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lich von acht Uhr morgens bis

halb sechs Uhr abends Alarm

und jedes mal Bombenabwürfe.

Der Bahnhof ist gestern durch

einen Volltreffer zertrümmert

worden. Natürlich streben wir

an, von Lienz wegzukommen, in

ein Tal hinein, denn wenn die

Offensive im Süden einsetzen

wird, dann ist Lienz arg dran.

Aber es ist fast unmöglich, in

einem Tal etwas zu finden, die

Täler sind überfüllt mit Frem-

den, so dass nicht einmal Ein-

heimische, nicht einmal Lienzer

selbst dort ein Unterkommen

finden können. Wir haben nun

schon einige Versuche gemacht,

bis jetzt ergebnislos. Manchmal

glaube ich, diese Schreckenszeit

ist ein Traum“, so Ila, die mit

ihrer Mutter mittlerweile ihr Er-

kerzimmer in der Schlossgasse

verlassen hatte und in den Isel-

hof gezogen war. „Wir haben

nun dreizehn Kinder am Iselhof,

alles fremde. Diese Kinder ma-

chen den ganzen Tag einen

furchtbaren Lärm.“

Kein Verlass mehr auf

Sirene

Dienstag, 6. März: „Heute

früh schon um halb acht Tief-

flieger ohne Alarm. Da wir jetzt

immer schon sehr früh aufste-

hen, waren wir auch heute

schon zum Keller gerüstet. Die

Ungarn (die auch im Iselhof Zu-

flucht fanden) erschienen mit

den Schuhen in der Hand, die

Kinder noch in den Pyjamas.“

Auf die Sirene war laut Ila

längst kein Verlass mehr. „Auf

diese Weise hat man keinen ru-

higen Augenblick mehr, muss

sich allein auf seine Ohren ver-

lassen. Unsere Tage vergehen

mit Horchen auf Geräusche, ein

Arbeiten ist ausgeschlossen,

weil man an manchen Tagen

alle fünf, alle zehn Minuten in

den Keller laufen muss. Spazie-

rengehen ist unmöglich der

Tiefflieger wegen. Solche Sehn-

sucht habe ich oft, jetzt in dieser

entzückenden Vorfrühlingsstim-

mung hinauf auf die ungepflüg-

ten Äcker zu laufen, den Früh-

ling zu erleben. Aber kein

Bauer zeigt sich mehr auf den

Feldern, alle Landarbeit ruht.“

Zimmer in Hinterbichl

„Lorli ist nach Prägraten hi-

neingefahren. Der nette Herr

Brugger, der Gemeindesekretär,

hat sich bemüht, für uns ein Un-

terkommen im Iseltal aufzutrei-

ben. Lorli und ich entschlossen

uns sofort hinzufahren und die

Zimmer anzusehen, aber wir be-

kamen die Fahrterlaubnis nur

für eine Person, so musste die

Arme alleine fahren“, so Ila.

Das Einsteigen in diesen Auto-

bus suchte seinesgleichen.

„Stockdunkel und eine unüber-

sehbare Menschenmenge, die

sich in der Finsternis in den

Wagen hineinpresste, bis die

Türen nicht mehr zugingen“,

schrieb Ila, die – wie ihre Fami-

lie auch – sehr an Hunger litt.

„Beziehungen zu Bauern haben

wir nicht. Wir leben einzig und

allein von unseren Karten.“

Tagebuch endete vor

Kriegsende

Montagnachmittag

(15.

März) kehrte Lorli staubbe-

deckt aus dem Iseltal retour.

„Zurück kam sie streckenweise

mit einem Lastwagen auf einer

Milchkandl, teilweise zu Fuß.

Aber wir haben nun zwei

kleine beheizbare Zimmer in

Hinterbichl für den Notfall“, so

Ila, die ihre letzten Eintragun-

gen in ihr Tagebuch am 7. April

1945 machte.

„Auch wenn Ila auf den na-

henden Frieden hoffte, so musste

Lienz noch den schweren Bom-

benangriff vom 26. April ertra-

gen, der fünf Todesopfer und

zahlreiche Zerstörungen for-

derte“, betont Sila. Erst am 8.

Mai zogen britische Soldaten in

die Stadt ein und auch in Osttirol

endete das größte Blutvergießen

des 20. Jahrhunderts.

Ila selbst blieb noch in Lienz,

erst 1954 zog sie endgültig nach

Wien, wo sie viele Jahre ihres

Lebens verbrachte. Sie hatte

Sprachen und Ausdruckstanz

studiert und arbeitete zunächst

als Englisch- und Gymnastik-

lehrerin. Die Egger-Tochter ver-

starb am 8. November 2003 in

Innsbruck.

Martina Holzer

CHRONIK

PUSTERTALER VOLLTREFFER

FEBER/MÄRZ 2017

43

Kultur und Gemütlichkeit stehen

im Mittelpunkt des schon tradi-

tionellen

WIEN-WOCHEN-

ENDES

vom 17. bis 19. März –

heuer mit Besuch des neuen Mu-

sicals

„SCHIKANEDER“.

Ein

Ausflug nach Baden bei Wien

mit Besuch des interessanten

Beethovenhauses

und

eine Führung durch den Wiener

Zentralfriedhof runden das Kul-

tur-Programm ab. Am Samstag

gemütlicher Heurigenabend in

Klosterneuburg.

Umbriens Städte bezaubern

durch ihr einzigartiges Flair – ler-

nen Sie neben

ASSISI

auch das

Spoletotal und

CASCIA,

die Stadt der Hl. Rita kennen.

Reisetermin: 18. bis 21. Mai.

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vom 1. bis 5. Juni. Kultur, Ge-

nuss und Erholung verspricht

diese abwechslungsreiche Wan-

derreise in der wunderschönen

Naturlandschaft des südlichen

Gardasees.

Eine beeindruckende Vielfalt

unterschiedlicher Reiseerlebnisse

erwartet Sie vom 19. bis 25. Juni

bei der Kulturreise nach

DRES-

DEN, BERLIN,

in die

MECK-

LENBURGISCHE

SEEN-

PLATTE

und

nach

ERFURT.

Erleben Sie

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in VERONA

am 4. und 5.

August – nicht nur die Oper

„NABUCCO“

von Giuseppe

Verdi in einer neuen Inszenie-

rung wird sie begeistern – auch

das Rahmenprogramm ist sehr

ansprechend!

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vom 25. bis 29. August ein.

Persönliche Betreuung vor Ort,

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Vollpension, Ausflug nach Mo-

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Nach einer längeren Pause gibt

es im Herbst ein „Revival“

der beliebten

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schaft und den Charme der

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8. Oktober.

SCHMIDHOFER REISEN

Tel. 043(0)4843-5322

info@schmidhofer-reisen.at www.schmidhofer-reisen.at

Reise-Highlights 2017

BEI SCHMIDHOFER REISEN

53049

Ila Egger beim Denkmal ihres

Vaters in Lienz.

Ila Egger-Lienz verstarb am 8. November 2003 in Innsbruck.