Annette Wallner (Irschen)


Annette Wallner (Irschen)

23.12.2021

Räucher-Expertin und ganzheitliche Naturheiltherapeutin

 

Räuchern mit dem, was die Natur uns bietet

Annette Wallner (49) kennt sich bestens mit Räuchern und Räucher-Ritualen aus. Besonders in den Raunächten in der Zeit um den Jahreswechsel werden diese Bräuche gepflegt. Annette lebt mit ihrer Familie oberhalb von Irschen, wo sie den 300 Jahre alten „Fundahof“ bewirtschaften, einem der ersten Kräuterhof-Betriebe im „Natur & Kräuterdorf“. Während sie Gäste und Interessierte dort auch in die Welt der Kräuter und des Räucherns einführt, bewirtschaftet und pflegt ihr Mann Eduard - er ist gelernter Tischler - den kleinen Bauernhof und packt auch im Beherbergungsbetrieb an. Annette und Eduard haben drei Kinder.

OVT: Frau Wallner: Räuchern – Warum macht man das? Wo kommt das Räuchern eigentlich her?

Anette Wallner: Überall wo Menschen sich angesiedelt haben gab es Schamanen, Druiden, Naturheilkundler, die sich um die Gesundheit gekümmert haben. Es wurden die Kräuter und Pflanzen der Umgebung gesammelt, getrocknet und für Nahrung, Heilung und Räucherungen verwendet. Je nach Tradition und Glauben des Volkes wurden mit Kräuter- Kostbarkeiten Gottheiten gehuldigt. Tägliche Räucherungen waren selbstverständlich in den einfachen Behausungen. Durch spezielle Rituale reinigte man den physischen und astralen Körper von Altlasten und „Dämonen“, förderte die Fruchtbarkeit der Frauen, desinfizierten Häuser und die Stallungen der Tiere. Meine Großeltern in der katholischen Tradition haben sich zum Beispiel dazu noch mit einem Gebet für das alte Jahr bedankt und das neue begrüßt.

Dem Räuchern schreibt man eine reinigende Wirkung zu. Was steckt dahinter?

Da gibt es mehrere Facetten: Alte Häuser und Stadtwohnungen, die einen ständigen Wechsel an Mietern erleben, sind mit den alten, verbrauchten Energien behaftet. Durch das Räuchern bindet man die nicht sichtbaren feinstofflichen Energien und befreit sozusagen den Raum. Durch Stoßlüften nach dem Räuchern entlässt man die verbrauchte Energie ins Freie und heißt das Neue willkommen. Von der biologischen Sicht her reinigen Harze und Hölzer, Pflanzen mit hohen ätherischen Ölgehalt die Luft von Bakterien und Viren. Die Desinfektion in Krankenzimmern mit Salbei war bis in die 1960er Jahre eine übliche Praxis.

Was brauch ich alles, um mein Haus „auszuräuchern“?

Ganz unkompliziert geht es mit Kräutern. Einfach Kräuter, wie B.Salbei, Lavendel, Johanniskraut, Rosmarin oder Ringelblume frisch aus dem Garten mit Stängel circa zehn Zentimeter lang abschneiden, aufeinanderlegen, mit einem Bindfaden fest umwickeln. Dann lässt man das frische Bündel trocknen. Wenn es getrocknet ist, kann man es entzünden und behutsam durch die Räume gehen. Es glost ganz sanft und duftet wunderbar.

Auch die Räucherschale kann man ganz einfach selber machen. Ich sage meinen Kursteilnehmern immer, sie sollen die Kastln nach netten Utensilien, die sie einst geschenkt bekommen haben, durchsuchen: Schalenförmige Tongefäße, die hitzebeständig sind. Dann holt man sich z. B. von der Drau sauberen Sand und befüllt damit das Gefäß. Der Sand absorbiert die Hitze. In die Mitte der Schale kommt ein Stück Räucherkohle aus dem Reformhaus, das ist sehr praktisch. Wer es ganz natürlich will sammelt im Frühjahr und Sommer die festen Schwämme von Baumstümpfen - der Räucherschwamm der bei uns zu Ostern mit dem geweihten Feuer entzündet wird - schneidet sie im weichen Zustand in Scheiben und lässt sie trocknen. Sie haben einen feinen Eigengeruch und brauchen länger um durchzuglühen. Räucherkohle vom Garten Grill oder aus dem Kachelofen und der Räucherschwamm sind sehr gut für Stallräucherungen geeignet, weil man dort große stabile alte Töpfe verwenden kann die man über eine Stunde verräuchern lässt.

Auf die Räucherkohle legt man getrocknete ungemahlene Kräuter, die man knapp davor zwischen den Fingern zerbröselt. So bleiben die ätherischen Öle erhalten und kommen unmittelbar mit der Kohle in Kontakt. Johanniskraut und alles was Gelb ist hat auch noch das Sonnenlicht gespeichert und ist gut für die lichtarme Zeit. Mit guten Gedanken, in Stille und Bedacht geht man mit der Schale durch die Räume. Man sollte dabei aber auf die Rauchmelder achten. Knapp vor Weihnachten, am Hl. Abend und die Tage bis zu Sylvester, nach dem Jahreswechsel und Hl. Könige, bis Maria Lichtmess ist bei uns in Oberkärnten die Tradition der Rauhnächte angesiedelt. Der Volksmund sagt sogar, dass man am Hl. Abend durch die Räucherung im Stall die Tiere sprechen hören kann.  

Muss man dafür immer etwas kaufen, oder liefert die Natur auch das Material?

Man muss nichts dafür kaufen, außer man möchte etwas aus anderen Ländern, was bei uns nicht wächst. Die Natur bietet alles: Harz der Fichte, Kräuter vor der Tür im Garten, in Wald und Wiese, feiner Sand von Flüssen, selbst Räucherkohle Kegel oder Scheiben kann man mit fein gemahlener Grillkohle selbst herstellen.

Früher hat man auch in Ställen geräuchert. Weshalb? Macht man das heute auch noch?

Das gehörte zur Stallhygiene. Zweimal im Jahr wäre gut. Als unsere Tiere einmal kränklich waren, haben wir den Stall gut gereinigt und über zwei Stunden eine große Räucherschale mit Salbei und Harzen aufgestellt, während die Tiere im Freien waren. Im Herbst und Frühjahr lässt sich ein Frühjahrsräucherputz leicht auch in den Schlafplätzen von Katzen und Hunden machen.

Aber das Räuchern dient nicht „nur“ dazu Bakterien abzutöten. Es macht auch etwas mit der „Seele“?

Man fühlt sich entspannter, baut Stress ab. Der Duft erinnert uns an schöne Zeiten, an den Sommer, man fühlt sich einfach wohl und wird zugänglicher über Konflikte und Sorgen zu reflektieren, sich zu vergeben.

Wie sieht die „esoterische Seite“ des Räucherns aus? Gibt es die überhaupt?

Ja natürlich! Es ist zwar ein spiritueller innerlicher Erkenntnisweg, den manche Leute gehen. Allerdings ist das auch oft eine Flucht in Scheinwelten. Ich gehe hier lieber einen klareren Weg, bleibe bewusst bei mir und suche die Antworten nicht in Anderswelten und dem Universum.

Sie halten auch Alpakas auf ihrem „Fundahof“. Was hat es damit auf sich?

Ein Bekannter suchte einen guten Platz für seine kleine Alpaka Herde. Er wollte dass die Tiere zusammenbleiben und so haben wir die „Jungs“ geschenkt bekommen. Unsere Tiere grasen auf den Wiesen vorm Hof und aus der Wolle lassen wir im Mölltal herrliche Alpaka-Bettwäsche für uns unsere Ferienwohnung nähen. Natürlich gehen wir mit unseren Gästen auch gerne eine kleine Alpakarunde.

Zu welchen Düften entspannt sich eine Räucherexpertin?

Ich liebe den „Waldweihrauch“ – das Fichtenharz - und den zarten Duft der Melisse. Aus dem Orient mag ich die süßen Düfte von Zimt, Kardamom und Honig. 

Abschließend noch gefragt: Wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“?

Sehr gut, weil er viel Information und Nützliches in den wenigen Blättern vermittelt.

 

Kurz gefragt:

Sternzeichen: doppelter Wassermann

Ich höre gerne (Musik):  Mike Oldfield

Lieblingszeit: Winter

Mein Motto: Ganz klar und still meinen Weg gehen


1 Kommentar

aus Thueringen Deutschland
Der Artikel war sehr interessant und lehrreich. Wir haben auch sehr gute Erfahrungen mit der Naturheilkunde bei unserer Familie gemacht. Bei unseren Urlaub auf den Fundahof haben wir täglich den Kräutertee von Anette genossen. Heike, Lutz, Marlis und Kurt wünschen der ganzen Familie und Angelfreunden ein gesundes, erfolgreiches und glückliches Neues Jahr 2022.
Von Kurt Marquardt, am 31.12.2021 19:19
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