Table of Contents Table of Contents
Previous Page  26 / 48 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 26 / 48 Next Page
Page Background

Herr Wieser, was ist ent-

scheidend für gutes Fleisch?

Wieser:

„Die Art der Tier-

haltung. Hier gilt: Klasse statt

Masse. In kontrollierter Zucht,

etwa in Biobetrieben, werden

die Tiere artgerecht gehalten

und haben viel Zeit zumWach-

sen. So kann das Fleisch, im

Gegensatz zur industriellen

Massentierhaltung, in Ruhe zu

einem hochwertigen Lebens-

mittel heranreifen. Als Eiweiß-,

Eisen- und Vitaminlieferant lei-

stet es dann einen wichtigen

Beitrag zu einer gesunden,

ausgewogenen Ernährung.“

Wovon hängt die Qualität

des Rindfleisches ab – neben

der artgerechten Haltung?

Wieser:

„Auch von Alter und

Gewicht. In der Regel kommt

nur das Fleisch junger Tiere in

den Handel. Und es muss gut

im Kühlhaus abgehangen sein,

damit es sein typisches Aroma

bekommt, mürbe und zart wird.

Es hat einen kräftigen, typi-

schen Geschmack und ist auf-

grund seiner Vielfältigkeit zum

Kochen (Sieden), Kurzbraten

und Schmoren bestens geeignet.

Zu den gering beanspruchten

Muskelpartien, die deshalb auch

das zarteste Fleisch – jedoch mit

weniger ausgeprägtem Ge-

schmack – aufweisen, gehören

der Rücken mit Filet (Roast-

beef) und die Hüften (Spitz-

rose).“

Wovon hängt die Fleisch-

qualität von Lamm, Schaf und

Hammel ab?

Wieser:

„Sie hängt von drei

Faktoren ab: der Rasse, der

Weide und dem Alter. Das

Fleisch ist nach eine Woche gut

abgehangen und lässt sich va-

riantenreich zubereiten. Am

besten schmeckt das Lamm-

fleisch, wenn es so gegart

wird, dass es im Kern rosa

bleibt. Um die Saftigkeit zu be-

wahren, sollte es während des

Garens nicht angestochen oder

gar angeschnitten werden.

Lamm wird vor allem im Früh-

jahr und Herbst angeboten.“

Wie ist Schweinefleisch zu

bewerten?

Wieser:

„Es liefert ganz un-

terschiedliche Qualität – vom

fetten Bauchfleisch bis zum zar-

ten Filet. Schweinefleisch ist und

bleibt eine unserer Lieblings-

fleischarten, dafür gibt es zahl-

reiche Gründe. Aufgrund der

Verwendungsvielfalt, der einfa-

chen Zubereitungsmöglichkei-

ten und nicht zuletzt wegen des

ausgezeichneten Geschmacks

stellt Schweinefleisch einerseits

die Basis für unzählige traditio-

nelle Gerichte dar und eignet

sich andererseits ideal für die

AUS DER KÜCHE

PUSTERTALER VOLLTREFFER

FEBER/MÄRZ 2018

26

Geschmorte

Kalbswange mit

Pilzen

Für 4 Personen

Zutaten:

8 Kalbswangen (Kalbsba-

cken), 2 EL Öl zum Bestreichen,

Salz, Pfeffer aus der Mühle, 100 g

Zwiebeln, 50 g Karotten, 50 g

Stangensellerie, 4 EL Öl zum An-

braten, 200 g Tomaten oder Toma-

ten aus der Dose, 1 l Kalbsbrühe

oder Wasser, je 1 Tymianzweig,

Rosmarinzweig, Salbeiblatt, Lor-

beerblatt, 1 Knoblauchzehe.

Weiteres:

1 EL kalte Butter, 200 g

Rahmpolenta, 150 g gebratene Stein-

pilze, 150 g gebratene Eierschwam-

merl, 1 EL Kräuter (Petersilie, Majo-

ran und Knoblauch), fein gehackt,

Majoranblätter zum Garnieren.

Zubereitung:

Kalbswangen parieren

(Sehnen und Fett entfernen), leicht

mit Öl bestreichen, dann mit Salz

und Pfeffer würzen. Zwiebeln, Ka-

rotten und Stangensellerie putzen,

waschen und in mittelgroße Würfel

schneiden. Kalbswangen in einer

Bratpfanne in heißem Öl auf allen

Seiten braun anbraten und in den

vorgeheizten Backofen (180 Grad)

geben. Nach der Hälfte der Garzeit

auf 160 Grad zurückschalten, Ge-

müse und Tomaten dazugeben,

leicht mitbraten, dann mit etwas

Kalbsbrühe aufgießen und mit den

Kräutern und Knoblauch weiterga-

ren. Das Fleisch während des Brat-

vorganges (ca. ein bis eineinhalb

Stunden) öfters mit Kalbsbrühe be-

gießen und ab und zu wenden.

Nach Garende das Fleisch heraus-

nehmen, mit Alufolie zudecken

und warm stellen.

Die Sauce einkochen lassen (etwa

15 Minuten), abschmecken, even-

tuell mit etwas angerührter Speise-

stärke binden, abseihen und mit

kalter Butter verfeinern.

Das Fleisch mit Rahmpolenta, ge-

bratenen Steinpilzen und Eier-

schwammerl auf Tellern anrichten,

mit gehackten Kräutern bestreuen

und mit der Sauce und mit Majo-

ranblättern garniert servieren.

Variation

Geschmorte Rindswange:

Neh-

men Sie anstelle der Kalbswange

eine Rindswange und ersetzen Sie

den Weißwein durch einen kräfti-

gen Rotwein (Merlot oder La-

grein). Die Garzeit muss um etwa

30 Minuten verlängert werden.

Tipps

• Wann das Fleisch gar ist, erken-

nen Sie, wenn beim Einstechen

nur noch klarer Fleischsaft aus-

tritt. Braten Sie das Fleisch gut

durch.

• Als Beilage eignen sich auch

Bratkartoffeln, Röstkartoffeln,

Broccoli, Spargel und

Artischocken.

Fleisch lässt sich leichter

zubereiten als man denkt

Weil Fleisch so vielseitig verwendbar ist, führt nicht nur ein Weg zum Ziel. Und

egal, ob mit knuspriger Kruste gebraten, in würziger Sauce geschmort oder im

eigenen Saft gegart: Meist ist die Zubereitung leichter als man denkt. Der Süd-

tiroler Meisterkoch Gerhard Wieser erzählt davon im „PVT“-Interview.

moderne und leichte Küche. Im

Handel wird überwiegend

Fleisch von Tieren angeboten,

die sieben bis acht Monate alt

sind. Bereits nach einigen Tagen

ist das Fleisch ausgereift und

schmeckt würzig und pikant.“

Was ist zum Kalbfleisch zu

sagen?

Wieser:

„Das feinfaserige

Kalbfleisch eignet sich vor allem

zum Braten und Kurzbraten. Es

hat eine rosa bis hell rosa Farbe.

Kalbfleisch ist zarter als Rind-

fleisch, weil bei den jungen Tie-

ren das Bindegewebe noch

weich ist und die Muskeln noch

nicht voll entwickelt sind. Das

Fleisch stammt in der Regel von

jungen Rindern, die fünf bis

sechs Monate alt sind. Im Ver-

gleich zum Rindfleisch hat Kalb-

fleisch einen milderen Ge-

schmack und ist so zart, dass es

nur wenige Tage abhängen muss.

Es ist besonders kalorienarm.“

Rezept

von Meisterkoch Gerhard Wieser