Gernot Morgenfurt (Techendorf)


Gernot Morgenfurt (Techendorf)

11.01.2019

Der Körper folgt immer dem Geist!

Gernot Morgenfurt (53) ist ein Top-Athlet im Blindenskisport  und zählt somit zum Favoritenkreis bei der Para-Ski-Alpin WM von 21. Jänner bis 2. Feber in Kranjska Gora/SLO und Sella Nevea/IT.

2017/18 holte er den Gesamtsieg im Europacup, den 2. Platz im Slalom-Weltcup, den Österreichischen Staatsmeistertitel und verpasste bei den Paralympics in Pyeong Chang/Südkorea nur hauchdünn Edelmetall. Seit Anfang der 1990er lebt der Weißenseer mit MS (Multiple Sklerose) und ist seit 2005 stark sehbehindert (ca. 5% Sehkraft). Gernot Morgenfurt lebt mit Ehefrau Susanne in Techendorf und hat einen Sohn.

OVT: Herr Morgenfurt, Sie sind 53, durch die Multiple Sklerose stark beeinträchtigt und trotzdem an der Weltspitze ihres Sports! Wie würden Sie das dem Leser erklären?

Gernot Morgenfurt: Wir reden hier vom Leistungssport und wenn du da etwas erreichen willst, musst du genau wissen was du willst und kannst. Ich habe mich von Anfang an mit meinen gesunden Möglichkeiten auseinander gesetzt. Die meisten machen den Fehler, dass sie ihr Problem überwiegend und ausführlich behandeln. Es ist eigentlich sehr einfach, je mehr Aufmerksamkeit du deiner Krankheit widmest, desto größer wird wahrgenommen. Stecke dir Ziele, so wie ich im Blindensport. Es funktioniert bei jedem, wichtig ist nur, dass man konsequent am Ziel arbeitet. Bei Krankheiten sollte das Ziel die Gesundheit sein! Sport ist dazu eine optimale Möglichkeit.

 

Sie haben auch zwei Bücher geschrieben („Mit Plan B zum Erfolg“ und „Wie ich mein Handikap verbessere...“), halten Vorträge und veranstalten Workshops.

Ich möchte einfach nur informieren und die Menschen anregen, mehr eigenverantwortlich zu handeln und Dinge zu hinterfragen. So konnte ich herausfinden, warum ich an MS erkrankte und letztendlich die Krankheit auch selbst stoppen. Wie dies geht, sollen die Menschen erfahren und deshalb mache ich das. (Infos: www.i-tuas.at).

 

Hat die Diagnose „MS“ letztlich ihren Kampf- und Sportsgeist geweckt und Sie zu Erfolgen angespornt - und wie hat der Blindensport ihr Leben verändert?

Mit den sportlichen Möglichkeiten wollte ich lediglich meine eigene Situation verbessern und auch den Beweis erbringen, was alles mit einem chronischen, unheilbaren Zustand möglich ist. Da ich zudem auch noch sehbehindert und schon über fünfzig bin, möchte ich natürlich anderen Mut machen, vorleben und freue mich über jeden Nachahmer. Im Blindensport ist Vertrauen ein entscheidender Punkt, den DU alleine beherrschen musst.

 

Am 21. Jänner beginnt die Para-Ski-Alpin WM. Mit welchen Erwartungen fahren Sie hin? Konnten Sie sich optimal vorbereiten?

Aufgrund eher schlechter Strukturen und Versäumnisse im österreichischen Behindertensport Ski Alpin sind meine Erwartungen heuer bescheiden aber Top 5-Resultate sollten möglich sein. Wegen der wenigen Schneetage und einem neuen Betreuerteam ist das ÖSV-Team leider weit hinter seinen Möglichkeiten einzustufen. Mein Skitraining habe ich selbst am Weissensee organisiert – und wir sind bereit.

 

Welche Rolle spielt Ihr Guide für Sie?

Ohne Guide ist der Blindensport nicht möglich, deshalb bin ich sehr dankbar, dass sich Christoph Gmeiner und seine Familie hierfür begeistern können und mich bei der Umsetzung meiner Ziele begleiten.

 

Welche sportlichen Ziele haben sie sich für die Zukunft gesteckt?

Mir sind gesundheitliche und soziale Ziele in Zukunft wichtiger, denn da habe ich noch Großes vor. Ich weiß, wie man MS aufhalten kann und hier sehe ich künftig meine Aufgaben. Da der Sport hierbei jedoch einen wichtigen Faktor spielt, werde ich versuchen noch weitere gute Ergebnisse zu erzielen.

 

In Österreich ist der alpine Skisport die absolute Nr. 1! Wünschten Sie sich auch mehr Aufmerksamkeit für den alpinen Ski-Behindertensport?

Ja, die Mehrheit glaubt, dass der Skisport auch im Behindertensport gut aufgestellt ist und eine gut funktionierende Struktur hat. Leider sind wir hiervon Lichtjahre entfernt und von Gleichstellung bzw. Inklusion weiter weg als ein Flug zum Mars! Zusätzlich kämpft der Behindertensport Ski Alpin jedes Jahr ums finanzielle Überleben. So wie ich es in der kurzen Zeit mitbekommen habe, stellt der ÖSV wenige Mittel zur Verfügung und deshalb gestaltet sich auch eine optimale Nachwuchsarbeit als schwierig. Ich durfte große Erfolge feiern, weil mir von Anfang an bewusst war, dass es ein teures Hobby wird. So habe ich viel Geld eingesetzt und übernehme auch die Kosten für meinen Guide. Mir tun jedoch die jungen Athleten leid, weil es neben der geringen Aufmerksamkeit leider auch finanziell nichts zu holen gibt. Deshalb freue ich mich über jede Berichterstattung über unseren Sport, denn dies kann die Situation nur verbessern.

 

Welche Wünsche hegen Sie privat?

Gesund bleiben und weiterhin viel Freude bei meinen Aktivitäten. Wenn es mir gelingt, dass MS allgemein gestoppt werden kann, bzw. alle Betroffenen mit ihrer Situation optimal umzugehen lernen, dann ist ein großes Wunschziel erreicht. Für mich jedenfalls bedeutet MS  „Mehr Spass“ am Leben und so gilt für mich: „ondare redn, i tuas“!

 

Kurz gefragt:

Beruf: Blindensportler Ski Alpin

Sternzeichen: Steinbock

Ich höre gern (Musik): Deutsche Schlager und Austro-Pop

Leibspeise: Kärntner Nudel

Glücksbringer: Meine Familie

Lebensmotto: Wenn du nur das tust, was du schon kannst, dann wirst du auch nur das bleiben, was du schon bist!


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