Kevin Seah (Obervellach)


Kevin Seah (Obervellach)

25.03.2022

Sein Leben ist voller Musik

Kevin Seah (41) ist seit drei Jahren Kapellmeister der TK Obervellach. Und als solcher setzt er gern auf Überraschungen: Beim letzten Herbstkonzert brachte er etwa mit seinen Musikerinnen und Musikern die von ihm eigens arrangierten Hits der „Obervellacher Buam“ erstmalig zu Gehör. Zudem ist der gebürtige Singapurer Sänger beim Kirchenchor Obervellach und in der Sängerrunde „Mölltonal“ und unterrichtet an Musikschulen im unteren Lavanttal Querflöte, Bläserklasse und elementares Musizieren. Musikalische Weiterbildung ist ganz seines: Studium am Landeskonservatorium, IGP-Studium für Querflöte, Ensemble-, Chor und Blasorchesterleiter-Lehrgang sind nur einige Stationen. Als „Spätberufener“ brachte er sich mit 15 Jahren autodidaktisch die Querflöte bei, erste Flötenstunden nahm er erst mit 18 Jahren. Trotzdem blickt er bereits auf eine tolle musikalische Karriere zurück. Er erlangte verschiedene Musikstipendien und war Gastflötist, Finalist und Preisträger bei verschiedenen Musik-Wettbewerben in Fern-Ost.

OVT: Herr Seah, warum verschlug es Sie einst von Singapur nach Obervellach? Sehr oft und gerne ist ja auch die Liebe mit im Spiel!

Kevin Seah: Ja. Während meines Studiums in Klagenfurt habe ich meinen Mann kennengelernt und war oft in Obervellach. Die erste Fahrt ins Mölltal ist mir besonders in Erinnerung geblieben. Ich war komplett fasziniert von der Natur und den Bergen - wie eine Fahrt ins Paradies!

 

Wie würden Sie es denn mit den Mentalitäts-Unterschieden sehen?

Für mich sind die Unterschiede öfter „Stadt gegen Land“ als „Singapur gegen Österreich“. Singapur ist ein souveräner Stadtstaat und es gibt fast keinen ländlichen Raum. Vor meiner Zeit in Obervellach war ich noch niemals auf dem Land. Am Anfang ist es mir aufgefallen, dass die Leute immer einander Grüßen, egal ob sie sich kennen oder nicht. In der Stadt passiert sowas nie.

 

Wie gefällt Ihnen auch der Kärntner, besser, der Mölltaler Dialekt?

Ich finde Dialekt allgemein sehr interessant und bin immer sehr überrascht, dass es allein in Kärnten so viele verschiedene Mundarten gibt. Ich lerne durch die Kärntnerlieder und das Plaudern immer ein paar neue Begriffe. I konn noch nit ålls varstehn, oba a bissl geht immer (lacht).

 

Apropos„Mentalitäts-Unterschiede: Österreichische Blasmusik ist in Singapur wohl kaum bekannt - oder doch?

So unbekannt ist die österreichische Blasmusik aber nicht. Komponisten wie Thomas Doss und Otto M. Schwarz und auch die Blechgruppe „Mnozil Brass“ sind bekannte Namen in Singapur. Natürlich gab es auch Sachen, die für mich komplett neu waren, Böhmische Blasmusik und die einheimischen Märsche, ortsgebundene Traditionen und Brauchtümer wie Weckruf, Erstkommunion und Erntedankfest. Der größte Unterschied war aber das Marschieren. Abgesehen von ein paar „Marching Bands“ in der Mittelschule und die Militärmusik, besteht die Blasorchesterszene in Singapur ausschließlich aus Konzertorchester. Es war schon ziemlich ungewöhnlich für mich am Anfang, als ich mit der Querflöte marschiert bin.

 

Wie kamen Sie letztlich zur Trachtenkapelle Obervellach?

Nachdem ich nach Obervellach umgezogen bin, wollte ich unbedingt mich in der Gesellschaft integrieren. In Singapur habe ich immer in einem Blasorchester gespielt und wusste, wie man dadurch die Leute und Kultur kennenlernen kann. Ich bin nicht enttäuscht gewesen und bin deswegen noch dabei.

 

Was ist Ihnen nun als Kapellmeister wichtig? Ob Repertoire, musikalische Genauigkeit, Neues auszuprobieren, Pünktlichkeit, Kameradschaft, Highlights, Ziele ...

Für mich sind die obigen Punkte alle wichtig, aber am wichtigsten ist die Freude am Musizieren. Dafür sind wir alle in einem Musikverein. Bei der Vorbereitung eines Konzertes, muss ich natürlich an der Genauigkeit und Musikalität arbeiten. Im Prozess müssen wir oft die Komfortzone verlassen und neue Herausforderungen überwinden. So kann man als Musiker oder Musikerinnen wachsen und neue Perspektive gewinnen. Schlussendlich zahlt das Publikum für das Konzert und wendet Zeit auf, um uns zuzuhören. Wir sollen unser Bestes geben und unseren Fans ein genussvolles Konzert schenken.

 

Sind übrigens die „Obervellacher Buam“-Hits ein fester Bestandteil ihres Repertoires geworden?

Ja, natürlich. Wir möchten sie spielen, wo es möglich ist. Vielleicht schon beim nächsten Frühschoppen oder beim Dämmerschoppen.

 

Als Musikschullehrer können Sie ja gut nach „Nachwuchs“ für die TK Ausschau halten. Geht das Hand in Hand? Und was ist Ihnen als Lehrer darüber hinaus wichtig?

Ich unterrichte ja nicht im Mölltal, aber die TK arbeitet sehr nah mit der Musikschule zusammen und wir versuchen uns so weit wie möglich gegenseitig zu unterstützen. Zum Beispiel bei Bläserklasse, Jugendorchester, Ensembles, Konzerte oder den Instrumenten. Mir ist auch wichtig, dass die Jugend sich nicht nur mit Instrumenten, sondern auch mit Singen beschäftigen. Ein neues Projekt „Musikids United“ haben wir vorheriges Jahr im Winter gemeinsam mit der Chorleiterin vom Kirchenchor Obervellach, Michaela Hanser, gestartet. Hier integrieren wir das Singen und Musizieren damit die Kinder und Jugendlichen die Vorteile von beiden ernten können.

 

Wie blicken Sie auf ihre frühere Laufbahn in ihrer Geburtsheimat? Sie war ja sehr erfolgreich und Ihre Musik brachte Sie weltweit herum – von Kambodscha bis Wales!

Erfolgreich würde ich nicht unbedingt sagen. Ich hatte nur die Gelegenheit durch die verschiedenen Ensembles in vielen Ländern zu spielen. Aber es waren sehr wichtige Erfahrungen, die zu meiner jetzigen Perspektive viel beigetragen haben.

 

Welchen Wunschtraum hätte Kevin Seah noch? Ein Bungeejump im Jauntal oder ein Auftritt mit der TK Obervellach in Singapur?

Ein Auftritt mit der TK Obervellach in Singapur ist definitiv möglich. Ich habe noch regelmäßige Kontakte mit dem Bläserorchester „West Winds“, wo ich damals in Singapur mitgespielt habe. Ich habe schon über einen möglichen Austausch mit ihnen geredet. Sie können uns einmal besuchen und ein Konzert hier machen – und wir fliegen einmal nach Singapur und machen das Gleiche. Solch kultureller Austausche ist für mich hoch interessant. Wir haben alle dieselbe Sprache: „Musik“. Und dadurch lernen wir andere Kulturen kennen.

 

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ gern noch gefragt?

Mir gefällt der „Oberkärntner Volltreffer“ sehr gut. Er ist überschaubar mit vielen Events und Persönlichkeiten von unserer Region. Ich freue mich immer über die Neuigkeiten in der Blasmusik durch die Berichte von Stefanie Glabischnig.

 

Kurz gefragt:

Beruf: Kapellmeister und Musikschullehrer

Sternzeichen: Skorpion

Ich schaue gerne (TV, Film): Dokumentationen

Leibgericht: Zwiebelrostbraten und Ramen (Japanische Nudelsuppe)

Lieblingstier: Hund

Lebensmotto: Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt


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