GSIESER ALMOCHSEN
PUSTERTALER VOLLTREFFER
FEBER/MÄRZ 2016
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Ochsenzucht übernahm er von
seinemVater, der 2012 verstarb.
Auch Stephan wird einen Tag
vor der Versteigerung seine
Tiere gründlich aufputzen, d. h.
waschen, bürsten … „Sodass
am Tag der Versteigerung nur
mehr der Schmutz vom Trans-
port entfernt werden muss“, er-
zählt er.
Lange Tradition
Die Ochsenzucht hat in Gsies
eine sehr lange Tradition.
Schon 1838 schrieb der Schrift-
steller und Theologe Beda
Weber in seinem Buch „Das
Land Tirol“ über Gsies: „Die
bekannte Pusterer Ochsenmas-
tung steht hier im schönsten
Flor, und die Mastrinder von
Gsies gehen allen anderen vor
an Größe, Schwere und Güte.“
Sogar Kaiser Franz Josef I. in
Wien wurden Gsieser Ochsen
vorgeführt.
„Als in den 1970er Jahren die
Milchwirtschaft auch in Gsies
Einzug hielt, wurde die Ochsen-
zucht immer weniger, bis sie
ganz aufhörte“, so Stephan
Taschler. Auch als Zug- und Ar-
beitstiere in der Landwirtschaft
wurden sie nicht mehr gebraucht,
als die ersten Traktoren ins Tal
kamen. Doch in den 1990er Jah-
ren begannen einige Bauern die
Ochsenmast wieder aufzuneh-
men („Oberweckerler“, „Kleins-
ter“, „Reier“ und „Lumpe“).
Den Verein der Gsieser Alm-
ochsenzüchter gibt es nunmehr
seit Mitte der 1990er Jahre, das
Gütesiegel „Original Gsieser
Almochsen“ seit 2000. Die
jährliche Ochsen-Versteigerung
in St. Lorenzen ist der Höhe-
punkt des Kovieh-Versteige-
rungsjahres (Kovieh ist ein
Südtiroler Vermarktungskon-
sortium).
„Sind viel ruhiger als
Stiere“
Ein Ochse ist ein kastriertes
männliches Rind. „Die Kastra-
tion erfolgt ca. zwischen sechs
und neun Monaten. Die Ochsen
werden nicht größer und
schwerer als Stiere. Aber sie
sind um ca. 50 % ruhiger als
sie.“ Ochsen werden aufgrund
ihrer Hörner meist in Anbinde-
ställen gehalten. „Den gesam-
ten Sommer verbringen sie auf
der Alm, und im Herbst sind sie
noch auf der Weide. Zu fressen
bekommen sie Heu, Grummet
und eine Getreidemischung.“
Martina Holzer
ersteigern, finden um Ostern
Ochsenwochen in den Lokalen
statt. Der Gästeandrang ist
dann immer besonders groß.
1.055 kg
Der schwerste Ochse, der je
auftrieben wurde, gehörte dem
„Kradorfer“ und wog von 1.055
kg. In den vergangenen Jahren
erzielten die Züchter stets sehr
gute Preise. So etwa imVorjahr
den Durchschnittspreis von
3,12 € pro kg Lebensgewicht
oder im Jahr zuvor sogar
4,84 €. Es wurde auch schon
ein Kilopreis von 6 € erzielt.
Ein Ochse sollte ausgemästet
und nicht zu fett sein, dann hat
der Bauer gute Chancen auf
einen guten Preis.
Einer, der auch wieder Och-
sen versteigern wird, ist der Ge-
meindearbeiter Stephan Tasch-
ler vom 4 ha großen „Hinter-
hackler“-Hof. Er bewirtschaftet
ihn mit seiner Familie im
Nebenerwerb. Heuer wird der
38-Jährige – wie fast alle Jahre
– drei Ochsen zur Versteige-
rung auftreiben. Den Hof samt
mochsen kommen wieder
Heuer werden 18 Ochsen in die Versteigerungshalle „aufgetrieben“.