Katharina Weixelbraun (Rangersdorf)


Katharina Weixelbraun (Rangersdorf)

08.09.2023

 

Ich helfe bis der Ukraine-Krieg vorbei ist!

 

Freiwillige Helferin, Dolmetscherin und Hausfrau

 

Katharina Weixelbraun (40) zählt zu den ersten Kärntnern, die nach dem Ausbruch des Ukrainisch-Russischen Krieges Hilfslieferungen in die Kriegsgebiete der Ukraine lieferte. Die Mölltalerin ist wie kaum jemand anders prädestiniert dafür, denn als gebürtige Weißrussin, deren Familie aus der Ukraine stammt, kennt sie beide Seiten von Kindheit an. Katharina Weixelbraun lebt mit Ehemann Hans in Witschdorf/Rangersdorf, sie haben eine Tochter und zwei Söhne.

OVT: Frau Weixelbraun, über eineinhalb Jahre Ukraine-Krieg! Wie sehr trifft es Sie generell, aber natürlich auch persönlich?

Katharina Weixelbraun: Wenn ich weiß, dass die Leute selbst das Wasser aus den Heizkörpern trinken, kann man einfach nur schwer betroffen sein. Zum anderen habe ich über 300 Personen, die zu meiner Verwandtschaft in der Ukraine zählen, und über das ganze Land verstreut sind. Soweit es geht, versuche ich per Handy und über die sozialen Medien mit ihnen Kontakt zu halten. 

Ist jemand aus Ihrer Verwandtschaft auch direkt betroffen von den Kriegshandlungen?

Ja. Vor einem Jahr musste eine mit mir verwandte Familie aus Cherson, wo auch vor wenigen Monaten der große Damm gesprengt wurde, fliehen und dort alles zurücklassen. Seither sind sie in Kiew. Sie wollen aber wie viele andere wieder nach Hause zurück.

Vom Tag nach dem russischen Einmarsch an sind sie ins Tun gekommen und haben Hilfe organisiert, die sie bis heute aufrechterhalten – quasi im Alleingang.

Ich war beispielsweise am Tag nach dem Einmarsch bereits bei unserem Bürgermeister in Rangersdorf. Allerdings hat alles ein bisschen gedauert, bis es sozusagen in Schwung kam. Sehr geholfen haben schließlich Facebook und WhatsApp.

Danach kam aber wirklich alles in Schwung!

Diese erste Welle im März/April 2022 hatte es wirklich in sich. Vom Keller bis unters Dach stapelten sich Hilfsgüter in unserem Haus, vor allem Medikamente, Hygieneartikel - insbesondere Windeln wurden gebraucht – Kleidung und Essen, aber auch Rollstühle, Krücken, Decken oder Matratzen waren darunter. Mittler-weile ist es jedoch etwas ruhiger geworden, denn damals dachten die Menschen auch noch, dass dieser Krieg wohl schneller vorbei ist. Und nicht zu vergessen, mit dem Krieg kamen bei uns auch die hohe Inflation und andere Sorgen dazu! 

Wieviele Hilfslieferungen haben Sie bislang organisiert?

Am 3. oder 4. März 2022 fuhr der erste Lkw nach Lemberg in der Ukraine. Bis dato sind es insgesamt neun – der letzte fuhr heuer am 22. Mai. Die Geldspenden wurden für den Transport verwendet. Darüber hinaus habe ich noch rund 400 Einzelpakete in die Ukraine, adressiert an Kranke, Hilfsbedürftige, Unbekannte wie auch an Bekannte, Freunde und selbstverständlich Verwandte und Familienmitglieder. Erst heute am Vormittag unseres Interviewtages gab ich weitere fünf Pakete auf. 

Hierfür möchten Sie ja auch den vielen Spendern gerne was sagen.

Ich möchte mich bei allen hier – ob von Lienz, dem Mölltal, dem Drautal, von Spittal über Villach bis Klagenfurt – einfach einmal vom ganzen Herzen bedanken für die enorme Hilfsbereitschaft. Das ist mir sehr wichtig, denn nur so kann ich helfen. 

Zuhause sind Sie ja ebenso stark im Einsatz!

Ich begleite die Leute, die bei uns im Land angekommen sind, unter anderem bei Behördenwegen, ins Krankenhaus oder zu Psychologen – viele sind ja traumatisiert – aber auch in den Kindergarten und die Schule. Vor allem bin ich dabei als Dolmetscherin gefragt, und ich habe weiters auch Deutschkurse für Kinder und Erwachsene gemacht. Allgemein ermuntere ich viele auch Deutsch zu lernen, selbst Dinge in die Hand zu nehmen. An die 150 Familien habe ich so bis heute gratis begleitet. 

Wann waren Sie übrigens das letzte Mal selber in der Ukraine?

Ich war vor zwei Jahren auf Familienbesuch. Anfang März 2022 wäre ein weiterer Besuch bei Verwandten geplant gewesen, doch kurz zuvor passierte leider der russische Einmarsch.

Wie sehr kommen Sie im Zug Ihrer Ukraine-Hilfe an persönliche Grenzen?

Man wird mit der Zeit schon überfordert. Gerade am Anfang hatte ich ja kaum Zeit zum Essen, hatte aber dennoch meine Kinder und den Haushalt zu versorgen. Oft saß ich spät noch bloß bei einigen rasch aufgewärmten Dosen. Doch viele Fotos, die ich über angekommene Hilfsleistungen von der Ukraine bekam und bekomme, sind stets meine Motivation dafür – und das wird bis zum Kriegsende so bleiben! 

Schalten Sie auch ein wenig von Ihrem Hilfs-Engagement ab?

Mit Torten backen und dekorieren bekomme ich meinen Kopf vom Krieg etwas frei, weil ich mich da mit schönen Dingen beschäftigen kann. Ich habe an die 500 Bücher zu dieser
Leidenschaft. Naschen ist übrigens auch eine Leidenschaft von mir. Die ständige Bewegung, wenig Schlaf und gesundes Obst und Gemüse halten aber wenigstens meine Figur fit – um auch etwas Positives zu finden.    

Die Antwort auf die heutige „Wunsch“-Frage liegt Ihnen auf der Zunge?

Das stimmt. Mein erster und größter Wunsch ist, dass wieder Friede in meinem Heimatland Ukraine ist. Gefolgt davon, dass die Menschen auf der Welt wieder lernen einander zuzuhören, mehr zusammenzuhalten und vor allem, dass der Hass wegfällt.

 

 

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Bild: Der Lkw hat mit Gostomel in der Region um Kiew sein Ziel erreicht.

 

Sternzeichen: Stier

Ich höre gern (Musik): Orgelmusik und Klassik

Ich trinke gerne: grünen Tee

Lieblingstier: Schlange

Lebensmotto: Immer den geraden Weg gehen.


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