18
OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
4. FEBER 2019
CHRONIK
Obervellacherin erstellte Lehrplan für
Berufsschule in Tansania
Im neunten Jahr ihres Engagements für das Projekt „Africa Amini Alama“ kann Reinhild Wendl aus Obervellach
einen neuen Höhepunkt verzeichnen: Sie erstellte einen Lehrplan für ein drittes Berufsschuljahr zur Schneider-
Ausbildung, ein Novum für Tansania.
Seit 2009 gibt es das Hilfspro-
jekt im Momella Nationalpark
am Fuße des Kilimandscharo.
Mit Hilfe engagierter Menschen
entstanden eine Krankenstation,
drei Schulen, ein Waisenhaus so-
wie Berufsschulen für Maurer,
Tischler und Mechaniker. Als
Reinhild Wendl auf das Projekt
aufmerksam gemacht wurde,
sammelte sie 29 Nähmaschinen,
richtete eine Schneiderei ein und
gab ihr Wissen an die Frauen in
Momella weiter, die sich so ein
eigenes Einkommen sichern
konnten. Später gründete sie
eine Berufsschule, um junge
Frauen zu Damenkleidermache-
rinnen auszubilden. „Bis dahin
hatten nur wenige Mädchen in
Momella die Chance, nach der
verp ichtenden Schulzeit eine
Berufsausbildung zu absolvie-
ren“, erzählt sie. Die mehrfache
Gold-Medaillengewinnerin beim
Weltkongress der Maßschneider
erstellte den Lehrplan für das
erste und zweite Schuljahr, die
englische Übersetzung über-
nahm Helga Spitzer aus Spittal.
„Nachdem neun Mädchen die
zweijährige Ausbildung absol-
viert hatten, war die Schulbehör-
de von den Leistungen in Theo-
rie und Praxis total überrascht“,
sagt „Mama Wendi“, wie sie von
ihren Schützlingen liebevoll ge-
nannt wird, stolz. Nachdem es in
ganz Tansania keinen Lehrplan
für ein drittes Schuljahr gab, er-
stellte die mittlerweile 78-jäh-
rige Mölltalerin diesen einfach
selbst. Übersetzt von Helga Spit-
zer, wurde dieser nun von der
nationalen Schulbehörde an das
dortige Unterrichtsministerium
weitergegeben, wo er of ziell
anerkannt wurde.
„Im Mai werde ich unange-
meldet die Schule besuchen,
mich vom Fortschritt der Schü-
lerinnen überzeugen und sie auf
das große Finale im Herbst vor-
bereiten“, sagt die Obervellache-
rin. Sie weiß auch schon, wie es
nach Schulschluss weitergeht:
„Drei sehr begabten Mädchen
wird über das Projekt der Be-
such einer weiterführenden
Schule nanziert, drei Schüle-
rinnen werden als Fachlehre-
rinnen arbeiten und drei Weitere
mich vertreten und meine Arbeit
fortführen.“ Denn das Projekt
soll nachhaltig den Grundstock
für die jungen Frauen in der
Region – auch in den nächsten
Generationen – bilden und ihnen
Weiterbildung sowie ein eigenes
Einkommen sichern. 148.000
Euro investierte die rührige Pen-
sionistin in den letzten Jahren in
ihr Herzensprojekt: zahlreiche,
auch kleine Spenden, für die
Reinhild Wendl sehr dankbar ist,
und der Erlös aus dem Verkauf
von Kleidern und Taschen, ge-
näht von Frauen in Momella, sowie
von Massai-Frauen gefertigtem
Schmuck, den Wendl in ihrem
Privathaus anbietet. Nähere Infos
unter Tel. 0664-4502552.
Ingrid Wendl freut sich über jeden Besucher, dem sie die Unikate zeigen und das eine oder andere Stück
verkaufen kann. Der Erlös kommt dem Projekt zugute.
Die Schülerinnen erhalten eine Ausbildung nach europäischen Standards.