regelmäßig Pausen einlegen

Flüssigkeit, Energie und Pausen

sind notwendig, um Leistungs-

fähigkeit und Konzentration zu

erhalten. Isotonische Getränke

oder Fruchtsäfte sind ideale

Durstlöscher. Müsliriegel,

Trockenobst und Kekse stillen

den kleinen Hunger unterwegs.

Seil- und Sicherungstechnik

regelmäßig üben

Zur Sicherung auf Gletschern,

Felsgraten, Firn- und Eisflanken

sind umfassende Kenntnisse

der Seiltechnik notwendig. Dazu

kommen spezielle Rettungs-

techniken für die Bergung aus

Gletscherspalten. Regelmäßige

Übung ist unerlässlich, um diese

im Ernstfall souverän zu beherr-

schen.

Achtung Mitreißgefahr

Seil ist nicht gleich Sicherheit:

Gleichzeitiges Gehen am Seil im

Steilgelände birgt das große

Risiko, dass der Sturz eines Part-

ners den Absturz der Seilschaft

zur Folge hat. Daher im Gelände

mit Absturzgefahr an zuverlässi-

gen Fixpunkten sichern oder auf

das Seil verzichten.

Laufende Orientierung

Im weglosen Gelände und auf

Gletschern kann sich die Orien­

tierung besonders schwierig

gestalten. Daher ist es wichtig,

den Umgang mit Karte, Höhen-

messer, Bussole oder GPS zu

beherrschen. Kehren Sie bei

starker Sichteinschränkung

rechtzeitig um.

Gefahren durch Klimawandel

Gletscherrückgang, Ausape-

rung und Anstieg der Null-Grad-

Grenze bringen einen Anstieg der

Gefahr für Steinschlag und Spal-

tensturz. Angepasste Routen-

wahl, früher Aufbruch und frühe

Rückkehr sind daher von großer

Bedeutung.

Abstände einhalten

Im Aufstieg am Gletscher

sind Entlastungsabstände von

mindestens fünf Metern einzu-

halten. Bei der Abfahrt sollte der

Abstand mindestens 30 m betra-

gen. Dadurch wird die Belastung

der Spaltenbrücken minimiert

und somit auch die Spaltensturz-

gefahr reduziert.

Sichere Sammelpunkte

Besonders in Gletscherbrüchen

gilt es sichere Sammelpunkte zu

wählen. Kritisch sind meist

Geländekuppen oder Rücken, da

sich in diesen Spannungszonen

besonders viele Spalten befin-

den. Auch an den Sammel­

punkten muss ein Abstand von

fünf Metern eingehalten werden,

damit punktuell keine hohen

Belastungen entstehen.

Skier anlassen und angeseilt

bleiben

Aufgrund der günstigeren

Belastungsverteilung sollte man

seine Skier am Gletscher immer

anbehalten. Selbiges gilt fürs An-

seilen: Ist man bereits angeseilt,

bleibt man das auch – und zwar

auch bei Pausen oder beim Gang

zur „Toilette“. Das Anbringen/

Abziehen der Felle erfolgt nach-

einander, sodass man mit einem

Bein immer auf einem Ski steht.

Vorausschauend und defensiv

abfahren

Verdeckte Spalten sind meist

schwierig zu erkennen. Dement-

sprechend muss die Fahrweise

vorausschauend gewählt wer-

den, sodass man jederzeit pro-

blemlos (und rechtzeitig) anhal-

ten kann. Das heißt zugleich

auch, dass das Tempo nicht zu

hoch sein darf. Achtung: Ange-

halten wird standardmäßig ober-

halb des ersten Abfahrers, da

dieser ja unter Umständen direkt

an einer Spalte stehen könnte.

Flucht nach vorne

Hat man bei der Abfahrt eine

Spalte übersehen und kann nicht

mehr rechtzeitig bremsen, gilt

es die Belastung möglichst gering

zu halten. Das heißt: Das Gewicht

möglichst von den Skiern neh-

men und die Spalte in flottem

Tempo rechtwinklig queren. Ein

solches Manöver setzt natürlich

skifahrerisches Können voraus,

grundsätzlich gilt aber:

Keinesfalls anhalten!

Sicher unterwegs auf Hochtouren

Mit dem Frühling beginnt die klassische Zeit für Skihochtouren. Dabei bewegen sich die

„Abenteurer“ auf Graten und steilsten Gipfeln und im Aufstieg sowie bei der Abfahrt auf

Gletschern. Früh aufstehen, um bei bestem Firn hinunterzuschmieren, ist nur eine von

mehreren Empfehlungen für ein möglichst sicheres Vergnügen auf einer Skihochtour.

Skihochtouren mit der Königsdisziplin mehrtägige Durchquerung erfordern neben Gesundheit und Aus-

dauer auch einige grundlegende Techniken.

Foto: Thomas Mariacher

Um die anschließende Abfahrt auch richtig genießen zu können, sind

einige Punkte zu beachten.