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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
4. MÄRZ 2019
CHRONIK
Im Gegensatz zu „klassischen“
Skitouren führen Skihochtouren,
meistens im Frühling unternom-
men, höher hinaus, können als
Tagestouren gegangen werden,
oder man steigt am Vortag zur
Übernachtung auf eine Hüte auf.
Königsdisziplin ist eine mehr-
tägige Durchquerung von Hütte
zu Hütte im vergletscherten
Hochgebirge, idealerweise mit
einigen prominenten Gipfelbe-
steigungen.
Einige Dinge sind aber unbe-
dingt zu beachten:
Gesund in die Berge
(Ski-)Hochtouren sind Aus-
dauersport in großen Höhen.
Die intensiven Belastungsreize
für Herz und Kreislauf setzen
Gesundheit und eine realistische
Selbsteinschätzung voraus. Ver-
meiden Sie Zeitdruck und stei-
gern Sie Intensität sowie Umfang
der Touren langsam.
Sorgfältige Tourenplanung
Neben Karten, Führerliteratur
oder Internet sind die Auskünfte
von Hüttenwirten und Bergfüh-
rern unbezahlbar hinsichtlich
Information über Länge, Höhen-
differenz, Schwierigkeit oder die
aktuellen Verhältnisse. Außer-
dem wichtig: Bei der Planung von
Skihochtouren ist ein realisti-
scher Zeitplan besonders wichtig,
da die Lawinen- und Spalten-
sturzgefahr allgemein mit der
Tageserwärmung steigt.
Vollständige Ausrüstung
Zusätzlich zur allgemeinen
Notfallausrüstung (Erste-Hilfe-
Paket, Biwaksack, Stirnlampe und
Handy) und jener für Lawinenun-
fälle (LVS-Gerät, Schaufel, Sonde)
ist auch eine entsprechende seil-
technische Ausrüstung vonnöten,
z. B. Hüftgurt, Helm, Steigeisen,
Pickel und Seil.
Regelmäßig Pausen einlegen
Flüssigkeit, Energie und Pausen
sind notwendig, um Leistungs-
fähigkeit und Konzentration zu
erhalten. Isotonische Getränke
oder Fruchtsäfte sind ideale
Durstlöscher. Müsliriegel,
Trockenobst und Kekse stillen
den kleinen Hunger unterwegs.
Seil- und Sicherungstechnik
regelmäßig üben
Zur Sicherung auf Gletschern,
Felsgraten, Firn- und Eisflanken
sind umfassende Kenntnisse
der Seiltechnik notwendig. Dazu
kommen spezielle Rettungs-
techniken für die Bergung aus
Gletscherspalten. Regelmäßige
Übung ist unerlässlich, um diese
im Ernstfall souverän zu beherr-
schen.
Achtung Mitreißgefahr
Seil ist nicht gleich Sicherheit:
Gleichzeitiges Gehen am Seil im
Steilgelände birgt das große
Risiko, dass der Sturz eines Part-
ners den Absturz der Seilschaft
zur Folge hat. Daher im Gelände
mit Absturzgefahr an zuverlässi-
gen Fixpunkten sichern oder auf
das Seil verzichten.
Laufende Orientierung
Im weglosen Gelände und auf
Gletschern kann sich die Orien
tierung besonders schwierig
gestalten. Daher ist es wichtig,
den Umgang mit Karte, Höhen-
messer, Bussole oder GPS zu
beherrschen. Kehren Sie bei
starker Sichteinschränkung
rechtzeitig um.
Gefahren durch Klimawandel
Gletscherrückgang, Ausape-
rung und Anstieg der Null-Grad-
Grenze bringen einen Anstieg der
Gefahr für Steinschlag und Spal-
tensturz. Angepasste Routen-
wahl, früher Aufbruch und frühe
Rückkehr sind daher von großer
Bedeutung.
Abstände einhalten
Im Aufstieg am Gletscher
sind Entlastungsabstände von
mindestens fünf Metern einzu-
halten. Bei der Abfahrt sollte der
Abstand mindestens 30 m betra-
gen. Dadurch wird die Belastung
der Spaltenbrücken minimiert
und somit auch die Spaltensturz-
gefahr reduziert.
Sichere Sammelpunkte
Besonders in Gletscherbrüchen
gilt es sichere Sammelpunkte zu
wählen. Kritisch sind meist
Geländekuppen oder Rücken, da
sich in diesen Spannungszonen
besonders viele Spalten befin-
den. Auch an den Sammel
punkten muss ein Abstand von
fünf Metern eingehalten werden,
damit punktuell keine hohen
Belastungen entstehen.
Skier anlassen und angeseilt
bleiben
Aufgrund der günstigeren
Belastungsverteilung sollte man
seine Skier am Gletscher immer
anbehalten. Selbiges gilt fürs An-
seilen: Ist man bereits angeseilt,
bleibt man das auch – und zwar
auch bei Pausen oder beim Gang
zur „Toilette“. Das Anbringen/
Abziehen der Felle erfolgt nach-
einander, sodass man mit einem
Bein immer auf einem Ski steht.
Vorausschauend und defensiv
abfahren
Verdeckte Spalten sind meist
schwierig zu erkennen. Dement-
sprechend muss die Fahrweise
vorausschauend gewählt wer-
den, sodass man jederzeit pro-
blemlos (und rechtzeitig) anhal-
ten kann. Das heißt zugleich
auch, dass das Tempo nicht zu
hoch sein darf. Achtung: Ange-
halten wird standardmäßig ober-
halb des ersten Abfahrers, da
dieser ja unter Umständen direkt
an einer Spalte stehen könnte.
Flucht nach vorne
Hat man bei der Abfahrt eine
Spalte übersehen und kann nicht
mehr rechtzeitig bremsen, gilt
es die Belastung möglichst gering
zu halten. Das heißt: Das Gewicht
möglichst von den Skiern neh-
men und die Spalte in flottem
Tempo rechtwinklig queren. Ein
solches Manöver setzt natürlich
skifahrerisches Können voraus,
grundsätzlich gilt aber:
Keinesfalls anhalten!
Sicher unterwegs auf Hochtouren
Mit dem Frühling beginnt die klassische Zeit für Skihochtouren. Dabei bewegen sich die
„Abenteurer“ auf Graten und steilsten Gipfeln und im Aufstieg sowie bei der Abfahrt auf
Gletschern. Früh aufstehen, um bei bestem Firn hinunterzuschmieren, ist nur eine von
mehreren Empfehlungen für ein möglichst sicheres Vergnügen auf einer Skihochtour.
Skihochtouren mit der Königsdisziplin mehrtägige Durchquerung erfordern neben Gesundheit und Aus-
dauer auch einige grundlegende Techniken.
Foto: Thomas Mariacher
Um die anschließende Abfahrt auch richtig genießen zu können, sind
einige Punkte zu beachten.