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OBERKÄRNTNER
VOLLTREFFER
4. FEBER 2019
CHRONIK
MEINE
G
ESCHICHTE
Sein Hobby: Gamsbartbinden
Hubert Koch,
Heitzelsberg/Eisentratten:
Gamsbart, was ist das? Das
Lexikon sagt dazu folgendes:
der Gamsbart ist ein zur Tracht
gehörender, in Teilen Österrei-
chs und Bayerns gebräuch-
licher Hutschmuck bei Män-
nern. In jüngerer Zeit wird er
auch häufiger von Frauen ge-
tragen. Es sind die Haare von
Gamsböcken, die gebunden
werden. Große Gamsbart-
Exemplare sind teuer, für ei-
nen Bart benötigt es Haare
von mehreren Gämsen. Ein
guter Bart hat demnach weiße
Haarspitzen (der sogenannte
Reif), ist weich, schön gewölbt
und fällt gleichmäßig.
Hubert übt dieses spezielle
Hobby, das viel Fingerfertig-
keit und Geduld erfordert, seit
sechs Jahrzehnten aus. Eine
Tätigkeit, der er in den ruhige-
ren Wintermonaten nachgeht.
Er hat es bei seinem Vater, der
ebenfalls Jäger war, gelernt.
Jetzt ist er der älteste Gams-
bartbinder weit und breit. Es
geht aber nicht nur um die
Haare von Gämsen, sondern
auch um solche von anderen
Wildtieren, wie Hirsche, Wild-
schweine und Dachse. Viele
Jägerfrauen tragen gerne die
kürzeren und helleren Dachs-
bärte auf ihren Hüten.
„Das edelste ist aber der Gams-
bart“, betont Hubert. Er erklärt,
dass er mit kleinen Büscheln
(mit je ca. 80 bis 100 Haaren)
beginnt, diese werden um eine
Metallstange herumgewickelt,
dann folgen die jeweils län-
geren Büschel (also von fünf
Zentimeter aufwärts bis 17, 18
oder noch mehr, letzteres
kommt aber schon sehr selten
vor). In einem guten Bart sind
an die 150 Büschel vereinigt, in-
formiert der passionierte Jäger.
Bevor die Büschel der Länge
nach sortiert und gebunden
werden, wird die sogenannte
Unterwolle ausgekämmt, da
diese nicht geeignet ist.
Hubert war als Berufsjäger in
großen Revieren aktiv, die von
den Bundesforsten verpachtet
wurden oder in ehemaligen
kaiserlichen Revieren, unter an-
derem auf der Grundalm im
Nockgebiet, im Kobernaußer
Wald (Oberösterreich), am
Attersee und auch in Bad Ischl.
Im Salzkammergut sei das
Trachten- und Jagdbrauchtum
noch stärker verankert als hier,
dort sei der „haarige“ Hut-
schmuck der Jäger noch mehr
verbreitet, weiß Hubert.
Hubert hat sehr viel Jagderfah-
rung gesammelt, für ihn wurde
– nach der anfänglichen Mau-
rerlehre – schon rasch die Jagd
als Hobby auch zum Beruf. Vor
Ort sehe der Jäger und Waid-
mann so manches anders, nicht
ganz so wie es Theoretiker mei-
nen, antwortet er mir auf strit-
tige Jagdfragen. Ihm sei es
immer darum gegangen, den
Wildstand hoch und die Wild-
schäden möglichst niedrig zu
halten, was ihm auch gut ge-
lungen sei. Viele Urlaubszeiten
verbrachte er in Argentinien,
wo er als Jagdbegleiter bzw.
Pirschleiter zu Fuß und zu
Pferd im Einsatz war. Hier
gebe es für Wildtiere noch rie-
sige intakte Lebensräume, so-
mit sehr gute Bedingungen
dafür. In seiner Heimat am
Heitzelsberg ist ihm nie lang-
weilig. Er ist als Imker auch ein
Freund der Bienen. Zudem hat
er noch ein Hobby, indem er
Hirschgeweihe bearbeitet, um
davon Teile für kurze Jagdmes-
ser zu schaffen bzw. solche zu
verzieren. Hubert und Gattin
Rosa haben drei Töchter.
Karl Brunner
Der frühere Berufsjäger Hubert Koch (Jahr-
gang 1935) aus Heitzelsberg oberhalb von
Eisentratten beherrscht ein besonderes und
sehr seltenes Hobby: Gamsbartbinden.
Jäger Hubert Koch
versteht sich bestens
darauf, formvollendete
Gamsbärte herzustellen.
Foto: k. brunner