BRILLENSCHAF
PUSTERTALER VOLLTREFFER
APRIL/MAI 2018
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„Faszinierend für die Züch-
tertag-Teilnehmer war auch,
unter welchen außergewöhn-
lichen Bedingungen hier Land-
wirtschaft betrieben wird“, so
Penker. Auch Züchter Gerhard
Bachlechner, der am Ende des
Winkeltales daheim ist, öffnete
für die Besucher seine Stall-
türen. Er hält an die 100 Kärnt-
ner Brillenschafe (Mutter-
schafe). Die ersten holte er sich
2005 auf den Hof. Fürhapter:
„Über Gerhard kamen wird
2007 auf die Brillenschafe.
Aktuell gibt es sieben Züch-
ter von Kärntner Brillenschafe
in Osttirol mit rund 270 Mut-
terschafen. Die meisten Züchter
und Brillenschafe leben im
Villgraten. Neben Fürhapter
und Bachlechner züchten noch
Franz Walder (ca. 40 Mutter-
schafe, Außervillgraten), Birgit
Mosmair (ca. 30, Matrei in
Osttirol), Otto Zlöwl (ca. 15,
Lienz), Willi Reiter (ca. 30,
Anras) und Sepp Wurzer (ca.
30, Außervillgraten) Brillen-
schafe.
„Villnösser Brillenschaf“
Gespannt war man auch auf
die Vorstellung des artverwand-
ten „Villnösser Brillenschafes“
aus Südtirol. „Es ist eigentlich
das komplett gleiche Schaf
wie das Kärntner Brillenschaf.
Der Hauptunterschied: Die
Nase ist sehr gekrümmt“, er-
klärt Fürhapter.
Südtirol schlug mit demVill-
nösser Brillenschaf hinsichtlich
Vermarktung ganz besondere
Wege ein: So nahmen sich dor-
tige Spitzenköche der Rasse an
und präsentieren in organisier-
ten Lammwochen verschiedene
Spezialitäten. Vereinbart wurde
im Rahmen des Züchtertages
eine intensivere Zusammenar-
beit beider Rassen, zudem wird
eine künftige Austragung eines
internationalen Züchtertages in
Südtirol angestrebt, nächstes
Jahr im April.
ImVillgratental scheinen sich
im Übrigen schon einige 100
Jahre Kärntner Brillenschafe zu
tummeln. „Denn die Schafe der
Krippe in unserer Kirche sind
Brillenschafe“, schmunzelt Für-
hapter.
Martina Holzer
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Brillenschaf
Das Kärntner Brillenschaf
wurde früher auch Seeländer-
schaf genannt. Es ging aus der
Kreuzung des alten Land-
schafes mit dem Bergamasker
Schaf und insbesondere dem
Paduaner Seidenschaf hervor.
Seinen Namen hat das kräf-
tige, mittelgroße, weiße Schaf
mit stark geramstem, unbe-
wolltem Kopf von den
schwarz gefärbten Ringen um
die Augen. Auch die Spitzen
der Ohren sind schwarz ge-
färbt. Die Kärntner Brillen-
schafe zeichnen sich durch ihr
beachtliches Gewicht, ihre
feine Wolle, besondere Stärke
und Munterkeit aus. Während
des Ersten Weltkrieges und in
der Zeit danach war das
Kärntner Brillenschaf in ganz
Österreichsehr beliebtt, nicht
nur wegen der ausgesprochen
hohen Schlachtausbeute und
der guten Wolle, sondern weil
es auch genügsam und frucht-
bar war.
„Rassenbereinigung“
Im Deutschen Reich kam es
dann auch in der Tierzucht zu
einer „Rassenbereinigung“.
Die Vielzahl an Schafrassen
wurde als hemmend für den
züchterischen Fortschritt ange-
sehen und so wurden 1939 alle
Bergschafrassen zum „Deut-
schen Bergschaf“ zusammen-
gefasst. In Österreich galt das
Kärntner Brillenschaf in Folge
bald als ausgestorben. Nur ge-
legentlich mendelten aus Be-
ständen weißer Bergschafe
Einzeltiere mit schwarzen Ohr-
spitzen und „Brillen“ um die
Augen heraus.
Mit der Erhaltungszucht in
Österreich begann man dann
vor rund 25 Jahren und ging
gezielt auf die Suche nach
Restbeständen dieser alten
Kärntner Rasse. 17 weibliche
und sechs männliche Tiere
konnten ausfindig gemacht
werden und mit ihnen begann
man die mühsame Erhaltungs-
zucht. 1992 zählte man dann
150 Kärntner Brillenschafe in
Österreich. Mittlerweile ist der
Bestand auf 5.250 Brillen-
schafe angewachsen, davon
5.000 weibliche Zuchtschafe
und 250 Zuchtwidder. In Süd-
tirol wird die Rasse unter dem
Namen „Villnößer Schaf“ ge-
züchtet und der Bestand auf
ca. 1.000 Tiere geschätzt. In
Deutschland beträgt der Ge-
samtbestand etwa 500.
Betriebsbesichtigung am „Feichtlhof“ der bei Familie Fürhapter.