ZEITZEUGE
PUSTERTALER VOLLTREFFER
DEZEMBER 2016/JÄNNER 2017
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die Bienen vor einem Gewitter
flogen sie zu Hunderten über
den Zwenewald heraus, über
das Dorfzentrum drüber und
bogen dann im rechten Winkel
nach Norden ab.“
Hilfe unter Lebensgefahr
Und immer unlieber rückten
die Soldaten im letzten Kriegs-
jahr nach einem Urlaub wieder
ein. „Der Krieg wurde grausa-
mer und die ganze Lage hoff-
nungsloser, die Soldaten wurden
sinnlos verheizt.“ So sollte auch
der Sohn von Lehrer Gebhard
Schlechter wieder einrücken.
Der Lehrer Ferdinand Blaßnig
versteckte Bruno deshalb in sei-
nem Futterhaus, direkt im Dorf-
zentrum. Auch Brunos Freund,
Josef Kerer aus Kals, durfte da
untertauchen. „Wenn dies auf-
gekommen wäre, hätten alle Be-
teiligten samt ihren Familien in
einem Konzentrationslager ihr
Leben lassen müssen. Und das
war allen bewusst.“
Was ist Schokolade?
Am 8. Mai 1945 war das „Ur-
schele“ gerade auf dem Weg in
die Kirche. Da hörte sie wie eine
Frau zu einer anderen sagte: „Da
Kriag waa aus!“ „Heimlich war
länger schon spekuliert und ge-
flüstert worden, doch dass sich
jemand getraute, es laut auszu-
sprechen, war ganz ungewöhn-
lich.“ Die Engländer marschier-
ten ein. Einige kamen auch nach
Hopfgarten. „Sie waren im Gro-
ßen und Ganzen recht freundlich
zu uns Kindern, gaben uns
Orangen und Schokolade. Letz-
tere erinnerte uns an Unaus-
sprechliches, und wir wollten sie
gar nicht probieren. Die Buben
waren mutiger, kosteten und
nahmen uns großzügig auch un-
sere Ration ab, bis wir endlich
klüger wurden.“
Vater kehrte heim
Nach langen Kriegs- und
Hungerjahren in Italien und an-
schließender Gefangenschaft in
Römerbad kam „Urschele‘s“
Vater endlich heim. „Wir Kinder
wollten immer hören, was er im
Krieg erlebt hat, doch darüber
schwieg er. Doch wenn wir
etwas nicht essen wollten, wurde
er sehr zornig. Er erzählte uns
vom schrecklichen Hunger in
der Gefangenschaft und dass ei-
nige Kameraden sogar daran ge-
storben waren.“ Im Sommer
1946 heiratete er Tante Meudile.
„Sie war damals schon 58 Jahre
alt und sehr lieb.“
In ihrer fast 200-seitigen
neuen Publikation „Volksschul-
zeit im Defereggen. Kriegs-
und Nachkriegszeit“ erfährt
man noch von vielen anderen
wertvollen Erinnerungen aus
dieser Zeit.
Martina Holzer
garten gab es wenige Anhänger
des Nazi-Regimes. Der Religi-
onsunterricht war aber natürlich
auch in der Volksschule Hopf-
garten verboten. So hielt Pfarrer
Andreas Goller den Unterricht
in der finsteren, eiskalten Sa-
kristei. „Immer öfter gab es auch
Fliegeralarm. Die Flüchtlings-
kinder gebärdeten sich dabei
völlig hysterisch, schrien, wein-
ten. Wir verstanden das Verhal-
ten nicht. Wir hatten ja noch nie
eine Bombe gesehen.“
Die Franzosen
„Unsere Väter waren mittler-
weile schon so lange im Krieg,
dass wir nur mehr selten an sie
dachten“, erinnert sich Ursula.
Umso mehr dachte man an die
französischen Kriegsgefange-
nen, die im Ort waren. „Jeder
größere Bauer bekam einen,
manche sogar zwei. Sie waren
freundlich und charmant und
froh, den Krieg in relativer Si-
cherheit verbringen zu können.
Blos Peter, der Bürgermeister,
hatte alle Hände voll zu tun, um
die ,Franzousnkinda niedazi-
haltn‘, also dafür zu sorgen, dass
es nicht publik wurde, wenn
eine Frau von einem Gefange-
nen schwanger war. Noch heute
wohnen Nachkommen dieser
Franzosen in Hopfgarten.“
Karten
Schon seit 1939 wurden von
der Regierung die Lebensmit-
telkarten eingeführt. Zudem gab
es u. a. Kleiderkarten. „Gegen
Ende des Krieges wurde uns an-
gekündigt, dass wir demnächst
einen Schlüpfer erhalten wür-
den. Was sollte etwa das sein?
Nach Wochen des Wartens er-
hielten wir dann eine rosarote
Unterhose, eine Sensation, die
sich gleich meine Schwester
unter den Nagel riss. Die we-
nigsten Frauen und Mädchen in
unserem Dorf besaßen eine Un-
terhose.“
Vermehrt sah man gegen
Kriegsende Flugzeuge. „Wie
Alliierte Bomber im Zwenewald.
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