Andreas Ulbrich (Winklern)


Andreas Ulbrich (Winklern)

08.01.2021

„Alpenkasperl“ geht online

Andreas Ulbrich (61) entdeckte 1986 beim Berliner Puppentheater „Firlefanz“ das  Puppenspiel für sich. Seither ließ der „Kasperl“ den ehemaligen Lokomotivschlosser und Lehrer nicht mehr los. Seit 30 Jahren schreibt er eigene (Puppen-) Stücke. Durch die Corona-Pandemie verlagert sich das Arbeitsgebiet des gebürtigen Berliners notgedrungen von Kindergärten und Schulen ins Internet. Seit dem Frühjahr stellte Ulbrich mehrere Puppenstücke auf seiner Homepage (www.puppenspieler.at) und auf YouTube online. Er erfreute sein junges Publikum mit seinem „Osterhasenkalender“ und kürzlich mit dem „Kasperl-Adventkalender“. Andreas Ulbrich lebt seit 14 Jahren mit Gattin Verena – sie ist Restauratorin und auch „beste Background-Helferin“ – und ihren beiden Kindern in Winklern.

OVT: Herr Ulbrich, gern vorab – vermissen Sie es, vor Kindern zu spielen?

Andreas Ulbrich: Das ist eine Tragödie. Nicht nur wirtschaftlich. Im Sommer und im frühen Herbst ging ja hin und wieder mal etwas. Da habe ich jede einzelne Vorstellung genossen, und mit dem Jedermann nach vielen Jahren auch wieder etwas für Erwachsene geschaffen. Es gab viel Interesse und dann kamen wieder die Absagen. Das nimmt einen schon sehr mit.

 

Seit März des vergangenen Jahres wurde das Internet für Sie „Haupt-Bühne“. Live-Streams, Musikvideos, Kalender etc. bestimmen jetzt ihren Berufsalltag. Machten Sie damit aus der Not eine Tugend?

Ich will das nicht idyllisieren. Die Leute warten ja auch nicht darauf. Wenn Sie online vor Corona kein Geld verdient haben, haben Sie im Lockdown normalerweise damit auch nichts verdient. Diese ganzen Spenden sammelnden Live-Streams spielen doch meist die Unkosten nicht ein. Ich habe mir letztes Jahr vor Ostern mit den Osterhasenvideos meinen Frust von der Seele gefilmt. Und ich hatte das große Glück, dass mein Südtiroler Sponsor, der dort seit ewig meine Tourneen finanziert, sagte: „Das ist super! Dann geben wir dir das Geld, das wir für die Tournee geplant haben, heuer für die Videos.“ Und das hat zum Glück auch gut funktioniert. Die Kindergärten und Schulklassen in Südtirol haben die Videos im Advent täglich gemeinsam geschaut. Mein Weihnachtslied haben sie im Musikunterricht gesungen. Freiwillig und mit Spaß.

 

Werden Sie diese vermehrte Internet-Präsenz künftig beibehalten?

Ja, die Stiftung Südtiroler Sparkasse will den erfolgreichen Weg weiter gehen und auch in Kärnten gibt es jetzt zwei konkrete Vorhaben im Bereich Umwelt und Klima.

 

Apropos künftig: Sie hätten auch ein neues Oberkärntner Projekt rund um einen „lustigen Krampus“ in der Schublade. Was möchten Sie unseren Lesern dazu verraten?

„Krampus“ und „Schampus“ sind zwei etwas depperte Kerle, vor denen sich kein Kind fürchtet. Über die beiden kann man von Herzen lachen und so haben sie sich im Advent zu echten Lieblingen der Kinder gemausert. Deshalb müssen sie auch nicht mit dem Nikolaus bis zum nächsten Advent abtreten. Sie lernen jetzt im Winter das Skifahren und sie werden einen eigenen Song bekommen, vielleicht einen Hit. Ich bin da schon mit zwei guten Mölltaler Musikern im Gespräch. Und es sieht ganz so aus, als ob sie im Sommer einfach weiter machen. Zwei Krampusse am Badesee. Das wäre doch mal was.

 

Woher kommt Ihre Liebe zum Kasperl?

Ich habe als Kind in der DDR nie ein Kasperltheater gesehen. Als ich längst Lehrer war, machte ein befreundeter Puppenspieler und echter Profi ein Kasperltheater nach dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. Ein Jahr später war ich sein Kollege.

 

Ihr „Kasperl“ spielt für Klein und Groß.  Er ist ein gestandener Mann sozusagen! Warum ist Ihnen das wichtig?

Das war früher ganz normal. Das Kasperltheater war vor allem für Erwachsene. Auf Jahrmärkten und Festen, derb und witzig und zum Ärger der Obrigkeit. Das hatte Bestand, bis das Kino erfunden wurde. Danach blieben die Kinder als Publikum, wegen der besonderen Wirkung, die Puppen auf Kinder nun mal haben. Das verführte viele Puppenspieler leider dazu, den Kasperl zu infantilisieren. Mit zu hoher Stimme spricht er oft zu brave Texte. Das wollte ich nie. In meinem „Jedermann“ (Hugo von Hofmannsthal) spielte der Kasperl für Erwachsene und sagte schlimme Sachen. Leider lief das Stück nur bis zum Beginn der zweiten Coronawelle.

 

„Kasperl“-Bühnen haben es heutzutage schwerer. Schon vor Corona hörte man von Schwierigkeiten der Puppenbühnen, da Playstation, Handy & Co bei Kindern hoch im Kurs stehen! Wie sehen Sie das?

Die Krise des Kasperltheaters hat nichts mit Playstation und Handy zu tun. Eher damit, dass es so viel belangloses, Kasperltheater ohne Herzblut gibt. Der Bedarf an witzigem und kommunikativem Theater für Kinder, das sein Publikum ernst nimmt, ist ungebrochen.

 

Haben Sie Theaterprojekte für die Zeit nach Corona?

Ja. Der „Jedermann“ hat mir Lust auf Theater für Erwachsene gemacht. Das ist eine echte Komödie mit Puppen gespielt. Witzig, derb und schnell. Zu Preisen, die sich coronagebeutelte Veranstalter leisten können. Im Sommer könnte es so weit sein.

 

2010 sprachen Sie im OVT-Interview von einer Großglockner-Besteigung mit ihrer gesamten Familie. Konnten Sie das schon realisieren oder gibt`s mittlerweile aktuellere Wunschträume?

Sie haben ein gutes Archiv! Im Sommer 2020 wäre es beinahe so weit gewesen, aber dann hatte dieser Sommer eben auch das kleine Zeitfenster, in dem ein Puppenspieler Geld verdienen konnte. 2021 klappt es ganz sicher!

 

Und wie gefällt Ihnen der „Oberkärntner Volltreffer“ im Lauf all der Jahre?

Hat nichts von seinem Charme verloren. Und wie schon damals gesagt: Das Haus in dem wir leben, war im „Volltreffer“ annonciert. Ohne den „Volltreffer“ wäre ich vielleicht gar nicht hier.

 

Kurz gefragt:

Beruf: Puppenspieler

Sternzeichen: Waage

Ich höre gern (Musik): Mozart, Wagner, Neil Young

Lieblingsgetränk: Cappuccino an einer italienischen Autobahnraststätte

Lieblingstier: drei Katzen

Lebensmotto: Hauptsache g`sund


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