SCHICKSAL
PUSTERTALER VOLLTREFFER
NOVEMBER/DEZEMBER 2015
19
soziale Kontakte, Verwandte
lebten keine in der Nähe.
Mutter und ein Mann
Dass Manuel von der Mutter
immer wieder Prügel bekam und
nicht wusste wofür, blendete der
Bub mit der Zeit ebenso aus.
„Einmal brachte meine Mutter
einen Mann heim, der sie dann
in der Nacht schlug. Als ich ihr
helfen wollte, trat sie mich in die
Ecke und schrie, dass ich der
letzte Mensch auf dieser Erde
sei, von dem sie sich helfen
ließe. Diese Szenen haben mich
zutiefst schockiert. Noch heute
kommt in mir beim Gedanken
an diesen Tag ein fast unerträg-
licher Mix aus unterschiedlichs-
ten Gefühlen hoch. Ich könnte
schreien, schlagen, weinen –
alles auf einmal“, gesteht Ma-
nuel, der den nächsten Morgen
(nach diesen Szenen) begann als
wäre nichts geschehen. „Es fiel
aber auf, dass ich keine ge-
scheite Kleidung hatte. Vieles
war zu klein, zerrissen, altmo-
disch. Meine Mutter ging nie
mit mir Kleidung einkaufen,
er. Der Druck auf Manuel bzw.
auf seine Psyche wurde immer
größer. „Ich wurde mit der Zeit
furchtbar traurig, dann wieder
extrem aggressiv. Das wurde von
der Umgebung mit Besorgnis
wahrgenommen“, so Manuel,
der sich letztendlich der Mutter
eines Mitschülers anvertraute.
„Dann ging es Zug um Zug.
Plötzlich waren viele helfende
Hände da. Es war wie ein
Segen, der vom Himmel ge-
schickt wurde. Meine Mutter
wurde in eine Klinik gebracht,
ich in ein Heim, in dem ich mich
bis heute sehr wohl fühle. Aller-
dings quälen mich oft schwere
psychische Zustände, die ich un-
bedingt in den Griff bekommen
möchte.“ Denn nicht nur sein
sehr belastetes Aufwachsen
macht ihm bis heute schwer zu
schaffen, sondern vor allem, dass
er seine Mutter für immer verlor.
„Sie hat sich auf der Psychiatrie
das Leben genommen. Sie litt
auch an starken Depressionen“,
erzählt er. „Meiner Mutter habe
ich verziehen. Sie konnte einfach
nicht anders“, erklärt Manuel. Er
nahm sich etwas ganz besonders
fest vor: „Ich werde nie einen
Tropfen Alkohol trinken. Egal,
wie schlecht es mir in meinem
Leben gehen sollte.
Martina Holzer
cken, über den ich mich derma-
ßen freute, dass ich tagelang
selig war.“
Die Schulnoten von Manuel
waren allerdings nicht die bes-
ten. Trotz mehrmaliger Auffor-
derung der Lehrer für eine Be-
sprechung in die Schule zu
kommen, erschien die Mutter
nicht. „Ich erfand immer wie-
der neue Lügen, warum meine
Mutter nicht kann. Ich bemühte
mich so sehr, ein gutes Bild von
unserer kleinen Familie zu
vermitteln“, erklärt Manuel.
Die Mutter pflegte auch kaum
sondern ich lebte von der ge-
brauchten Kleidung, die meine
Tante aus Deutschland uns von
ihren Kindern schickte.“ Wenn
Manuels Mutter „halbwegs“ bei-
sammen war, gingen die beiden
zum Friseur. „Das war oft die
einzige Unternehmung mit ihr“,
erinnert er sich, der zunehmend
eine „dicke Mauer“ um sich auf-
baute.
„Baute Wand auf“
„Ich ließ niemanden mehr an
mich heran, spielte aber oft den
Kasperl in der Schule“, erklärt
olkranken Mutter allein“
+43 (0)4842 6644 |
landtechnik@wiedemayr.at|
www.wiedemayr.at· 54512
B A S I C
THE ORIGINAL SINCE 1979
9900 LIENZ, HAUPTPLATZ 18
MULTIPACK-AKTION
GRATIS
3+1
B A S I C
+
PREMIUM COMFORT
4 x Tai
Cotton
4 x Midi
Cotton
4 x Maxi
3+1
Cotton
3+1
3+1
C H I C
THE ORIGINAL
103722
Manuel übernahm auch den Haushalt.