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Die BUND NRW Naturschutzstiftung

und die Arbeitsgemeinschaft Rheinisch-

Westfälischer Lepidopterologen haben die

Goldene Acht

“ (

Colias hyale

) zum

Schmetterling des Jahres 2017 gekürt, um

auf den Rückgang des Falters aufmerksam

zu machen. War der „

Heufalter

“ oder

Weißklee-Gelbling

“ – wie der rasant flie-

gende Tagfalter auch genannt wird – vor

drei Jahrzehnten noch ein häufiger Wiesen-

Schmetterling (auch auf Kulturwiesen),

gehen seine Bestände seither stetig und

weitgehend unbemerkt zurück. Wie die

meisten anderen Tagfalter ist auch er ein

Opfer der landwirtschaftlichen Intensivie-

rung und der damit verbundenen Verände-

rung der Landschaft. Seine Raupen ernäh-

ren sich von Luzerne und anderen Klee-

Arten und brauchen naturnahe blütenreiche

Wiesen oder extensive Weiden, ebenso wie

die Falter selbst, die gerne Nektarpflanzen

besuchen. Luzerne und Klee werden kaum

noch als Viehfutter oder Gründünger ange-

baut. Stattdessen wird heute mit Gülle und

Kunstdünger gedüngt, manchmal weit über

das nötige Maß hinaus. Das macht unserer

bunten Blüten- und Kräutervielfalt in kurzer

Zeit den Garaus. Zu häufige und rigorose

Mahd von blütenreichen Straßenböschun-

gen tut ihr Übriges dazu, auch dabei geht es

um wertvolle Rest-Lebensräume für den

„Schmetterling des Jahres 2017“.

Die „Goldene Acht“ gehört zur Unter-

familie der Gelblinge, die wiederum in der

Familie der Weißlinge untergebracht ist.

Die Männchen sind zitronengelb gefärbt,

die Weibchen etwas heller, weißlich gelb,

mit schwarzen Zeichnungselementen, die

Größe beträgt etwa 4 cm. Charakteristisch

und namensgebend ist die Zahl „8“ auf der

Unterseite der Hinterflügel. Daran kann

man den Falter erkennen. Aber Achtung:

auch der häufig auftretende „

Postillion

(

Colias croceus

) trägt diese „8“ auf der

Unterseite, allerdings ist dessen Oberseite

leuchtend orangerot gefärbt.

Schwierig zu unterscheiden ist unser

„Weißklee-Gelbling“ als erwachsener

Schmetterling außerdem von der nahe ver-

wandten Schwesternart, dem „

Hufeisen-

klee-Gelbling

“ (

Colias alfacariensis

),

welcher ausschließlich trockene Wiesen

und Magerrasen besiedelt – Lebensräume,

die in den Tallagen Osttirols kaum noch

vorhanden sind. Bei diesen beiden Zwil-

lingsarten unterscheiden sich allerdings die

erwachsenen Raupen in ihrer Zeichnung

deutlich voneinander.

Die spindelförmigen Eier werden auf-

recht stehend und einzeln auf der Oberseite

der Blätter verschiedener Klee-Arten und

Wicken angeheftet. Nach wenigen Tagen

schlüpfen daraus die winzigen Räupchen.

Das Raupenstadium dauert vom Ei bis zur

Puppe nur etwa drei bis vier Wochen, je

nach den Witterungsbedingungen. In war-

men, nicht zu nassen Jahren kann der

Schmetterling zwei bis drei Generationen

hervorbringen. Die Raupen der Herbst-

generation überdauern halb erwachsen den

Winter. Sie schließen im folgenden Früh-

jahr ihre Entwicklung ab und der Kreislauf

beginnt von Neuem. Die grüne Puppe haf-

tet mit dem angesponnenen Hinterleib-

sende und einem dünnen Seidenfaden um

die Körpermitte an einem Halm oder

Zweig, auch an anderen senkrechten

Unterlagen, wie die übrigen Weißlings-

puppen auch und gehört somit zur Katego-

rie der „Gürtelpuppen“. Das Puppensta-

dium ist kurz, es dauert etwa eine Woche

bis zehn Tage. Der Falter zwängt sich aus

der Hülle, entwickelt seine Flügel und be-

gibt sich umgehend auf Partnersuche.

Die Verbreitung des „Weißklee-Gelb-

lings“ in Osttirol kann als flächendeckend

bezeichnet werden, wenngleich die meis-

ten Nachweise aus den Tallagen des Lien-

zer Beckens älter als 20 Jahre sind. Be-

dauerlicherweise muss seit Jahren eine Ab-

nahme der Populationsdichte festgestellt

werden. In Österreich gilt die „Goldene

Acht“ noch als ungefährdet, in Deutsch-

land hingegen wird diese ehemals häufige

Spezies in einigen Bundesländern bereits

in der Roten Liste der gefährdeten Arten

angeführt.

OSTTIROLER

NUMMER 7-8/2017

7

HEIMATBLÄTTER

Helmut Deutsch

Schmetterling des Jahres 2017: Goldene

Acht, Weißklee-Gelbling, Heufalter

Goldene Acht

.

Foto: Eva Benedikt

Das

legt die Eier an verschiedenen

Klee-Arten ab.

Foto: Eva Benedikt

Die Zeichnung der Hinterflügel-Unterseite

hat der „Goldenen Acht“ den deutschen

Namen gegeben.

Foto: Helmut Deutsch

Die grasgrüne Raupe ist im Pflanzenge-

wirr schwer zu entdecken.

Foto: Lepiforum/Daniel Bartsch

Verbreitungssituation in Osttirol: =

Nachweise vor 2000, = nach 2000.