OSTTIROLER
NUMMER 7-8/2017
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HEIMATBLÄTTER
Gebiet von Obertilliach bis zum Gipfel. Es
schließt die Flächen im Nahbereich inner-
halb des Quadranten 9241/4 ein: Am Südfuß
des Berges reicht es von der Gailau bei
Rodarm, 1.342 m, über Obertilliach, 1.450 m,
bis Rals, 1.426 m. Nördlich erstreckt sich das
Kartierungsgebiet bis zur Alplspitze, 2.296 m,
zum Kofelspitz, 2.185 m, zum Gontrunsattel,
1.953 m, und zur Ochsengartenhütte,
1.747 m. Der Großteil dieses Gebietes be-
steht aus sauren Gesteinen. Basenreicher
Untergrund findet sich aber vielerorts und
äußert sich durch andere Pflanzengesell-
schaften. Kalk- bzw. Dolomiteinschlüsse fin-
den sich im Gebiet etwa bei der Ochsen-
gartenhütte und im Windischtal, auf der
Alplspitze bis zum Breitenstein und sogar im
Gipfelbereich des Golzentipps.
Taxonomie und Nomenklatur dieser
Arbeit richten sich nach der Exkursions-
flora für Österreich, Liechtenstein und
Südtirol von Fischer & al. (2008). Die
Fundliste wurde zusammengestellt aus
eigenen Funden und Angaben in der
„Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarl-
berg von Polatschek (1997-2000) bzw. der
„Flora von Nordtirol, Osttirol und Vorarl-
berg“ von Maier & al. (2001).
Floristische Besonderheiten
des Golzentipps:
Campanula barbata
subsp.
strictope-
dunculata
Nach Fischer et al. (2008) kommen von
Campanula barbata
in Österreich zwei
Unterarten vor, nämlich die weit verbrei-
tete subsp.
barbata
und die subsp.
stricto-
pedunculata
, die im Gegensatz zur Nomi-
natunterart durch aufrechte Blüten cha-
rakterisiert ist. Auf der dem Golzentipp
benachbarten Kircher Alm konnten wir die
subsp.
strictopedunculata
zusammen mit
der Nominatform in zahlreichen typischen
Exemplaren finden. Am Golzentipp selbst,
wo sie von der Conny-Alm beschrieben ist
(Gutermann, 2000: 50), haben wir mehr-
fach Übergangsformen dieser beiden Sip-
pen finden können. Nur am Südhang zwi-
schen Bukelin und dem Gripp konnten wir
auch die rein aufrechte Form finden.
Durch die reiche Zahl an Übergangsfor-
men stellt sich zwangsläufig die Frage, ob
die Sippe als Unterart nicht zu hoch be-
wertet ist und ob hier der Varietätsrang
nicht angebrachter wäre. Die Nominat-
sippe subsp.
barbata
ist fast im gesamten
Golzentipp-Gebiet häufig und kommt hier
auch in weißblühenden Pflanzen vor.
Cirsium
:
Durch den oftmaligen Wechsel des Un-
tergrundes von basenarmen und basenrei-
chen Gesteinen ist die Anzahl der hier am
Golzentipp vorkommenden Kratzdistel-
Arten recht groß, einhergehend damit auch
die Zahl ihrer Hybriden. Im Gebiet konnten
Cirsium acaule
,
C. arvense
,
C. eriophorum
,
C. erisithales
,
C. heterophyllum
,
C. palustre
,
C. spinosissimum
und
C. vulgare
gefunden
werden. An Hybriden waren es bisher:
Cirsium erisithales
×
C. heterophyllum
=
C.
×
tappeineri
: Süd-Hang zwischen Bu-
kelin und Rodarm und Südost-Hang zwi-
schen Scharwiese und Ritschinant. Be-
nannt ist die Hybride zu Ehren des öster-
reichischen Botanikers und Arztes Franz
von Tappeiner (1816-1896). Tappeiner
legte auf eigene Kosten am Hang des Kü-
chelberges bei Meran einen Wanderweg
an, der fast durchgehend einen herrlichen
Blick auf die Stadt Meran bietet. Ihm zu
Ehren sind in Meran eine Grundschule und
ein Krankenhaus benannt.
Cirsium erisithales
×
C. palustre
=
C.
×
ochroleucum
: Südost-Hang zwischen
Rals und der Scharwiese.
Cirsium erisithales
×
C
.
spinosissimum
=
C.
×
flavescens
: Südost-Hang zwischen
Ritschinant und Jochsee.
Cirsium heterophyllum
×
C. spinosissi-
mum
=
C
. ×
purpureum
: Bukelin südlich
vom Gipfelkreuz.
Cirsium palustre
×
C.
spinosissimum
=
C
. ×
spinifolium
: Süd-Hang unterhalb der
Kutteschupfen.
Orchideen-Gattungshybriden
:
Die hauptsächliche floristische Beson-
derheit des Golzentipps liegt in der Anzahl
der hier vorkommenden Orchideen-Gat-
tungshybriden. Es gibt wohl europaweit
keinen anderen Berg mit dieser Anzahl an
intergenerischen Hybriden. Gattungshy-
briden zählen, mit Ausnahme der Bastarde
aus
Gymnadenia
×
Nigritella
, zu den gro-
ßen Seltenheiten innerhalb der heimischen
Flora. Sieben verschiedene intergenerische
Orchideen-Hybriden sind vom Golzentipp
bekannt:
Dactylorhiza fuchsii
×
Pseudor-
chis albida
,
Dactylorhiza majalis
×
Nigri-
tella rhellicani
,
Gymnadenia conopsea
×
Nigritella bicolor
,
Gymnadenia conopsea
×
Nigritella rhellicani
,
Gymnadenia co-
nopsea
×
Pseudorchis albida
,
Gymnade-
nia odoratissima
×
Nigritella rhellicani
,
Nigritella rhellicani
×
Pseudorchis albida.
Campanula barbata ssp. strictopeduncu-
lata, Golzentipp (14. Juli 2016).
Cirsium erisithales × C. spinosissimum,
Golzentipp (17. Juli 2010).
Gymnadenia conopsea x Nigritella rhellicani, Golzentipp (Aufnahme 15. Juli 2016).