Im Kühtai in den Stubaier
Alpen ging es kürzlich beim all-
jährlichen Lawinenhundekurs
der Bergrettung Tirol zur Sache.
Der zweitägige Kurs war an-
strengend für die 55 Lawinen-
hundeführer und ihre vierbeini-
gen Helfer. Stark vertreten war
auch Osttirol – mit allen acht
Lawinenhundeführern und Hun-
den. Dazu gehört auch Chris-
toph Schneider mit seinem Bor-
der-Collie/Jagdhund-Mischling
Grisu. Der 33-jährige Wirt und
Stellvertreter des Osttiroler
Bergrettungschefs Peter Lad-
stätter ist bereits seit 14 Jahren
mit großer Begeisterung Lawi-
nenhundeführer. In dieser Zeit
war er auch neun Jahre lang
Leiter der Osttiroler Lawinen-
und Suchhundestaffel.
„Das Schönste“
„Wenn man mit dem eigenen
Hund eine Lebendbergung
macht, ist dies das Schönste für
einen
Lawinenhundeführer
überhaupt. Dann weiß man
genau, für was man so viel
geübt hat“, erzählt Christoph
Schneider, dem mit seiner Vor-
gängerhündin Brenda (14) ein
solch‘ schönes Erlebnis ver-
gönnt war. Er erinnert sich noch
an die Begebenheiten an einem
Febertag im Jahr 2009 in Kalk-
stein (Innervillgraten). Am
frühen Nachmittag erfolgte die
Alarmierung. Nach einer ge-
führten Skitour auf den Pürg-
lersgungge war ein Lawinen-
abgang auf einem bislang noch
unberührten Hang beobachtet
worden. Es gab nur Ski-Spuren
in den Hang hinein, aber nicht
mehr hinaus. Christoph wurde
mit Brenda auf den Lawinenke-
gel geflogen. „Brenda nahm die
Suche auf, und während ich
mich noch in meine Lo-Tech-
Bindung quälte, gab es bereits
die erste Anzeige! Ich rückte an,
mittlerweile hatte Brenda be-
reits eine Hand freigemacht.
Und die Person lebte!“
„Jede Hilfe zu spät“
Die Besatzungsmitglieder
des Helikopters „Martin 4“ hal-
fen beimAusgraben. „Die Frau
war bei Bewusstsein und nach
mehrmaligem Befragen fanden
Lawine noch eine gute Über-
lebenschance. Ab dann geht es
jedoch rapide abwärts.“
Kameradenhilfe
Deshalb zählt man in ganz
Tirol über die gesamte Win-
terszeit durchschnittlich immer
nur eine Lebendbergung mit
Hunden, obwohl es sehr viele
Lawineneinsätze gibt. „Kame-
radenhilfe ist somit die effek-
tivste Hilfe, wenn man unter
eine Lawine gerät.“ Seine
Brenda, ein Schäfer-Border
Collie-Mischling, ist mittler-
weile als Lawinensuchhund „in
Pension“. „Auf Hundejahre
wir heraus, dass noch eine Per-
son mit ihr auf Skitour war.“
Mittlerweile trafen weitere
Bergretter ein, auch Hunde-
führer Harald Fuchs mit Arco
und Franz Heinreich mit Timo.
„Keine zwei Minuten nach
dem Befehl für unsere Hunde
‚Such voran‘ dann die nächste
Anzeige: Timo stieß auf die
zweite Person. Es war der Ehe-
mann der soeben lebend gebor-
genen Frau.“ Er lag in 80 Zen-
timeter Tiefe. Er war beimAus-
graben aber bereits tot. „Es ist
nicht selbstverständlich, bei
einer organisierten Rettung
jemanden lebend zu bergen“,
erklärt Schneider. Denn die Uhr
läuft rasant. „Man ist als Lawi-
nenhundeführer zwar als erster
am Lawinenkegel, dennoch
vergehen bis dahin rund 30 Mi-
nuten. Und bis 25 bis 30 Minu-
ten lang hat man unter einer
Christoph Schneider,
Hüttenwirt der Sillianer
Hütte, ist Lawinen-
hundeführer aus
Leidenschaft. Aktuell
arbeitet er mit dem sie-
benjährigen Suchhund
Grisu. Sein Vorgänger
konnte einen Verschüt-
teten lebend orten, was
keine Selbstverständ-
lichkeit ist.
Alle acht Lawinenhundeführer mit Hund beim Lawinenhundekurs in den Stubaier Alpen. V. l.: Markus Walder mit Lenox, Bezirks-
hundereferent Clemens Troyer mit Coux, Christoph Schneider mit Grisu, Monika Steiner mit Sunny, Diego Pietrunti mit Tao, Mario
Hopfgartner mit Alpha, Christian Michelitsch mit Bagiera und Franz Heinrich jun. mit Gismo.
Seltene Lebendbergung b
CHRONIK
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2018
18
Christoph Schneider mit seinem Lawinensuchhund Grisu.