Lisa Zaiser (Baldramsdorf)


Lisa Zaiser (Baldramsdorf)

09.02.2024

Von internationalen Schwimmbecken in heimatliche Schulklassen 

 

Lisa Zaiser (29) zählte bis 2018 zu Österreichs besten Schwimmerinnen. Eine schwere Verletzung beendete jedoch abrupt ihre Sport-Karriere. 2012 war Lisa Österreichs jüngste Teilnehmerin bei Olympia, 2014 kürte sie der Sportpresseklub Kärnten auch zur „Kärntner Sportlerin des Jahres“. Seit zwei Jahren ist sie nunmehr als Volks- und Mittelschullehrerin an der NMS Obervellach (Pflichtschul-Cluster Mittleres Mölltal), einer Schule die als Pilotprojekt für Kärnten fungiert. Lisa Zaiser ist in Baldramsdorf daheim. 

 

OVT: Frau Zaiser, bestimmt der Lehreralltag mittlerweile Ihr Leben?

Lisa Zaiser: Ja. Seit ca. einem Jahr bin ich nämlich mit meinem abrupten Karriere-Ende im Reinen. Es war ein langer Prozess bzw. Schockzustand. Jetzt halten mich die Schüler auf Trapp, denen ich so viel wie möglich mitgeben und ein gutes Vorbild sein möchte. Ich bin auch immer noch die „Lisa“, selbst wenn ich dann von Schülern schon mal erstaunt höre, dass sie „meinen“ Wikipedia-Eintrag im Internet gefunden haben, was mich immer sehr amüsiert. Darüber hinaus mag ich die bodenständige und traditionsbewusste Mölltaler Mentalität sehr.

Warum entschieden Sie sich nach dem Schwimmen für den Lehrerberuf?

Wegen der Gaudi mit meinen Freunden ging ich selber gerne in die Schule. Bei Hausaufgaben war ich immer korrekt und zielstrebig. Daher war‘s für mich naheliegend mit Kindern arbeiten zu wollen. Als 2018 mein Sportler-Ende feststand, entschied ich mich rasch für die Pädagogische Hochschule. Schon nach meinem Bachelor-Studium fing ich auch in Obervellach an. Übrigens habe ich mich ebenso für Journalismus interessiert, denn ich hab‘ ja einiges erlebt.

Der Pflichtschul-Cluster Mittleres Mölltal: Was hat es damit auf sich?

Der Cluster im Mittleren Mölltal wurde 2020 als Pilotprojekt gestartet und ist landesweit der einzige im Pflichtschulbereich. Er ist quasi eine Standort-Garantie für die kleinen Volksschulen.  Bei uns sind die NMS – hier bin auch ich hauptsächlich im Einsatz – und die VS in Obervellach sowie die Volksschulen Flattach, Mallnitz und Reißeck unter gemeinsamer Leitung vereint. Letztes Schuljahr ist z. B. der Cluster-Schwerpunkt MINT – das sind Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – neu dazugekommen, wo es um vertiefendes Wissen in eben diesen Fächern geht. Durch meine Ausbildung, besonders in kreativen Fächern, bin ich in meiner Arbeit letztlich flexibel einsetzbar – auch als Integrationslehrerin. Es wird definitiv niemals langweilig, es gibt immer wieder neue Projekte und Aufgaben.

Wie denken Sie nun heute an den Profi-Schwimmsport zurück?

Ich möchte fast sagen: ich lebte damals in einer Blase. Täglich, außer sonntags, hieß es zweimal sieben Kilometer schwimmen. Wir zogen alle an einem Strang, meine Kolleginnen und Kollegen beim ASV Linz und im Profikader des Österreichischen Schwimmverbandes. Bis heute bereichern tolle Freundschaften mein Leben, wie die mit Jördis Steinegger. Sie hat mich damals in Linz mit offenen Armen empfangen und mich ein wenig aufgefangen. Aber auch die Ausbildung vergesse ich nicht. Ich war damals ja Heeresportlerin und Zeitsoldatin beim Bundesheer und z. B. bei den Schießübungen ganz gut. Es machte mir alles Spaß.

Welche Erfolge blieben Ihnen besonders in Erinnerung? Sie sind ja 72-fache Staatsmeisterin, EM-Bronze-Medaillen-Gewinnerin und holten sich gesamt 11 Weltcupmedaillen.

Nichts Spezifisches … außer vielleicht 2012, dass ich mit 17 Jahren schon in London bei den Olympischen Sommerspielen als Team-Küken dabei gewesen bin. Ich erinnere mich abseits des Schwimmens heute noch gerne an die unzähligen Begegnungen mit anderen Spitzenathleten wie Rafael Nadal, Novak Djokovic, Chris Froome, Usain Bolt usw. im Olympischen Dorf in London 2012 und auch 2016 in Rio. Denselben „Alltag“ zu leben wie solche Sport-Superstars ist schon ein großes Privileg. Nach meiner EM-Bronze in Berlin 2014 war ich nur rundherum glücklich und strahlte, realisierte aber erst etwas später, was mir da gelungen war. 

Und dann kam 2018 der Ermüdungsbruch im Lendenwirbelbereich! Wie sehen Sie heute Ihr „Karriere-Ende“?

Elendig schade, weil es eben nicht freiwillig war. Ich denke, ich hätte noch einiges in petto gehabt. Jedoch haben mir vor sechs Jahren alle Ärzte und Physiotherapeuten abgeraten weiterzumachen. Einer sagte mir etwa: „Wenn‘ du mei Tochter warst, sag‘ i dir, hör‘ gscheiter auf!“ Bis heute mache ich übrigens meine täglichen Übungen, denn bei zu viel sitzen ist‘s nach wie vor schlimm. 

Verfolgen Sie noch den Profi-Schwimmsport? Z. B. die tollen Zeiten Ihres Oberkärntner Landsmannes Heiko Gigler oder heuer auch Olympia in Paris!

Wir, also Heiko und ich, sind zusammen im Schwimmbecken aufgewachsen, er war jahrelang mein Trainingspartner. Ich habe zudem gerne mit den Jungs trainiert, wegen des größeren Ansporns. Ich sehe mir aber auch die Rennen mit Felix Auböck, Bernhard Reitshammer und anderen Ex-Kollegen an. Daher werde ich während der Olympischen Sommerspiele in Paris wieder viele Stunden vorm TV verbringen

Könnten Sie sich vorstellen, nochmals in anderer Form eventuell in den Schwimmsport einzutauchen?

Für eine Trainerin wär‘ ich glaub ich zu nett, aber als „Schaltstelle“ zwischen jungen Athleten und Coaches – Alt und Jung sozusagen – das könnte ich mir vorstellen. Ich hätte mir jedenfalls als junge Athletin eine weibliche Vertrauens- bzw. Bezugsperson gewünscht, mit der ich ungefiltert über alles reden kann. 

2012 sprachen Sie im „Volltreffer“-Interview bezüglich Wunschtraums von Skydiving oder einem längeren Karibik-Urlaub! Ging etwas davon in Erfüllung oder gibt‘s bereits neue Träume?

Skydiving, der freie Fall, ist immer noch Wunsch. Den Karibik-Urlaub habe ich aber gegen einen Adria-Urlaub eingetauscht, wegen des Kaffees an die italienische Seite und des Wassers wegen an die kroatische. Im Sommer wie auch im Winter liebe ich es in die Berge zu gehen. Vom Goldeck bis zum Weißensee kann ich meine Batterien aufladen. Ich habe aber auch das Rennradfahren für mich entdeckt. Mich immer wieder selbst zu fordern und neue Ziele zu setzen, ist mein Naturell. Langweilig wird mir nie. 

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gerne final gefragt?

Ich brauche eine Printzeitung, wo ich mich mit meinem Kaffee hinsetzen kann. Das bekam ich zuhause von meinem Papa, meinem Opa schon vorgelebt. Ich sehe Zeitungen wie den „Volltreffer“ als Kulturgut. Im Internet nimmt man einiges nicht so wahr, „swiped“ schnell mal weiter.

 

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Foto: Privat

 

 

 

Kurz gefragt:

Lisa Zaiser
(Baldramsdorf)

Lehrerin und Ex-Spitzenschwimmerin

Sternzeichen: Löwe

Ich schaue gern (TV, Film): z.B. „Oppenheimer“, ich brauch` bei Filmen ein bisschen was zum Nachdenken

Ich esse gerne: vegetarische Küche aus aller Welt, Mohnnudeln, selbstgebackenes (Sauerteig-)Brot

Lieblingsblume: Sonnenblume

Lebensmotto: Wo die Motivation aufhört, beginnt die Disziplin.


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